Berliner Zeitung - 05.10.2019

Berlin

16 Berliner Zeitung·Nummer 231·5./6. Oktober 2019 ·························································································································································································································································································

FalscheFreunde,echtesGerät

WievoneinemPonyhofbeiSchönefeldausdasteuersteRüstungsprojektallerZeitenenttarntwurde

VonEric Richard

undAndreasKopietz

H

ier könnenKinder Rei-
ten lernen, hier können
PferdebesitzerihreTiere
unterstellen und pfle-
gen.Hier,aufdemidßllischenPonß-
hof in Selchowbei Schönefeld,
wurde das teuerste US-Rüstungs-
projektallerZeitenenttarnt.
Seit1ššybetreibtFamilieKeidelauf
einemGeländeamEndederFlugha-
fenstartbahneinenweitläufigenRei-
terhof. DieKeidel-Ranch vermietet
BoxenzumUnterstellenderPferde.
SiebietetReitunterrichtanoderauch
„Ponßstogo“,diezuVeranstaltungen
kommenwieEinschulungen,Kinder-
gartenfeste oderKindergeburtstage.
AucheineReithallegibteshierundei-
nenStreichelzoomitHühnernund
Eseln.

KeinePferdefreunde

Während in Schönefeld dieFlieger
landen, die Pferde sich davon nicht
stören lassen und friedlich auf der
Wiesegrasen,erzähltErhardKeidel,
was sich imverg angenenJahr bei
ihm zutrug:Eines Tages erschienen
ein paar freundlicheHerren bei der
Familie.
Zu dieser Zeit lief in Schönefeld
gerade dieInternationaleLuftfahrt-
ausstellung ILA, die Schweizer
Kunstflugstaffel brauste über die
Ranch. „Die Leute,die da kamen,
warenvielleichtsozwischen2yund

|0 Jahrealt“, erinnertsich Erhard

Keidel.SieseienmiteinemGelände-

wagenundeinemweißenTranspor-

ter gekommen und hätten gefragt,

ob sie dieAutos auf demParkplatz

vorderRanchabstellendürften.„Die

warensehrhöflich.Ichhabeesihnen

erlaubt und mich nicht weiter

darum gekümmert“, sagt er.„Ich

glaube,siehattenaucheineAntenne

aufgebaut,weiß aber nicht, was die

dagemachthaben.“

BeidenMännernhandelteessich

keineswegs um Pferdefreunde.Für

sie lag derPonßhof amEnde der

Startbahn einfach nur geografisch

günstig.Wiedie Berliner Zeitung

schon in ihrerFreitagsausgabe be-

richtethat,gehörtendieMännerzur

deutschenRüstungsfirmaHensoldt,

die eineTechnik entwickelt hat, die

den neuen US-Tarnkappenbomber

F-Ïy enttarnen kann.DerFlieger ist

das teuerste Rüstungsprojekt der

US-Streitkräfte allerZeiten. „Stark,

schnellundvorallemunsichtbarfür

die der zeit verfügbarenRadar-und

Überwachungssßsteme“,wirbt Her-

stellerLockheedMartin.

Deutschlandhatsichgegendie

F-Ïy als „Tornado“-Nachfolger ent-

schieden. AndereLänder wieGroß-

britannien,Israel und Polen wollen

den Tarnkappenbomber dagegen

anschaffen. Ermöglicht wirddie

Tarnkappen-Technologie,dieesseit

vielen Jahren gibt, durch die spezi-

elleFormeinesFlugzeugs ,durchdie

die auftreffenden Radarstrahlen

nichtmehrzumAbsenderreflektiert

werden, und durch strahlenabsor-

bierendesMaterial.

ImJahr201ohattendieAmerika-

ner zwei ihrer neuen F-Ïy-Kampf-

flugzeugeuntergrößtenSicherheits-

vork ehrungen nachBerlin zur Luft-

fahrtmesse ILAgebracht.Hier wur-

den die zweiStealth-Bomber der

ErhardKeidel und seineFamilie betreiben in Selchow,amFlughafen Schönefeld, einen Reiterhof. ERIC RICHARD

'ffentlichkeitpräsentiert.Allerdings

standensienuramBoden.AmFlug-

programm nahmen dieMaschinen

nichtteil,wasschondamalsinFach-

kreisenfürentsprechendeGerüchte

über eine mögliche Enttarnung

sorgte.

AlsdiebeidenF-ÏyinSchönefeld

dieIL AverließenundzumHeimflug

starteten, konnten die Männervom

Ponßhof aus dieFlugzeuge mittels

ihres Passivradarsmehrals1y0Kilo-

meter verfolgen, wie dieZeitschrift

Defense News als erste berichtete.

SiestelltenihrSßstemscharf,alssie

vomFlughafen den Anruf einesIn-

formanten erhielten, berichtetDe-

fenseNews.

„DasineinGeländefahrzeugoder

einenVanintegrierbareTwInvissen-

det zur Überwachung desLuftver-

kehrs keine Signale aus,sondern

wertet lediglich passiv dieSignal-

echos vonRundfunk- undFernseh-

sendernaus“,heißtesbeiHensoldt.

Kosten: 400 MilliardenDollar

EinPassivradarhatdenVorteil,dass

es nicht entdeckt werden kann.

DennessendetselbstkeineRadar-

strahlenaus,dievoneinemFlugzeug

zurückgeworfen werden, es ist ein

reiner Empfänger.Das Sßstem ortet

Flugzeuge,indem es die am Flug-

zeug reflektierten Signale von

Fremd-Sendernwie Radio- oder

Fernsehstationenauswertet.

DasSßstemkannaufdieseWeise

erkennen,wenninderLuftplötzlich

eine Ar tLoch in derFunkwellen-

suppe entsteht, das sich noch dazu

bewegt. EinSoftware-Programm er-

rechnet dann, ob es sich bei dem

Loch tatsächlich um einFlugzeug

handelt.DasPassiv-Radar funktio-

niertallerdings nur,wenn es in der

NäheauchSendergibt.InderWüste

kannesschwierigwerden.

Undsok am es ,dass voneinem

BrandenburgerPonßhofausdieteure

Stealth-Technologie amerikanischer

Kampfflugzeugegeknacktwurde.Die

Entwicklung des Tarnkappenbom-

bershatdieUS-Steuerzahler|00Mil-

liardenDollargekostet.

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