Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1

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21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-HP


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16 MITTELSTAND *DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER


I


nga Koster will auf Nummer sicher
gehen. „Hat schon jemand gesagt,
dass wir die Bilder geschenkt be-
kommen haben?“, fragt die Grün-
derin und Geschäftsführerin des
umstrittenen Smoothie-Herstellers
True Fruits, als sie den Konferenzraum
in der Firmenzentrale in Bonn betritt.

VON CARSTEN DIERIG
AUS BONN

„Ja, haben wir“, kommt sofort die
Antwort ihrer Mitgründer und Co-
Chefs Marco Knauf und Nicolas Le-

cloux, die kurz zuvor eingetroffen sind.
„Sie sollen ja nicht denken, dass wir nar-
zisstisch sind“, erklärt Koster die Sorge
des Trios. Die Gemälde an der Wand
sind tatsächlich nicht zu übersehen. Sie
zeigen auf Leinwand und in Übergröße
gemalte Porträts der drei Unternehmer.
Kopf und Körper stecken in den für
True Fruits charakteristischen Fla-
schen. Auf dem Glas findet der Betrach-
ter wie beim Originalprodukt eine Skala
mit den Inhaltsstoffen, die hier aller-
dings die drei Chefs beschreiben sollen:
Genialität gehört dazu, aber auch Ex-
zentrik und Pioniergeist, Power und Vi-
sionen, Strategie und Kreativität – und
Eifer. „Die Bilder sind ein Geschenk von
unseren Grafikern zum zehnjährigen
Firmenjubiläum“, erklärt Koster, die
sich allerdings nicht so richtig wieder-
findet. „Mein Hals sieht niemals so
aus“, merkt sie an. „Aber weil wir uns
selbst nicht so ernst nehmen und noch
dazu über das Geschenk gefreut haben,
hängen die Bilder für alle sichtbar an
der Wand.“ Außerdem sei es unhöflich,
Geschenke abzulehnen.
Wie wichtig ihnen Anstand, Moral
und gutes Benehmen sind, betonen die
drei im WELT-Gespräch gleich mehr-
fffach. Dabei wird ihr Unternehmen in derach. Dabei wird ihr Unternehmen in der
Öffentlichkeit derzeit ganz anders wahr-
genommen. Seit Wochen ergießt sich ein
Shitstorm über ihre Marke True Fruits.
Sexismus wird den Machern vorgewor-
fffen, Rassismus und nicht zuletzt Diskri-en, Rassismus und nicht zuletzt Diskri-
minierung. Auslöser ist eine – nicht zum
ersten Mal – provokante Werbung.
Im August hatte True Fruits auf
Plattformen wie Instagram, Facebook
und Twitter Bilder von einem Frauen-

und einem Männerrücken gepostet, mit
einem aus Sonnencreme aufgemalten
ejakulierenden Penis verziert. Darunter
der zweideutige Slogan „Sommer, wann
feierst Du endlich Dein Cumback?“,
wobei „cum“ das englische Wort für
„Sperma“ und „back“ die Übersetzung
für „Rücken“ ist. Beworben wird damit
ein Pfirsich-Maracuja-Smoothie mit
dem Namen Sun Creamie, dessen Ver-
packung aussieht wie eine Flasche Son-
nenmilch.
Dass die Aufregung derart groß ist,
kann das True-Fruits-Team nicht nach-
vollziehen. „Der Sonnencremepenis ist

doch ein klassischer Jugendstreich“,
sagt Knauf, der sich im Unternehmen
um Vertrieb und Strategie kümmert.
„Oder haben Sie das früher nie ge-
macht?“ Böses gedacht habe man sich
dabei jedenfalls nicht. „Das war fast
schon lahmer Kinderhumor.“ Natürlich
sei dem Team bewusst, dass manche
Bilder und Sprüche provozierend wir-
ken können. „Aber so? Die Interpreta-
tionen sind mittlerweile ja fast schon
aberwitzig.“ Und folgenreich. Immer-
hin sieht sich der Mittelständler derzeit
mit einer ganzen Reihe von Boykottauf-
rufen konfrontiert, dazu mit über 800
Beschwerden beim Werberat, der mitt-
lerweile auch eine Ermahnung an True
Fruits gerichtet hat. Und jetzt kommt
auch noch die Auslistung bei der Super-
marktkette Globus in der Schweiz hin-
zu. Knauf wundert sich. „Unsere Rekla-
me ist nicht krasser als in den vergange-
nen Jahren auch. Trotzdem hat es sol-
che Reaktionen früher nicht gegeben“,
meint der Rheinländer. „Da waren die
Leute offenbar lockerer. Aber die Ge-
sellschaft hat sich verändert.“
Und darauf will True Fruits nun rea-
gieren. „In Zukunft prüfen wir noch ge-
nauer, ob und wie Bilder und Sprüche
über ihre gedachte Bedeutung hinaus
verstanden werden können“, sagt Nico-
las Lecloux. „Und wir werden auf Kritik
und Kommentare anders eingehen –
nicht mehr so harsch wie noch in der
Vergangenheit.“ Der 38-Jährige gilt als
der kreative Geist der Firmenleitung
und führt das Marketingteam, das sämt-
liche Kampagnen und Motive selbst ent-
wirft, also ohne Hilfe von spezialisier-
ten Agenturen. Die Kernmannschaft

umfasst dabei vier Leute, drei davon
sind Frauen. „Deshalb kann ich die Vor-
würfe, wir seien sexistisch und frauen-
feindlich, noch viel weniger nachvoll-
ziehen“, wundert sich Lecloux. Er sieht
True Fruits in eine Ecke gedrängt, „in
die wir nicht reingehören“. Der „Geg-
ner“ sei zudem sehr professionell. „Das
ist eine regelrechte Empörungsindus-
trie“, sagt der Gründer. „Es gibt sogar
Anleitungen für Beschwerden über uns
beim Handel, damit dort ein entspre-
chendes Bild entsteht.“ Gleichzeitig
würden positive Kommentare auf Kam-
pagnenseiten systematisch gelöscht.
Kollegin Koster stören zudem ver-
kürzte Darstellungen. „Derzeit werden
Slogans von uns rausgesucht, die schon
ein paar Jahre zurückliegen, dann aus
dem Zusammenhang gerissen und fehl-
interpretiert“, sagt die Unternehmerin
und verweist auf eine Kampagne in Ös-
terreich2017. Damals wurden Plakate
mit Sprüchen wie „Schafft es nur selten
über die Grenze“ oder „Noch mehr Fla-
schen aus dem Ausland“ aufgehängt –
und dazu der Slogan „Bei uns kannst Du
kein Braun wählen (denn keine unserer
Flaschen ist braun)“. Das sei Kritik ge-
gen die zu dieser Zeit rechts angehauch-
te Politik Österreichs gewesen – und da-
mit eine Kampagne gegen Fremden-

feindlichkeit, erklärt Koster. „Wenn
man davon aber nur einzelne Sprüche
rauskopiert und durch die Gegend
schickt, hat das natürlich eine komplett
andere Wirkung.“
Allerdings erreicht auch viel Zu-
spruch die Gründer. „Drei von vier
Rückmeldungen, die bei uns ankom-
men, sind positiv“, sagt das Manage-
ment. Gelesen und beantwortet werde
aber grundsätzlich jede. „Ich gucke mir
alles an, was unsere Kritiker schreiben“,
sagt Koster. Nachvollziehen könne sie
die Angriffe trotzdem nicht – vor allem,
wenn es um Themen wie Sexismus und
Feminismus gehe. „Ich bin sowohl in
meiner Beziehung als auch in meinem
Beruf gleichberechtigt und fühle mich
daher nicht unter dem Patriarchat der
Männerwelt. Vielleicht habe ich deswe-
gen ein anderes Empfinden“, sagt sie.
Das werde vielen anderen Frauen ähn-
lich gehen. Und das müsse dann auch
respektiert werden. „Leider versucht
aber eine gewisse Klientel, allen ande-
ren die eigene Meinung aufzudrängen.“
„Meinungsfaschismus“ sagt Koster da-
zu. Vom Weg abbringen oder einschüch-
tern lässt sich der Mittelständler davon
nicht. „Wir verbiegen uns nicht und
bleiben, wer und wie wir sind“, versi-
chert Marco Knauf. Und dazu gehöre

auch die Provokation, künftig allerdings
in anderen Nuancen. Sexismus will man
künftig nicht mehr thematisieren. Zu-
mal Markenexperten bereits warnen,
dass True Fruits in der Öffentlichkeit
ein Stigma drohen könnte. „Die Penis-
werbung würden wir sicherlich nicht
noch mal machen. Das nehmen wir uns
zumindest ganz fest vor“, sagt Knauf.
Trotzdem müsse niemand auf eine Ent-
schuldigung warten.
Dass True Fruits auf provokante
WWWerbung setzt, und auch weiter setzenerbung setzt, und auch weiter setzen
will, hat im Wesentlichen zwei Gründe.
„Als Start-up hatten wir kein Geld,
mussten aber trotzdem auffallen ge-
genüber der Konkurrenz mit oftmals
fffinanzkräftigen Investoren im Rü-inanzkräftigen Investoren im Rü-
cken“, erklärt Marketing-Chef Lecloux.
Dafür nutzte True Fruits vor allem so-
ziale Netzwerke – bis heute übrigens.
Drei bis vier Posts pro Woche sind üb-
lich. „Darüber hinaus nehmen wir zwar
ernst, was wir tun – uns selbst dagegen
nicht so sehr“, sagt Lecloux. „Das be-
deutet: Wir suchen weltweit nach der
besten Mango und den besten Granat-
äpfeln für unsere Smoothies. Ausge-
wählt wird dann in Blindverkostungen
und damit losgelöst vom Preis. In der
WWWerbung lassen wir es dafür dann et-erbung lassen wir es dafür dann et-
was flapsiger angehen.“ Er hält das für

die richtige Priorisierung: „besser so
als umgekehrt.“
Der Erfolg zumindest gibt den Bon-
nern recht. Die Marktforscher von Niel-
sen jedenfalls weisen den 2006 gegrün-
deten Mittelständler als Marktführer
im rund 150 Millionen Euro großen
deutschen Smoothie-Markt aus, mitt-
lerweile sogar deutlich vor der Coca-
Cola-Tochter Innocent. Dazu hat auch
der umstrittene Sun Creamie beigetra-
gen, der inzwischen ausverkauft ist. Die
nächste Sonderedition steht aber schon
in den Startlöchern: Pumpkin Spice,
passend zu Halloween.
In wenigen Wochen jedoch bricht
das Gründertrio aus der Smoothie-Ni-
sche aus. Ab Mitte Oktober wagt sich
True Fruits auch ins Saftsegment, das
gerade hierzulande um ein Vielfaches
größer ist. SÄFT heißt die neue Marke,
die in zunächst drei Geschmacksrich-
tungen im Kühlregal stehen wird. Es ist
der dritte Versuch, ins Saftgeschäft ein-
zusteigen, die Haltbarkeit war bei den
Anläufen zuvor mit sieben bzw. 21 Ta-
gen ab Produktion jedoch nicht lang ge-
nug für den Handel. Nun liegt das MHD
bei drei Monaten. Begleitet werden
dürfte SÄFT von frechen Anzeigen –
„Wir wollen ja auch unterhalten.“ Dann
aber ohne Penis.

Die True-Fruits-Gründer Inga Koster, Nicolas Lecloux und Marco Knauf (v.l.n.r.): Sie fühlen sich zu Unrecht in eine Ecke gedrängt

TRUEFRUITS/KATJA KUHL

/KATJA KUHL

Smoothie-Hersteller True Fruits einen


Shitstorm eingebracht. Die Gründer können die


Sexismus-Vorwürfe aber nicht nachvollziehen


Smoothie-Hersteller True Fruits einen


Provokante Reklame hat dem


Smoothie-Hersteller True Fruits einen


„Niemand muss auf eine


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