Schönes Wochenende
20 Berliner Zeitung·Nummer 231·5./6. Oktober 2019 ·························································································································································································································································································
Darf es noch was
Süßes sein?
WEINKUNDE
VonRomanaEchensperger
J
edesMal,wennicheinengutenSüßweinimGlashabe ,frage
ichmich,warumichsoetwaseigentlichnichtöftertrinke.
Grundgenug,einemdieseredelsüßenMeisterwerk e,dem
Sauternes ,eineKolumnezuwidmen.Knapp50kmsüdöstlich
derStadtBordeauxbefindetsichdieseAppellation.DieSüß-
weine,fürdiedieRegionberühmtist,gehörenzudenbesten
undlagerfähigstenWeinenderWelt.Nirgendwosonstentwi-
ckeltsichsozuverlässigundindieserQualitätEdelfäule,die
dieTraubeneintrocknenlässtundfürdenunvergleichlichen
Geschmacksorgt.Sauternesistlegendär.
DasMikroklimaistperfektfürdenfürdieEdelfäuleverant-
wortlichenPilzBotrytiscinerea.DenndurchdieAppellation
SauterneswindetsichdieCiron:einBach,dessenkühlesWas-
serindennahegelegenen,wärmerenFlussGaronnefließt.
FrühmorgensentwickeltsichdeshalbNebel,derdurchdie
umliegendenWeinbergezieht.
IndiesemfeuchtenKlimakannsichderBotrytispilzentwi-
ckeln.ErbefälltdabeidieTraubenundsorgtfürporöseBee-
renhäute.WenntagsüberdieSonnescheint,kanndasWasser
ausden Beerenentweichen.SokonzentrierensichZucker,
SäureundGeschmackindenTrauben.DerPilzentwickeltda-
beieine VielzahlvonAromenundGlyc erin,wasdiehoheVis-
kositätderWeineerklärt.ImZusammenspielmitdenRebsor-
tenSémillon,SauvignonBlancund Muscadelleentstehenjede
MengeexotischerFruchtaromenunddamitauchdieeinzigar-
tigeKombinationausKraftundEleganz.
KeinandererWeinistaufwendigerzubereitenalsdiese
edelsüßenMeisterwerk e.UnzähligeLesehelferpflückennur
dieBeerenmitdemrichtigenMaßanE delfäuleeinzelnundin
mehrerenLesegängenvondenReben.DieErträgesinddabei
lächerlichgering.ImSchnittergibteinRebstockeinGlasWein.
JedesWeingutdorthatseineneigenenStil.
Insgesam thebtsich Sauter nesinseinerArtvonanderen
Süßweinenab.NebendergeschmacklichenIntensitätistsein
höhererAlkoholgehaltvonmindestens13Proz enttypisch.
Sauter nesschmecktedelsüß,abernieklebrig,besonders,
wennereinpaarJahreind erFlaschereifendurfte.Dannver-
schmelzenSüßeundAromenzueinemgroßenGanzen. Dass
solcheWeineher vorragendzumEssenschmecken,versteht
sichvonselbst.JungerSauter neswiedieser2016erGuiraudist
derKlassikerzuGänseleber,DessertoderBlauschimmelkäse.
ImRestau rantLaChapelleaufChâteauGuiraudwirdSau-
ternesauchmitAuster nserviert. DerJodsalzgeschmackder
MuschelnlässtdabeidenSüßweinintensivundleichtfüßig
wirken.EsdarfalsogernemalwasSüßessein.
2016ChâteauGuiraud 1er Grand CruClasséSauternes, Bordeaux. 24,90 Euro
für0,375 Liter. Zu bestellen untergute-weine.de
WOHIN AM WOCHENENDE?
Alte
Bräuche,
neuesBauen
A
mvergangenen Wochenende
haben wir denBezirksmuseen
im Norden und Osten Berlins einen
Besuch abgestattet. Diese Woche
gehtesindenSüdwestenderStadt.
DasMuseum Treptow-Köpenick
hat gleich vierStandorte ,die unter-
schiedlicher nicht sein könnten. An
die KöpenickerBlutwoche wirdin
der Gedenkstätte in der Puchan-
straße erinnert.Im Juni 1933 eska-
liertedieGewaltgegenSozialdemo-
kraten, Kommunisten, Gewerk-
schafter undJuden. Mehrer eHun-
dertSA-Mä nner verschleppten und
folterten fast 500Menschen, min-
destens 24 starben.DieAusstellung
in der Gedenkstätte zur Köpenicker
BlutwocheordnetdieEreignisseein,
auch und gerade dasVersagen von
Polizei, Justiz undZivilgesellschaft
wirdbeleuchtet.
Im Rathaus Köpenick widmet
sicheineDauerausstellungderwohl
bekanntesten Person Köpenicks,
demHauptmannvonKöpenick,der
mit seinem spektakulärenCoup zu
einemMedienstarseinerZeitwurde.
SchwerpunktderSchauimMuseum
Treptowdannistdie250-jährigeGe-
schichte des Ortsteils.Von der frü-
hen Besied lung desBezirksbis zur
Geschichte der vielenAusflugsgast-
stätten werden diverse stadtge-
schichtliche Themen behandelt.
„Der alteBrauch wirdnicht gebro-
chen, hier könnenFamilien Kaffee
kochen“–ein Emaille-Schildweist
zum Beispiel auf dieBerlinerTradi-
tion desKaffeekochens in denAus-
flugslokalenimGrünenhin.
Im Museum Neukölln erinnern
99 Objekte anGeschichte undGe-
genwartdes Bezirks. Einalter
Dienstbotenruf beispielsweise erin-
nertand ievielenjungenFrauenund
Mädchen,dieEndedes19.Jahrhun-
derts in bürgerlichen Haushalten
oderbeiHändlerninN euköllngear-
beitet haben.So ein Dienstbotenruf
hing in jeder Küche eines bürgerli-
chenHaushalts.EineSonderausstel-
lungzeigtaußerdem,welcheBedeu-
tungundGeschichtedasHandwerk
inNeuköl lnhatte.
Die„schönen Schwestern“West-
Berlins –Charlottenburgund Wil-
mersdorf–sind auch als City-West
bekannt und gelten als zweites
Stadtzentrum neben der histori-
schenMitteBerlins.
„Westen“ heißt die Schau in der
VillaOppenheim.ImFokusder Dau-
erausstellung steht der 2001verei-
nigte Bezirk.„Orte der Moderne“
präsentiertdie aktuelleAusste llung,
esgehtumdas„NeueBauen“in Wil-
mersdorf-Charlottenburg.Anlassfür
dieSchauistnatürlichdieBauhaus-
GründungvorhundertJahren. Zehn
herausragende architektonische
SchauplätzeimB ezirkwerden vor-
gestellt. Unddie Architekten der
Bauten natürlich:Walter Gropius,
Erich Mendelsohn undHans Scha-
VonIda Lu ise Krenzlin
EineRundedurchdie
MuseenderBezirke
Teil2: Trepto w,Köpenick,
Neuköllnund
Charlottenburg
anô in ronôec der au ̧tmann íor dem Kö ̧enicer Rathaus. IMAGO IMAGES
FUNDSTÜCKE
VonOlgaBobileva
HabenSieauchetwasNeuesinderStadtentdeckt?
Bitte schreiben Sie uns an: [email protected]
Kaffeeinallseinen
Variationen
Festival
UNSP
LASH/JA
NCO FERLIC
W
iestartenSieind enTag?Ichfürgewöhnlichmiteinem
Kaffee.Frisch gemahlen und mithilfe einesHandfilters
zubereitet,dazuetwasHonigund Milch–daswecktmeineLe-
bensgeister.Undnichtnurmeine:Rund164LiterKaffeetrinkt
jederDeutscheimJahresdurchschnitt,heißtesineineraktuel-
len Studie desDeutschenKaffeeverbandes.Jede vierteTasse
Kaffee wir daußer Haus getrunken.Wermehr über das
schwarzeGoldunddieKaffeeszeneerfahrenmöchte,istbeim
Berlin Coffee Festival goldrichtig.ZahlreicheWorkshops und
VorträgerundumdasThemaKaffeeer weiternbereits vorhan-
denesWissenoderüberraschenBesuchermitneuenInfosund
Zubereitungsmöglichkeiten. Übrigens:Verkostungen stehen
natürlich ebenfalls auf demProgramm.DenAbschluss des
FestivalsbildetderGroßeMarktind erhistorischenMarkthalle
Neun,aufdem30RöstereienihreProduktepräsentieren.
Berlin CoffeeFestival2019verschiedene Standorte in Berlin. Sa u. So ab
10/9/14 Uhr,Workshopsgege nGebühr.Infosunterberlincoffeefestival.de
Ritterrüstungen
aufHochglanz
Zitadelle Spandau
IMAGO/GLOBALLMAGENS
H
olde Maiden, Burgfräulein und stolzeRitter,diesesWo-
chenende gilt es,sich besonders hübsch zurechtzuma-
chenunddieRüstungenaufHochglanzzupolieren:Dennauf
derZitadelleSpandaufindetdasGroßeGauklerfeststatt,das
beste Unterhaltungverspricht.Neben einem buntenMarkt-
treiben –Handwer kundHandelausvergangenerZeit–sorgen
freche Gauklermit Show-undTheatereinlagenfüramüsante
Unterhaltung.Zusätz lich gibt es atemberaubende Akrobatik
und heißeFakir-und Feuershows .Auchkleine Festbesucher
werdenaufdemGeländederRenaissancefestungaufihreKos-
tenkommen.Angebotenwerden:Ponyreiten,Armbrustschie-
ßen im Trollewald, eine Ritterschule,Mitmach- undBastel-
stän desowiespannendeMärchenstunden.
Groß es Ga uklerfestZitadelleSpandau,Am Juliusturm64, Spandau. Sa u. So
10–20 Uhr,Eintritt 12 Euro (Erwachsene),6Euro(Kinder 6–16 Jahre), 30 Euro (Fa-
milienkarte, max.2Erwachsene), freier Eintritt fürKinder bis5Jahre un dRitterin
Vollrüstung
Tanzen
wieimKaukasus
Folklore
RUSS
.HAUS DER WISS. UND KULTUR
H
aben Sieschon mal etwasvonDagestan gehört?Dasist
einerussischeRepublikimNordkaukasus,diedurcheth-
nischeVielfalt,einzigartigeNatur,einederältestenmenschli-
chen Siedlungen, Berg dörfer und besonderetraditionelle
Tanzkunstbesticht.ImKonzertsaaldesRussischenHausesder
Wissenschaft undKultur habenSieand iesem Wochenende
die Möglichkeit, diese besondereKultur näher kennenzuler-
nen.AnzweiAbendenpräsentiertdasTanzensembleLesginka
seinbuntesProgrammdagestanischerFolklore. InTrachtge-
kleidet,nimmtdasEnsembledieZuschauermitaufeineReise
zurTanzkunstdesKaukasusundbietetzutraditionellendyna-
mischenRhythmenbeeindruckendePaar-undGruppentänze
sowieTänzeaufZehenspitzen.
Tanzensemble Lesginka–Das Feuerdes KaukasusKonzertsaal des Russischen
HausesderWissenschaftund Kultur,Friedrichstraße 176–179,Mitte. Sa–So jeweils
19 Uhr,Karten ab 20 Euro
EineWohlfühlstube
inRixdorf
Restaurant
PAUL
INSKI PALME/HANNES ADAM
E
twa 300Meter entferntvomTrubel der viel befahrenen
Karl-Marx-StraßeliegtRixdorf.DerhistorischeOrtsteilist
mitseinenaltenHäuserneinekleinstädtischeIdylle.Inmitten
dieser Oase befindet sich dasPaulinski Palme.Die Betreiber
diesesRestaurants,dasdenCharmeeinergemütlichenWirts-
stubebesitzt,möchtendiegutealteEsskulturzumLebener-
wecken. Unter Verwendung saisonaler und lokalerZutaten
bietensienebenneuinterpretiertenBerlinerKlassikernauch
exkl usiveVier-Gänge-Menüs,wieichneulichbeieinerHoch-
zeitsfeiererlebendurfte.GanzbesondersgutwarderHaupt-
gang–SaiblinganSelleriepüree,dazugebratenePilzeundHo-
lunderjus.Angenehm fürSpätaufsteher:AmWochenende
wirdimP aulinskiPalmebis16UhrdasFrühstückserviert.Und
estaugtauchalsLunch.
PaulinskiPalmeRichardstraße 76, Neukölln. Mo 12–0 Uhr,Mi–Fr 12–0Uhr,Sau.
So 10–0 Uhr