Die Welt - 05.10.2019

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05.10.19 Samstag, 5. Oktober 2019DWBE-HP


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32 DIE LITERARISCHE WELT DIE WELT SAMSTAG, 5. OKTOBER 2019


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enn mich die Sinnlosigkeit trifft, stelle ich mich ans
Fenster. Fremde gehen vorüber. Indem ich sie beobach-
te, hoffe ich, ihre sichtbare Dringlichkeit, mit der sie
irgendwo hingehen, irgendwo ankommen, könnte mein
eigenes Gefühl der Bedeutungslosigkeit stören und
unterbrechen. Wie der gewöhnliche Akt des Aus-dem-Fenster-Sehens
unser ewiges Verlangen danach, der Außenwelt anzugehören, während
unsere Körper nicht anders können, als in ihrer ihnen innewohnenden
Singularität zu verweilen, still bestätigt; dass dort unser einziges wirkliches
Zuhause ist.
Ich beobachte Menschen in ihren Wohnungen, wie sie sich durch ihre Le-
ben bewegen wie durch Wasser. Es gab die Putzfrau in Paris, damals, als
mein Herz zum ersten und einzigen Mal tatsächlich gebrochen wurde, und
alles, was ich wollte, war: neue Erinnerungen schaffen, die die Möglichkeit
einer neuen, anderen, hellen Zukunft ankündigen, für dann, wenn dieses
momentane Leben, das ich als das meine anzunehmen gelernt hatte, an
sein unvermeidliches Ende gelangt wäre.
Ich erinnere mich weder an die Einzelheiten im Gesicht dieser Putzfrau
noch an die Bewegungen ihres Körpers, wenn sie ihrer Arbeit nachging. An
was ich mich erinnere, ist ein unglaubliches Verlangen nach einer Wirklich-
keit, die nie meine sein würde. Eine schrecklich spürbare Distanz existierte
direkt dort zwischen uns, wie sehr bewusst war mir mein Leben, das zu
leben für immer unmöglich sein würde.
Ich konnte tagelang am Fenster stehen, und keiner meiner äußeren Um-
stände würde sich ändern, außer dem einen Umstand, der mein Geist, der
mein Gehirn ist. Ein Dichter wird nirgendwo gebraucht, außer im Herz an-
derer Menschen. Und das ist der schönste und zugleich brutalste Sinn von
allen, denn wenn Menschen sich an etwas gewöhnen können, dann ist es,
andere zu lieben.
Wenn ich dann an meinem Schreibtisch sitze und nach Worten suche,
um meine Gedanken zu verstehen, wird mir die brutale Langsamkeit mei-
nes Unterfangens, die Welt zu verstehen, bewusst. Nichts wird je brutaler
sein als diese empfundenen Momente völliger Ganzheit, dann, wenn Erfah-
rung nicht mehr eine Erfahrung an sich ist, sondern ein sich schnell schlie-
ßender Raum, der bald alles überdauern wird, das ein paar Atemzüge zuvor
noch völlig vorstellbar war. Alles, was ich erkenne, bin ich selbst.

Lara Konrad ist Künstlerin, zuletzt erschien „Mother, We All Have Been
Lonely and Lovely Places“ (Gato Negro Ediciones).

Was ich


erkenne,


bin ich


selbst


Gedanken einer Instagram-Poetin


VVVon Lara Konradon Lara Konrad


LARA KONRAD (8)

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