Wenn Wolfgang Gruber über Timo Rost
und die jüngsten Entwicklungen spricht,
könnte man beinahe auf die Idee kom-
men, dass Rost gar nicht mehr Trainer
der SpVgg Bayreuth ist. Gruber sagt etwa:
„Eigentlich hatten wir einen Dreijahres-
plan mit ihm.“ Oder: „Für Timo wird auch
in der dritten Liga nicht Schluss sein.“
Wenn Bayreuth an diesem Samstag in
der Regionalliga beim Tabellenletzten
TSV Rain/Lech spielt, wird Rost zwar
noch auf der Bank sitzen – doch Gruber,
der Geschäftsführer der Spielvereini-
gung, ahnt, dass er nach der Partie einige
Fragen beantworten muss, die er lieber
nicht beantworten würde. Zum Beispiel:
Wer sitzt eigentlich beim nächsten Spiel
auf der Trainerbank?
Rost, 41, hat in den vergangenen 13 Mo-
naten in Bayreuth derart erfolgreiche Ar-
beit geleistet, dass Carl Zeiss Jena ihm in
dieser Woche angeboten hat, in die dritte
Liga zu wechseln und seine nach zehn Sai-
sonspielen noch immer sieglose Mann-
schaft zu übernehmen. Deshalb schlägt
Gruber jetzt Töne an, die nach Abschied
klingen. Er weiß: Ohne Rost wäre der Ver-
ein in der vergangenen Saison womög-
lich abgestiegen, jetzt aber mischt die
Mannschaft im ersten Drittel der Tabelle
mit. Gruber sagt deshalb: „Ich bin Timo
sehr verbunden.“
Aus diesem Grund würde er sich mit Je-
nas Verantwortlichen an einen Tisch set-
zen, sollten sie auf ihn zukommen, um
Rost aus seinem Vertrag auszulösen. „Es
wird sich am Wochenende entscheiden“,
verrät Gruber, macht aber auch keinen
Hehl daraus, dass er sich am liebsten gar
nicht mit den Jenaern an einen Tisch set-
zen würde. „Ich kann ihre Vorgehenswei-
se nicht nachvollziehen“, klagt Gruber,
„wie kann man Namen veröffentlichen,
bevor man überhaupt ein erstes Ge-
spräch geführt hat? Ich bin richtig glück-
lich, dass es im professionellen Fußball
Vereine gibt, die noch schlechtere Öffent-
lichkeitsarbeit machen als wir.“ slei
von ralf tögel
D
ejan Radonjic hatte Mühe, sei-
ne Freude im Zaum zu halten,
es gelang ihm aber. Der Trai-
ner der FC-Bayern-Basketbal-
ler räsonierte ruhig und sach-
lich über den erfolgreichen Start in der Eu-
roleague. Einen großen Sieg gegen ein gro-
ßes Team habe er gesehen, ein hartes
Spiel, eine gute Defensive – was ein Trai-
ner halt so sagt nach der ersten Standortbe-
stimmung. Der 111:55-Erfolg in der Bun-
desliga gegen heillos überforderte Gäste
aus Hamburg drei Tage zuvor war einer be-
lastbaren Einschätzung ja nicht dienlich.
Nun aber konnte der Montenegriner bes-
ser beurteilen, welch gute Mischung den
Teamarchitekten um Sportdirektor Danie-
le Baiesi und Geschäftsführer Marko Pesic
da gelungen ist. Der deutsche Meister ge-
wann den Auftakt in den höchsten europäi-
schen Wettbewerb 78:64 gegen Olimpia
Mailand und bewies, dass mit ihm auch in-
ternational zu rechnen ist.
Um die Leistung einzuordnen, lohnt ein
Blick zurück. Vor Jahresfrist war der FC
Bayern mit einer 71:90-Heimpleite gegen
Efes Istanbul gestartet; er steigerte sich
zwar im Saisonverlauf, verpasste aber die
K.-o.-Runde. Diese ist das Ziel, was im Üb-
rigen auch für Mailand gilt, einen Klub mit
viel Tradition und einer verkorksten Vor-
saison; die Norditaliener wollen aber zu-
rück zu alter Blüte. Für den angestrebten
Aufschwung des 28-maligen italienischen
Meisters soll Ettore Messina sorgen. Der
60 Jahre alte Trainer hat die Euroleague be-
reits viermal gewonnen, was ihm den Weg
in die NBA ebnete, wo er in den vergange-
nen fünf Jahren Co-Trainer bei den San An-
tonio Spurs war. Und weil der Maestro die
Bälle nicht selbst in den Korb befördern
kann, durfte er sich ein passendes Team
designen, monetär großzügig unterstützt
von Modeschöpfer und Sponsor Giorgio Ar-
mani.
Messina musterte Mike James aus, den
Euroleague-Topscorer des Vorjahres, der
vom aktuellen Champion ZSKA Moskau
gerne genommen wurde. Messina warb
den Moskauern dafür Sergio Rodriguez
ab, warum wurde den 5698 Zuschauern
am Donnerstag vor Augen geführt. Der
Spanier dürfte der wohl beste Spielma-
cher der Liga sein, korbgefährlich, mit viel
Übersicht und einem feinen Händchen.
Doch weder die Künste des 33-Jährigen
noch die des Flügelspielers Luis Scola, 39,
der maßgeblich an Argentiniens WM-Sil-
ber in China beteiligt und mit 17 Punkten
auch Mailands Topscorer in München war,
genügten. Messina sprach angemessen ge-
nervt von den Dingen, die er vermisst hat-
te: mentale Härte, Ordnung und Stabilität
im Spiel, was auch an fehlender Praxis und
an verletzten Profis gelegen habe. Und am
starken Gegner.
Der hat im Übrigen mit ähnlichen Pro-
blemen zu kämpfen, doch es scheint sich
zu bewahrheiten, was Baiesi und Pesic
stets betont hatten: Die Schlüsselspieler
müssen gehalten werden, um diesen Kern
gezielt zu verstärken. Dass der Klub mitt-
lerweile in der Lage ist, dafür Akteure wie
Greg Monroe zu holen, ist Teil der konse-
quenten Entwicklung. Zwar wird der FC
Bayern vorläufig nicht mit finanzstarken
Konkurrenten wie Barcelona, Madrid, Is-
tanbul oder Moskau mithalten können
oder wollen, hat sich aber mit Argumenten
wie Standort, Seriosität, medizinischer Ab-
teilung und Betreuung der Spieler nebst
Umfeld einen guten Ruf in der Szene ge-
macht. Neben Center Monroe, der direkt
aus der NBA an die Isar wechselte, sind des-
wegen auch Josh Huestis oder Paul Zipser
mit ihrer NBA-Erfahrung gekommen.
Gerade der deutsche Nationalspieler
gab eine Kostprobe seiner großen Möglich-
keiten: „Ich habe ganz gut angefangen“,
sagte er zu seinen sechs Punkten und vier
Rebounds, fand aber auch, dass alles noch
besser geht – was im Übrigen für das ge-
samte Team gelte. Wohl wahr, denn Hues-
tis und T.J. Bray, der als Kopf der Mann-
schaft vorgesehen ist, fehlten verletzt; der
französische Center Mathias Lessort, mit
WM-Bronze aus China heimgekehrt, trai-
niert erst seit einer Woche im Team und
hat noch keine Bindung zum Spiel. Auch
dem US-Spielmacher DeMarcus Nelson,
der in der Schlussphase wichtige Impulse
gab, darf man noch mehr zutrauen.
So waren es die arrivierten Kräfte, die
der Partie die Richtung gaben, allen voran
Topscorer Vladimir Lucic (18 Punkte), Ni-
had Djedovic (16) und Maodo Lo (12). Auch
Lucic erinnerte daran, dass mehr von die-
ser Auswahl zu erwarten sei, „das war heu-
te ein Schritt vorwärts, nicht mehr“.
Spielmacher Lo ist einer derjenigen, die
nun „mehr Verantwortung übernehmen
müssen“, wie er selbst sagte. Eine Aufga-
be, der er sich gewachsen sieht, die auch
die Verantwortlichen von ihm einfordern
werden. Trainer Radonjic etwa, der mit
dem Auftritt des Nationalspielers „sehr zu-
frieden “ war. Als er das sagte, konnte er
sein Grinsen nicht mehr unterdrücken.
Der 1. FC Nürnberg kann im Heimspiel ge-
gen den FC St. Pauli wieder auf Enrico Va-
lentini zurückgreifen. Der 30 Jahre alte
Flügelspieler hat seinen Muskelfaserriss
in den Adduktoren auskuriert und könn-
te am Sonntag (13.30 Uhr) nach drei Spie-
len Zwangspause ein Comeback geben.
Das kündigte Club-Trainer Damir Cana-
di vor dem neunten Spieltag in der zwei-
ten Fußball-Bundesliga an. Die Mittel-
franken wollen nach dem 4:0 am Montag
in Hannover mit einem weiteren Erfolg in
die Länderspielpause gehen. „Dass so ein
Sieg die Stimmung etwas verändert, das
ist auch klar“, sagte der Coach. „Am Ende
heißt es aber, die Leistung jetzt zu bestäti-
gen.“ Mit einem Sieg und entsprechen-
den Ergebnissen der Konkurrenz könnte
der Club in der Tabelle zu Bielefeld auf
dem Aufstiegs-Relegationsrang auf-
schließen. dpa
Timo Rost.
FOTO: IMAGO
„Vorne effektiv, hinten sattelfest – der
Sieggegen den TSV 1882 Landsberg hält
den SV Pullach auch in der Tabelle gut im
Rennen.“ Was wie ein Satz aus einem nor-
malen Spielbericht klingt, ist in Bayern tat-
sächlich etwas Neues, vielleicht bald etwas
Alltägliches, auf jeden Fall etwas Unge-
wöhnliches. Es ist der 10. August 2019, in
der Bayernliga Süd wird der sechste Spiel-
tag der Saison 2019/20 ausgespielt, Pul-
lach holt sich mit einem 1:0 den Auswärts-
dreier. Nach dem Spiel erscheint auf der
Webseite des Bayerischen Fußballverban-
des (BFV) ein kurzer Spielbericht, der die-
ses Zitat enthält.
Das Neue, Ungewöhnliche und wohl
auch das Problematische ist: Der Text wur-
de von einem Programm geschrieben. Aus
Daten werden Worte gemacht, automa-
tisch. Das Problematische ist offensicht-
lich für jeden, der das Spiel gesehen hat:
Pullach war alles andere als sattelfest.
Aber ein 1:0 sieht für das Programm nun
mal so aus. Das Programm kennt keine Nu-
ancen, keine knapp verpassten Chancen –
und es kennt nicht das Gefühl, dass da ir-
gendwann ein Tor hätte fallen müssen. Es
kennt nur die 1 und die 0.
Die automatisierten Spielberichte gibt
es aufbfv.deseit Beginn der neuen Spiel-
zeit. „Vor zwei Jahren ist das Projekt ange-
stoßen worden“, sagt Fabian Frühwirth,
Pressesprecher des BFV. Der Deutsche
Fußball-Bund und BFV hatten eine ge-
meinsame Projektgruppe zum Thema Di-
gitalisierung, in der man auf den Gedan-
ken kam: Wir haben von allen Amateur-
spielen die Daten, also könnten daraus
auch Texte werden. Die Vereine im BFV
stimmten auf den Versammlungen zu, das
Ganze kostet laut Verband eine niedrige
fünfstellige Summe. Der BFV hatte letztes
Jahr schon einmal im Kreis Zugspitze ge-
testet, ab dieser Saison sollen von der Bay-
ernliga bis zur C-Klasse eigentlich alle
Spiele betextet werden, sowohl bei Frauen
als auch Herren. Der DFB spielt ebenfalls
seit Saisonbeginn die automatisierten
Spielberichte aus, auf seinem Portalfuss-
ball.de. Zehntausende von Texten pro
Spieltag. Beim BFV geben die Amateure
Daten in den elektronischen Spielberichts-
bogen ein, der Schiedsrichter schickt die-
sen nach dem Spiel ab und dann beginnt
das Programm, das bei BFV und DFB das-
selbe ist, die „RTR Textengine“, sofort mit
der Arbeit. In ein paar hundert Millisekun-
den ist der Text fertig und online.
Diese Berichte sind, und sie können
auch nichts anderes sein, die Nacherzäh-
lung von Spielereignissen. Tabellarische
Ausgangslage, Auswechslungen, Tore
oder Zuschauerzahlen werden in Sätze ver-
packt. Das Ergebnis wirkt ein wenig holz-
schnittartig, wenn man mehrere Texte
liest, hat man Wiederholungseffekte. Ent-
wickelt wurde das Ganze von der Firma Re-
tresco, die sich darauf spezialisiert hat,
aus Daten Sprache zu machen. „Wir gene-
rieren auch Finanzreports, Wetterbe-
schreibungen, Produktbeschreibungen“,
sagt Sebastian Golly, Computerlinguist
und Leiter des Bereichs Textgenerierung.
Es gibt bereits einige Medien in Deutsch-
land, die mit solchen Programmen arbei-
ten. Und es gibt Studien, in denen die Pro-
banden den Roboter- nicht vom Men-
schen-Text unterscheiden konnten.
Wo liegt nun der Mehrwert? Der BFV
sieht die Texte als Dienstleistung für seine
Vereine. Viele Spiele würden von den Medi-
en nicht mit einem eigenen Bericht be-
dacht. „Je weiter es runter geht, desto we-
niger findet die 1:0-Berichterstattung
statt“, sagt Frühwirth. Also gibt es das jetzt
zumindest auf der BFV-Webseite. Diesen
Text kann der Verein dann weiterverwen-
den, auf die eigene Webseite stellen oder
in der Stadionzeitung abdrucken.
„Wir bieten den Vereinen einen Mehr-
wert, einfach Content zu generieren. Wir
wollen da in keine Konkurrenz zu Medien
oder sonst jemanden treten“, sagt Früh-
wirth. Golly sagt: „Ich glaube, dem typi-
schen Nutzer macht das mehr Spaß, das
als Text dargeboten zu bekommen.“ Ein
Vorteil für den BFV dürfte zudem sein,
dass Suchmaschinen es belohnen, wenn
Webseiten viel Text enthalten.
Ein Spieltag später in der Bayernliga,
Pullach spielt zuhause gegen Donaustauf.
Interimsmäßig coachen bei den Staufern
zwei Trainer. Beibfv.detragen das die Gäs-
te so ein, das Programm macht in seinem
Text daraus: „Klemens Matthias Melzl Jo-
hann schickte Nikica Filipovic aufs Feld.“
Die Technologie sei eben „total abhängig
von der Datenqualität“, sagt Golly. Surreal
wirkt auch eine Einschätzung der Texten-
gine bei der Begegnung TSV Peiting gegen
TSV Bernbeuren, Kreisliga 2 Zugspitze:
„Auf dem Papier hatte sich ein enges
Match bereits abgezeichnet.“ Auf welchem
Papier, fragt sich da der Leser – schließlich
war es der erste Spieltag der Liga. Dann
konterkariert das Programm im selben
Text die zuerst getätigte Aussage und sich
selbst, wenn es schreibt: „Der geringen
Aussagekraft der aktuellen Tabelle zum
Trotz steht der TSV Peiting nach diesem Er-
folg auf Platz vier.“
Für Frühwirth sind solche Fehlinterpre-
tationen „Ungenauigkeiten“ und ver-
schmerzbar, weil die Texte hauptsächlich
für die beteiligten Vereine da seien und
der journalistische Ansatz weit hinten ste-
he: „Was würde denn der Laie vor Ort für ei-
nen Text schreiben?“ Golly argumentiert
ähnlich: „Fehler machen menschliche Au-
toren auch.“ Zumindest scheinen sich die
Vereine im Fall der Fälle nicht daran zu stö-
ren. Heinz Eckl ist der Spielleiter des Krei-
ses Zugspitze, er hört von seinen Vereinen
eigentlich überhaupt keine Rückmeldung
zu den automatisierten Spielberichten,
die allerdings auch nicht prominent plat-
ziert sind: „Null. Da kommt nichts.“ Un-
mut gibt es in dieser Saison eher über die
regelmäßigen Abstürze der BFV-Seite.
Automatisch generierte Texte wird
man künftig häufiger lesen, nicht nur im
Fußball, vermutet Golly: „Im Vergleich zu
den USA hinken wir fünf bis zehn Jahre hin-
terher.“ Er selbst würde sich für solche Tex-
te aber eine Kennzeichnung wünschen:
„Ich als Leser möchte wissen, wer diesen
Text geschrieben hat.“ fabian dilger
Der FC Augsburg muss voraussichtlich
auch im Spiel bei Borussia Mönchenglad-
bach auf Flügelstürmer Marco Richter
verzichten. Der 21-Jährige habe nach sei-
ner Oberschenkelblessur zwar wieder ein
Lauftraining bestritten, konnte dabei
aber noch nicht voll belastet werden, sag-
te Trainer Martin Schmidt vor der Aus-
wärtspartie in der Fußball-Bundesliga
am Sonntag (13.30 Uhr). „Es wird eng
zum Spieltag hin“, meinte der Coach. Hin-
gegen habe Kapitän Daniel Baier wieder
komplett mit der Mannschaft trainiert.
Falls der zuletzt angeschlagene Routinier
diese Belastung in den Tagen vor dem
Spiel gut verkraftet, ist er ein Kandidat
für die Startelf der Schwaben.
Die beiden Profis waren beim 0:3 ge-
gen Bayer Leverkusen nicht zum Einsatz
gekommen. Nach der Heimpleite erwar-
tet Trainer Schmidt eine Reaktion und ist
dabei guter Dinge. „Die Positivität ist zu-
rück, jeder will“, sagte der Schweizer. We-
gen der frühen Anstoßzeit muss Schmidt
die Einstimmung auf das Spiel anpassen:
„Der Tag muss insgesamt früher begin-
nen, Mittagessen muss schon um 10 Uhr
sein. Das ist sicher ungewohnt.“ Mit ei-
nem Erfolg bei dem Europa-League-Star-
ter könnte der FCA ins Tabellenmittelfeld
klettern. Eine Niederlage könnte hinge-
gen zur Folge haben, dass die Augsburger
auf einem Abstiegsplatz in die Länder-
spielpause gehen. dpa
Ceven Klatt weiß, dass die Dinge sich ver-
ändert haben. Es hat nicht viel dazu ge-
braucht, nicht einmal eine Handvoll Siege,
nur ein paar anständige Spiele, ein biss-
chen Glück und einen alten Mann. Im
Sport kann es sehr schnell gehen, die Leu-
te nennen das dann: die Schnelllebigkeit
des Geschäfts.
Die Saison ist gerade einmal sechs Wo-
chen alt, und plötzlich muss Klatt erklä-
ren, warum seine Mannschaft in der Tabel-
le der zweiten Handball-Bundesliga auf
dem dritten Platz steht, was seine Spieler
auszeichnet und wohin die derzeitigen Er-
folge wohl noch führen könnten. Es ist ein
unerwarteter Höhenflug, den die Rimpar
Wölfe gerade erleben, nicht einmal Klatt
selbst traut ihm.
Klatt, 36, wirkt stets zurückhaltend
und aufgeräumt. Vor einigen Jahren spiel-
te er als Kreisläufer noch selbst in der zwei-
ten Liga, doch die Zeiten haben sich geän-
dert. Es ist mehr Geld im Fluss, der Hand-
ball ist professioneller geworden, das
Spiel rasanter und anspruchsvoller. In die-
sem Kontext wirkt das kleine Rimpar
manchmal, als sei es aus der Zeit gefallen.
Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, der
Etat ist seit Jahren nahezu unverändert. So
gehen die Wölfe Saison für Saison als Au-
ßenseiter ins Spieljahr und geben, wie es
sich für einen Außenseiter gehört, den
Klassenverbleib, allenfalls einen einstelli-
gen Tabellenplatz als Ziel aus.
Jetzt aber: der Höhenflug, ungewohnte
Fragen und Erklärungsversuche. Dabei
geht Rimpars Erfolg auf banale Ursachen
zurück, auf die Fitness der Spieler, auf Lei-
denschaft und Herzblut, auf seriöse Ab-
wehrarbeit, eine gewisse Eigendynamik
und auf Max Brustmann, 36, den alten
Mann zwischen den Pfosten, der sein Tor
immer noch hütet, als stehe er am Anfang
einer verheißungsvollen Karriere. All das
hat eine Welle losgetreten, „und wir wol-
len möglichst lange auf dieser Welle
schwimmen“, sagt Klatt.
Es liegt in der Natur der Trainer, dass
sie sich gerne antizyklisch äußern. Wenn
ihre Mannschaft gewinnt, mahnen sie zur
Bescheidenheit; wenn ihre Mannschaft
verliert, geben sie sich betont optimis-
tisch. Klatt sagt also: „Es werden auch an-
dere Zeiten kommen. Deshalb müssen wir
jetzt alles mitnehmen, was wir mitneh-
men können.“ Und: „Der größte Fehler,
den wir jetzt machen könnten, wäre, zufrie-
den zu sein.“ Das ist ja die Kunst: Als Trai-
ner in Rimpar, in diesem Verein der be-
grenzten Möglichkeiten, muss man ein ge-
nügsamer Mensch sein – und doch nie zu-
frieden.
Als Klatt vor wenigen Monaten als ers-
ter hauptamtlicher Wölfe-Trainer aus
dem Düsseldorfer Raum ins Würzburger
Umland kam, wollte der Klub ihm Zeit ge-
ben. Er sollte sich einleben, er sollte die
Mannschaft kennenlernen und die Mecha-
nismen dieses besonderen Klubs verste-
hen, dann sollte er die Erfolge seines Vor-
gängers Matthias Obinger bestätigen und
Rimpar, so die Vorgabe, auf einen einstelli-
gen Platz führen. Jetzt aber mischt Klatt
mit seinen Spielern ohne Anlaufzeit die Li-
ga auf. An diesem Samstag gastiert Rim-
par beim TV Hüttenberg, der mit 5:7 Punk-
ten auf Platz 12 steht. Aufgrund der Eindrü-
cke, die die Wölfe in den ersten Partien hin-
terlassen haben, rechne die Öffentlichkeit
wohl mit einem Sieg seiner Mannschaft,
sagt Klatt. Gerade das mache die Aufgabe
aber tückisch. Er selbst findet ja: „Es ist
toll, wie es momentan ist, aber wir können
den Start schon realistisch einschätzen.“
Im Sport kann es schließlich schnell ge-
hen. sebastian leisgang
„Wir bieten einen Mehrwert,
einfach Content zu generieren.“
Schicker Sieg
Die Basketballer des FC Bayern zeigen gegen Olimpia Armani Mailand, dass in dieser Saison auch international mit ihnen zu rechnen ist.
Den Kaderdesignern Daniele Baiesi und Marko Pesic ist um den Kern der Schlüsselspieler herum eine gute Mischung gelungen
„Auf dem Papier hatte sich ein enges Match bereits abgezeichnet“
Der Bayerische Fußball-Verband veröffentlicht automatisch generierte Spielberichte. Das Programm kennt nur die Daten, keine Nuancen
Fehlinterpretationen findet der
Pressesprecher verschmerzbar
Reise nach Moskau
Die nächstenTermine der Bayern-Basketballer
Mittagessen
um 10Uhr
Marco Richter fehlt Augsburg
wohl auch in Mönchengladbach
Mit Valentini
Nürnberg am Sonntag gegen St. Pauli
Die perfekte Welle
Daskleine Rimpar mischt die zweite Handball-Bundesliga auf – doch nicht einmal Trainer Ceven Klatt traut dem Höhenflug
Ende in Sicht
Trainer Rost vor Abschied aus Bayreuth
Rimpars Kunst ist, genügsam,
aber niezufrieden zu sein
Paul Zipser findet, dass
alles noch besser geht – bei
ihm selbst und im ganzen Team
DEFGH Nr. 230, Samstag/Sonntag, 5./6. Oktober 2019 HMG SPORT IN BAYERN 41
Bayerns DeMarcus Nelson lässt sich von Mailands Paul Bilgha nicht vom Korbleger abhalten. Das finden sowohl Gäste-
Regisseur Sergio Rodriguez als auch Müncens NBA-Import Greg Monroe (v.l.) zum Staunen. FOTO: CHRISTIAN KOLBERT/IMAGO
So., 6.10., 15.00: in Frankfurt (Bundesliga = BBL)
Do., 10.10., 19.00: bei ZSKA Moskau (Euroleague)
Sa., 12.10., 20.30: gegen Braunschweig (BBL)
Mo., 14.10., 20.30: gegen Telekom Bonn (Pokal)
Do., 17.10., 20.30: gegen Villeurbanne (Euroleag.)
So., 20.10., 18.00: in Oldenburg (BBL)
Do., 24.10., 20.30: gegen Khimki Moskau (Eurol.)
„Es ist toll, wie es momentan ist“: Ceven Klatt hat als erster hauptamtlicher Wölfe-
Trainer keine Anlaufzeit benötigt. FOTO: FRANK SCHEURING / FOTO2PRESS / IMAGO