Die Künstlerin der Stunde ist Himali Singh
Soin. Ganzoffiziell. Sie hat gerade den
Preis der Londoner Kunstmesse Frieze ge-
rade gewonnen, im weißen Zelt im Re-
gent’s Park läuft inmitten der rund 200 Ko-
jen ihr aktuelles Video „We Are Opposite
Like That“ in Dauerschleife. Man sieht die
sehr fragile Frau durch Geröllfelder und
Schneelandschaften stapfen, eingewickelt
in eine silberfarbenen Rettungsdecke aus
dem Erste-Hilfe-Koffer. Das Werk, für das
Himali Singh Soin an beide Pole reiste,
weist auf die Folgen des Klimawandels
hin. Die Künstlerin und Filmemacherin
sagt, dass es sich um die „Geschichte eines
Verlusts“ handele, weil sie bei den Drehar-
beiten das Gefühl hatte, etwas zu doku-
mentieren, das bald verschwinde.
Man kann das als Besucher als wider-
sprüchlich empfinden: Muss eine Künstle-
rin eine so eine lange Reise unternehmen,
wo man doch weiß, dass Flugzeuge, Autos,
Schiffsverkehr zum Klimawandel beitra-
gen?
Und ausgerechnet die Frieze, die sie fei-
ert, ist ein ressourcenverschlingendes
Groß-Unternehmen – von den beiden im-
mer größer werdenden Zelten, die in mona-
telanger Arbeit auf- und wieder abgebaut
werden, bis zum VIP-Shuttle-Service. Die
Sammler fliegen in Privatjets ein, die
Kunst wird in Transportmaschinen ange-
liefert, in gewaltigen Kisten, die in den kli-
matisierten Hallen der Kunst-Transpor-
teure zwischengelagert werden, bevor sie
wieder auf die Reise gehen. Während der
VIP-Preview protestierte vor der Eingangs-
rampe der Messe eine einsame Klima-Akti-
vistin, deren drei Transparente sich aber
im Vergleich zu den Abmessungen der Ge-
mälde, denen im Zelt die Aufmerksamkeit
gilt, eher bescheiden ausnahmen.
Dennoch sollte Himali Singh Soin in die-
sem Herbst die Aufmerksamkeit der
Kunstwelt gelten: Denn ihre Existenz in
der so internationalen Kunsthauptstadt
London ist ebenfalls bedroht. Sie wurde in
Neu-Delhi geboren und lebt in London mit
ihrem deutschen Partner. Sollte Großbri-
tannien Ende des Monats die EU ohne ei-
nen „Deal“ verlassen, können die beiden
ihre Koffer packen.
Der britischen Hauptstadt, in der wäh-
rend der Eröffnung der Frieze im Parla-
ment heftig um den Brexit gerungen wird,
geht die Kunst verloren. Außer Himali
Singh Soin werde auch Stars wie Wolfgang
Tillmans gehen müssen, die das britische
Publikum als Turner-Preisträger so gut
wie adoptiert hat.
Bevor Wohnungen und Ateliers ge-
räumt werden, kümmern sich die Spedi-
teure aber erst einmal um die Kunst. Die
Sammler mit Zweitwohnsitz in London ha-
ben längst abgehängt. Lager wurden auf-
gelöst. Galeristen feilschen um Abholter-
mine bald nach Messeschluss – niemand
möchte, dass die kostbare Ware womög-
lich monatelang im Zoll festhängt. Und
jetzt brechen auch so prominente Galeris-
ten wie David Zwirner oder Jay Jopling
auf, der Inhaber von White Cube. Beide ha-
ben zum Messebeginn angekündigt dem-
nächst in Paris Räume zu eröffnen. „Nach
dem Oktober wird meine Londoner Gale-
rie nur noch eine britische Galerie sein, kei-
ne europäische“, sagt Zwirner.
Die Skepsis gegenüber dem Standort
teilen auch viele Sammler, die in diesem
Jahr gar nicht anreisten und lieber direkt
nach Paris zur Fiac fahren oder mit dem
Kunstkauf auf die Art Basel Miami in der
Vorweihnachtszeit warten. Überraschen-
derweise ist den Ausstellern in London
aber, fast wie zum Abschied, eine sehr gu-
te Messe gelungen.
Vor allem im Zelt für zeitgenössische
Kunst, von der Koje im Eingang, die Gago-
sian allein den jüngsten, brüllgelben Ge-
mälden von Sterling Ruby widmet, bis zur
aufgeräumten Sektion „Forum“ für junge
Galerien. Von dem erstaunlichen Porträt
des Poeten und Soldaten Michael Marul-
lus Tarchaniota, das der Galerist Carlo Or-
si als Werk Botticellis auf der Master-Mes-
se mit dem Preisschildchen „30 Millionen
Pfund“ präsentiert, bis zu den schönen Fo-
tografien des schwarzen Alltags von Gor-
don Park. Jim Lambie hat die Gläser von
Sonnenbrillen in der Technik von Tiffany-
Lampenschirmen zu einem gewaltigen
Mosaik zusammen gepuzzelt, das bei Mo-
dern Institute so prominent gehängt ist,
als bräche eine neue Zeit an, in der Sonnen-
brillen auch keinen Schutz mehr bieten.
Doch wirkt diese ästhetische Weltläufig-
keit fast befremdlich in einem Land, das
sich vor allem mit sich selbst beschäftigt.
Die in London erscheinendeArt Newspa-
perhat beispielsweise stolz aufgeschlüs-
selt, dass die „am häufigsten in London
ausgestellten Künstler“ allesamt Briten
sind. Platz eins teilen sich Lucian Freud
und David Hockney. Im Stadtmagazin
Time Outstellt man auf zehn Seiten junge
„in London lebende Künstler“ vor. Und
ausgerechnet die Direktorin der Messe,
Victoria Siddall, stimmt englischen Gale-
risten zu, die angeben, sie würden sich
künftig eben stärker auf „lokale Märkte“
und „regionale Aktivitäten“ konzentrie-
ren, was keinen Widerspruch darstelle zur
internationalen Tradition der Hauptstadt.
Dagegen halten nur wenige an wie Jere-
my Deller, ein Künstler, der mit dem
Kunstwunder der Millenniumszeit in
Großbritannien berühmt wurde. Er hat
zur Frieze-Vernissage ein Mini-Poster ent-
worfen. Es zeigt auf der vollen Breite einer
Zeitungs-Doppelseite die britische Flag-
ge, den Union Jack, in den die Zeile „Welco-
me to the Shit-Show“ eingepasst ist in der
gleichen Typografie, in der Chips-Herstel-
ler auf den original-britischen Ursprung
ihrer Kartoffeln hinweisen.
Die Frieze, die als junges, der zeitgenös-
sischen Kunst verpflichtetes internationa-
les Unternehmen vor zwei Jahrzehnten be-
gann und den aufstrebenden Finanzplatz
London mit Avantgarde versorgte, wird
jetzt mit dem Standort erwachsen werden,
werthaltiger, konservativer und erzbri-
tisch. Die Zukunft, das zeichnet sich ab, ge-
hört hier nicht der experimentierfreudi-
gen, internationalen und politisch wachen
Kunst, sondern dem jetzt schon höher auf-
ragenden, zweiten Zelt der Frieze Masters.
Dort sind die Preise höher, die Kunst äl-
ter, die Mischung elegant-eklektisch, wie
am Stand von Hauser & Wirth, die klassi-
sche Gemälde auf Mid-Century-Wohn-
wände hängt. Drumherum werden nicht
nur Botticelli-Millionenwerte gehandelt,
sondern auch antike Skulpturen, kostbare
Bücher, Donald-Judd-Skulpturen, Cy-
Twombly-Gemälde, Picasso-Keramik und
- erstmals – hochpreisige Armbanduh-
ren. Es ist nicht die kulturhistorisch aus-
greifende, offene Auswahl, die dem Publi-
kum einst versprochen wurde, sondern
ein raffinierter Mix, wie er auch in den Vi-
trinen teurer Hotels zu finden ist.
Die Gegenwart, die Politik, die Welt
bleibt draußen. Obwohl: Auch in der ge-
dimmten Atmosphäre der Frieze-Masters
kann man den Begriff „Anthropozän“ fin-
den, also den Hinweis darauf, dass man
derzeit in einem Erdzeitalter lebt, das vom
Menschen und der von ihm verursachten
Umweltzerstörung geprägt ist. Die Londo-
ner Galerie Art Ancient hat ihr Angebot –
Faustkeile, ägyptische Steintafeln, Riesen-
ei – auf einer weich geschwungenen Zeit-
achse präsentiert, da taucht auch „Anthro-
pocene“ auf, ein gutes Stück nach dem
Bau der Großen Pyramide und dem Zeital-
ter von Konstantin und ganz klein ge-
schrieben. catrin lorch
von sonja zekri
A
m Donnerstagabend explodier-
ten im Auktionssaal bei Sothe-
by’s in London die Gebote. Als
die Interessenten für Los 28,
Banksys Gemälde „Devolved
Parliament“ innerhalb von Sekunden von
zwei auf drei, schließlich fünf Millionen er-
höhen, bemerkt der Auktionator Oliver
Barker, er sei jetzt doch ein wenig aufge-
regt. Drei Bieter sind über Telefone zuge-
schaltet, vertreten durch je zwei Mitarbei-
ter von Sotheby’s und einen jungen Mann
mit der Bieternummer 918, der bei sechs
Millionen Pfund ganz still wird, aber dann
plötzlich doch wieder einsteigt, als die bei-
den übrigen sich bei 8,4 Millionen Pfund
festgefressen haben. Von da aus ist es nicht
mehr weit bis zu neun Millionen Pfund,
11,1 Millionen Euro. Glückwunsch, Ap-
plaus. So aufregend kann Geldausgeben
sein.
Die neben dieser enormen Summe wohl
zweitwichtigste Information: Diesmal hat
der Künstler sein Werk nicht geschred-
dert, jedenfalls nicht während der Aukti-
on. War auch nicht nötig. Kein Werk be-
kam bei Sotheby’s Versteigerung zeitge-
nössischer Kunst am Donnerstagabend
mehr Aufmerksamkeit als Banksys Spott-
gemälde auf das britische Unterhaus. Kei-
nes löste ein so hitziges Wettbieten aus, kei-
nes erzielte ein so sensationelles Ergebnis.
Die 11,1 Millionen, gezahlt von einem un-
bekannten Käufer, waren immerhin fünf
Mal so viel wie der Schätzpreis. Gewiss,
Jean-Michel Basquiats „Pyro“ aus dem
Jahr 1984 brachte dieselbe Summe, aber
das war nicht überraschend. Neun Millio-
nen Pfund für einen Basquiat sind für die-
sen erlesenen Käuferkreis eine stolze Sum-
me, aber keine Sensation.
Zudem: Hat Basquiat je ein Bild bei ei-
ner Auktion live zerstört, so wie Banksy es
im vergangenen Jahr mit seinem „Girl
with a Balloon“ tat? Dass die Käuferin das
Bild dann auch in Fetzen behielt und seit
März in der Staatsgalerie Stuttgart zeigen
lässt, war schließlich nicht zu erwarten ge-
wesen.
Und jetzt: Banksys Affen. Auch das mo-
numentale – goldgerahmte! – Gemälde
hatte jüngst allerlei Fragen aufgeworfen,
nachdem dieNew York Timesfeststellte,
dass es einem früheren Gemälde mit dem
Titel „Question Time“ von 2009 zwar sehr
ähnelte, aber in Details doch abwich.
„Question Time“ zeigte ebenfalls palavern-
de Primaten und war schon damals als bit-
terböser Witz über Großbritanniens parla-
mentarisches Personal begriffen und im
Bristol Museum ausgestellt worden, aber
es gab Unterschiede: eine gelbe Banane in
der Hand eines Affen zeigte ursprünglich
nach oben, hing in der jüngsten Version
aber braun herab, die Leuchter an der De-
cke strahlten nicht mehr, Verzierungen an
Bänken wurden verändert.
Gab es also zwei ähnliche Gemälde? Und
falls nicht, wer hatte das Werk von 2009
verändert? Nun: Banksy selbst, erklärte
Sotheby’s. Der britische Künstler habe das
Bild „Question Time“ bearbeitet und umbe-
nannt. Banksys Firma „Pest Control“ habe
die Echtheit des Werkes, das nun „Devol-
ved Parliament“ heißt, bestätigt. Dass das
Thema des Gemäldes mit jedem Tag Brexit-
Quälerei noch zwingender, noch aktueller
werden würde, konnten ja weder Sothe-
by’s noch Banksy 2009 ahnen.
Bei Sotheby’s am Donnerstagabend
füllt „Devolved Parliament“ mit einer Grö-
ße von 2,70 mal 4,50 Metern und einer Aus-
strahlung wie ein Schlachtengemälde
leicht einen der Nebenräume. Das ist umso
erstaunlicher, als die neue Variante – hän-
gende Banane, weniger Licht – nicht so
sehr satirisch als vor allem bedrückend
wirkt. Die Affen auf den Abgeordnetenbän-
ken: nicht lächerlich, sondern ratlos. Die-
ses Parlament ist keine Versammlung pein-
licher Gestalten, sondern eine gelähmte,
ja, todtraurige Veranstaltung.
Alex Branczik, Leiter der Abteilung für
Zeitgenössische Kunst bei Sotheby’s, wird
später zur Identität der Bieter nur sagen,
es seien „globale“ und auch „institutionel-
le“ Interessenten im Rennen gewesen. Au-
ßerdem freue er sich sehr, dass mit Banksy
und Basquiat zwei Street-Art-Künstler der-
artige Höhen erreicht haben. Dass es einen
gewissen Widerspruch gibt zwischen der
Idee der Zugänglichkeit von Street-Art
und ihrem Verkauf bei einem exklusiven
Milliardärsvergnügen wie einer Sotheby’s-
Auktion, erwähnt er nicht.
Banksy hingegen, man wagt sich da
nicht zu weit hinaus, muss sich dieses Wi-
derspruchs bewusst sein, anders ist nicht
zu erklären, warum er sein zweites großes
Herbstprojekt ausgerechnet nach Croydon
verlegt hat. Croydon ist dem britischen Pu-
blikum vor allem bekannt durch die Aus-
schreitungen vor ein paar Jahren, als Ge-
schäfte brannten, Menschen starben und
Medien von einem „Kriegsgebiet“ spra-
chen. Die Gegend gilt bis heute als zumin-
dest problematisch.
Nun aber hat Croydon nicht nur einen,
sondern viele Banksys. In einem Eckgebäu-
de, gegenüber einem KFC in einem fal-
schen Fachwerkhaus und den drei Metzge-
reien „Meat Wise“, „Mr. Meat“ und „Black
Butcher“, hat Banksy einen Flagship-Store
eingerichtet. Unter dem Schriftzug „Gross
Domestic Product“ (Bruttoinlandspro-
dukt) hat er Schaufenster mit Werken deko-
riert, die bald online zu kaufen sein sollen
- und die die Mechanismen des Kunst-
markts mindestens so bitter verspotten
wie „Devolved Parliament“ das britische
Parlament. Gezeigt wird unter anderem
das Fell eines Gummitigers mit katastro-
phal schlechten Zähnen und dem Hinweis,
dass die britische Regierung pro Jahr
7,8 Millionen Pfund dafür ausgibt, Kin-
dern unter fünf Jahren Zähne zu ziehen.
Die Schutzweste, die der britische Rapper
Stormzy beim Glastonbury-Festival trug.
Eine Lampe mitPussy Riot-Strickmütze.
Und 15 Zimmeruhren mit Banksy-Ratte.
Aber am vertracktesten sind doch die Ar-
beiten zum Merchandising, Spraydosen
mit einem ungelenken „Banksy“-Schrift-
zug darauf, darunter der Kommentar, dass
es sich selbstverständlich nicht um alte
Spraydosen handele, die er selbst beschrif-
tet hat. Eine Verneigung vor Basquiat ist da-
bei als zerknüllte Skulptur namens „Banks-
quiat“, die Banksy als Kommentar zur
„endlosen Kommerzialisierung“ von Bas-
quiats Werken präsentiert – der er wieder-
um seine eigene hinzufügt. Ein paar unbe-
holfen bemalte Becher und Teller, die, ge-
nau, eben nicht Banksy, sondern Kinder be-
malt haben.
Der ganze Pop-up-Store, der nur bis En-
de Oktober zu sehen sein wird, sei ja über-
haupt nur nötig geworden, weil er mit ei-
ner Grußkarten-Firma in juristischem
Streit liegt, weil diese sein Urheberrecht
verletzt hat. Der beste Weg, um dies zu ver-
hindern, sei die Produktion eigener Mer-
chandising-Artikel. Auf einer Website kön-
ne man diese bald erwerben, die Einstiegs-
preise sollen bei zehn Pfund liegen, bei be-
grenzter Auflage. So verspricht es ein Zet-
tel an der Eingangstür, hinter der eine fast
märchenhafte Installation zu erkennen ist:
Aus einer geöffneten Kasse plätschert Was-
ser in Einkaufskörbe mit Seerosen, dar-
über kreisen mechanische Schmetterlin-
ge. Hätte der Handel mit Kunst doch nur
immer solche Poesie.
Lynn Carden hat für die Urheberrechts-
sorgen eines millionenschweren Künstlers
möglicherweise nicht viel übrig, aber der
Banksy-Shop gefällt ihr. Carden, 60, Land-
schaftsgärtnerin, wohnt seit ihrer Geburt
in Croydon und leidet unter dem schlech-
ten Ruf der Gegend. Dass nun Dutzende Be-
sucher kommen, Journalisten und Schul-
klassen, die Open-Air-Kunst-Unterricht
abhalten, findet ihre ungeteilte Zustim-
mung. „Auf einmal, über Nacht, war der
Shop da“, sagt sie ein bisschen gerührt. Al-
les „artsy-fartsy“, etwas abgehoben, aber
immerhin mal eine positive Nachricht aus
Croydon. Ihr Lieblingswerk? Der Grab-
stein mit den Plastikmargeriten darauf
und der Aufschrift: „You have now reached
your destination.“ Dem sei ja wohl gerade
in Großbritannien nichts hinzuzufügen.
Sonnenbrillen zu Lampenschirmen!
Die letzte Frieze vor dem Brexit: Auf der Messe verabschiedet sich London vom Anspruch, Weltstadt der Kunst zu sein
Der Heilige Hieronymus
in seinemStudierzimmer
zählt zu den Szenen, die
der Niederländer Joos van
Cleve bevorzugt malte. In
seinem Umkreis dürfte
auch das gleichnamige
Gemälde entstanden sein,
das Nagel in seiner Herbst-
auktion am 16. Oktober
versteigert.Mit einer Taxe
von 15 000 Euro führt es die Gemälde-
sparte an, gefolgt von einer reizvollen
Juno-und-Saturn-Allegorie aus der
Werkstatt des flämischen Manieristen
Jacob de Backer (14 500). Zwei Sammlun-
gen steuern die Glanzstücke der Skulptu-
renofferte bei, darunter eine um 1515
datierte Bischofsfigur aus der Landshu-
ter Werkstatt von Hans Leinberger
(25000,FOTO: NAGEL).Aufmerksamkeit
verdient auch eine Renaissance-Klapp-
sonnenuhr aus Elfenbein von 1596 mit
Vergleichsstücken in britischen und
deutschen Museen (6000).
Gut zwei Dutzendhochwertige Gläser
aus einer norddeutschen Sammlung
bereichern die Offerte des Heilbronner
Spezialisten Dr. Fischer am 19. Oktober.
Darunter finden sich sächsische Hofkel-
lereigläser und ein venezianischer Faden-
glaspokal des 17. Jahrhundert sowie ein
Zechliner Deckelpokal von 1740 mit dem
geschnittenen, vergoldeten Bildnis Fried-
richs des Großen (2500 Euro). Unter den
Biedermeiergläsern sind an erster Stelle
drei um 1820 gefertigte Ranftbecher von
Anton Kothgasser mit Wiener Motiven
zu nennen. Beim Studioglas springen die
stelenartigen Figuren von Theodor Sell-
ner ins Auge (400 bis 700).
Kunst und Kunsthandwerk,darunter
auch eine Sammlung afrikanischer Ob-
jekte, kommen am 19. Oktober bei Ruef
in Landshut zum Aufruf. Unter den spät-
gotischen Schnitzwerken ist die Figur
eines Heiligen Fridolin zu nennen (Limit
von 11 000 Euro). Von Fritz Koenig sind
bildhauerische Arbeiten aus den Sechzi-
gern zu haben, darunter das Modell der
New Yorker Kugelkaryatide von 1968 in
Silber (ab 8500). dorothea baumer
DEFGH Nr. 230, Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober 2019 FEUILLETON KUNSTMARKT 19
Banksysironischer
Altmeisterschinken war so
teuer wie ein Basquiat
Die Gestalten auf den
Abgeordnetenbänken wirken
nicht lächerlich, sondern traurig
Aus einer geöffneten Kasse
plätschert Wasser in
Einkaufskörbe mit Seerosen
Die Zukunft gehört nicht
dem Experiment, sondern dem
eleganten Eklektizismus
Geschnitzte
Heilige
Die Händler fürchten, dass ihre
kostbare Ware nach der Messe
monatelang im Zoll festhängt
Banksys Gemälde „Devolved Parliament“ vor der
Versteigerung am Donnerstag (oben). Unten:
Sein Laden im Londoner Vorort Croydon.FOTOS: DPA, GETTY
Parlament
der Affen
Neun Millionen Pfund hat ein Bieter für
einen Banksy gezahlt. Alle anderen werden
in seinem Pop-up-Store fündig
Goshka Macugas gewebte Infografik „1919/1933“ (2019) bietet einen guten Über-
blick über Ideologie und Mentalität am Bauhaus. FOTO: ANDREW KREPS GALLERY
RADAR