Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1

Perücke


runter!


DIE LITERARISCHE WELT 29


BUCHEMPFEHLUNG


„DER GRÖSSTE SPASS, DEN WIR JE HATTEN“ VON CLAIRE LOMBARDO


ANZEIGEN-SONDERVERÖFFENTLICHUNG


„Ambitioniert und brillant geschrieben“,
urteilt Jane Smiley in der „Washington
Post“. Der britische „Guardian“ bezeichnet
Claire Lombardos Debütroman als „litera-
risches Wunschkind von Jonathan Franzen
und Anne Tyler“.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“, heißt
der Roman, in dem Kinder,
und zwar keinesfalls nur
Wunschkinder, eine große
Rolle spielen. Als Marilyn
und David Sorenson sich
in den 1970ern ineinander
verliebten, ahnten sie
nicht, was nach vierzig –
glücklichen! – Ehejahren
auf sie zukommen würde.
„Sie war Mutter geworden,
ohne es geplant zu haben,
und hatte eine Serie von
Töchtern mit unterschied-
lich getöntem Haar und
unterschiedlich getöntem
Unbehagen hervorge-
bracht.“
Jetzt befindet sich jede ihrer radikal unter-
schiedlichen Töchter in ihrem jeweiligen
Leben an einem Wendepunkt. Wendy, früh
verwitwet, tröstet sich mit Alkohol und
jungen Männern. Violet mutiert von der

Prozessanwältin zur Vollzeitmutter. Liza,
eine der jüngsten Professorinnen des Lan-
des, bekommt ein Kind, von dem sie nicht
weiß, ob sie es will, – mit einem Mann, den
sie nicht liebt. Und dann ist da noch Grace,
das Nesthäkchen oder, wie ihr Vater
scherzhaft meint, „das einzige Einzelkind
mit drei Schwestern“, bei
der aber alle immerzu
Rat suchen. Dabei lebt
Grace eine Lüge, von der
niemand etwas ahnt.
Was sie vereint, ist die
Angst, niemals so glück-
lich zu werden wie ihre
Eltern, „zwei Menschen,
die mehr Liebe ver-
strömten, als das Univer-
sum es möglicherweise
zuließ“.
Dann platzt Jonah in ihre
Mitte, der vor fünfzehn
Jahren von Violet zur
Adoption freigegeben
wurde. Und Glück ist auf einmal das ge-
ringste Problem.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ei-
ne lebenskluge, allumfassende Meditation
über den Ausnahmezustand, den wir Fami-
lie nennen.

Claire Lombardo, 1989 geboren in Oak
Park, Illinois, war Sozialarbeiterin, außer-
dem arbeitete sie als PR-Agentin für ein
kleines Unternehmen, das Holzblasinstru-
mente herstellt. Sie hat in zahlreichen Zeit-
schriften veröffentlicht und wurde für ihre
Storys mehrfach ausgezeichnet. Die Auto-
rin lebt in Iowa City und unterrichtet Krea-
tives Schreiben an der dortigen Universi-
tät.
Ihren erfolgreichen Roman, der jetzt erst-
mals auf Deutsch erscheint, bezeichnet sie

selbst als Buch über die „gute Liebe“. Einer
der Beweggründe für ihr Schreiben sei es,
so erklärt Claire Lombardo auf der Web-
site „Read It Forward“, dass sie sich schon
immer für Menschen interessiert habe,
„egal, wie langweilig sie auf den ersten
Blick erscheinen mögen“. So wie das Ehe-
paar Sorenson, das fast 50 Jahre in Har-
monie zusammenlebt und dessen Glück
die Quelle für die Spannung und die Vor-
wärtsbewegung im Roman ist. „Die Familie
muss eine Menge emotionale Nöte ertra-

gen“, so die Autorin. „Was sie zusammen-
hält, ist tiefe Zuneigung.“
Als Claire Lombardo mit den ersten 50 Sei-
ten ihres Romans fertig war, starb völlig un-
erwartet ihr Vater. Ein harter Schlag für die
damals 24-jährige Studentin. Sie habe nicht
nur eine für sie bis dahin völlig unbekannte
TTTraurigkeit verspürt. „Ich begann nachzu-raurigkeit verspürt. „Ich begann nachzu-
denken über das, was ich tue und warum
ich es tue.“ Lange Wintertage damit zu ver-
bringen, über die Sorensons zu schreiben,
erschien ihr in dieser Situation als Ausweg
aus der Unordnung des wirklichen Lebens.
„Sie wurden meine Ersatzfamilie, nicht nur
weil ihr Schicksal in meiner Hand lag.“
Denn von dieser Familie zu erzählen, habe
ihr eine Selbstkontrolle abverlangt, die ihr
im Alltag damals völlig fehlte.
Der Titel „Der größte Spaß, den wir je hat-
ten“ ist natürlich augenzwinkernd gemeint.
Überhaupt hält der Roman eine gute Porti-
on schwarzen Humors bereit. Wendy, die
älteste Tochter und junge Witwe, ist ei-
gentlich die tragischste Figur. „Aber sie ist
zugleich die lustigste und die bissigste. Und
bis ich mit dem Buch fertig war, habe ich
nicht gemerkt, wie sehr ich Wendy im
Grunde zugetan bin, vor allem was das Wit-
zereißen zum Selbstschutz betrifft.“
Immer wieder wird die Loyalität innerhalb
der Familie auf die Probe gestellt. Die sie-
ben Hauptfiguren der Geschichte werden
durchs Leben katapultiert durch die be-
sagte „gute Liebe“, die sie füreinander
empfinden. Genau wie durch die Liebe,
welche die Autorin für sie hegt.
„Sie werden froh sein, dass diese durchge-
knallte Familie nicht die Ihre ist“, schrieb
das „People Magazine“, „aber über sie zu
lesen, ist ein Genuss.“

Claire LombardoClaire Lombardo
„Der größte Spaß,
den wir je hatten“
Deutsch von Sylvia Spatz
dtv Literatur
Deutsche Erstausgabe
720 Seiten
ISBN 978-3-423-28198-0
Hardcover 25,00 €
E-Book 21,99 €
Hörbuch, Lesung mit
Wiebke Puls (2 mp3-CDs), 25 €

EIN ROMANDEBÜT VOLLER ESPRIT

WIE HÄLT MAN DAS


GLÜCK DER EIGENEN


ELTERN AUS?


„Claire


Lombardo


schreibt, als täte


sie dies schon


seit hundert


Jahren und als


hätte sie bereits


tausend Jahre


gelebt.“


Rebecca Makkai Schriftstellerin

Claire Lombardo lehrt
Kreatives Schreiben an
der University of Iowa.
Ihre Kurzgeschichten
wurden ausgezeichnet,
und auch ihr erster
Roman ist ein großer
Erfolg.

M

ICHAEL LIONSTAR

29


21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER2019

E


s gab mal eine Zeit, da hat man ernsthaft ge-
glaubt, man könne den vollfetten, romanti-
schen Firnis, der über barocker Musik lag,
seit sie von (vermeintlichen) Romantikern
wie Felix Mendelssohn-Bartholdy wiederent-
deckt wurde, mithilfe von Darmsaiten, kuriosen Bögen,
ventillosen Trompeten und klappenlosen Oboen von den
Partituren einfach abrubbeln. Oder indem man einfach
ein bisschen schneller spielt oder mit weniger Leuten im
Orchester.

VON ELMAR KREKELER

Das hat die Musik in der Regel tatsächlich unmittelba-
rer gemacht und ihre teils extreme Modernität herausge-
strichen – sie rückte einem auf ungewohnte Weise stän-
dig neu auf den Pelz. Welcher Zeit, welcher Kultur sie
sich aber letztlich verdankt, auf welchem gesellschaftli-
chen Humus sie gewachsen ist, dem Verständnis all des-
sen hat diese ahistorische Aufführungspraxis keinen
Menschen auch nur einen Zentimeter nähergebracht. Die
Ohren waren frei, der Kopf war leer.
Was gefehlt hat, war ein abenteuerlustiger Reisefüh-
rer, der sich mit Musik gar nicht lange aufhält. Und sich
furchtlos auf den Weg macht durch die Bibliotheken,
durch die fabelhaften Bücher mit den seltsamsten Titeln,

in denen eigentlich alles steht, was man über die Bach-
Telemann-Händel-Graun-Hasse-Pisendel-Zeit wissen
muss. Über jene Zeit, in der die Musik (außer in Paris und
London und Venedig) vor allem an den Hunderten von
Fürstenhöfen und in den aufstrebenden freien Bürger-
metropolen wie Hamburg oder Leipzig spielte. Zeit-
schriften zur moralischen Erbauung und bürgerlichen
Selbstverfeinerung wie „Der Vernünfftler“ erschienen;
Bücher wie „Die wohl unterwiesene Köchinn“ der Maria
Sophia Schellhammer mit ihren 1697 Rezepten; die „Ein-
leitung zur Ceremoniel-Wissenschaft der großen Her-
ren“ des Bernhard von Rohr; der Zedler, das 68-bändige
„Grosse vollständige Universal-Lexicon Aller
Wissenschafften und Künste“; oder „Der im Irrgarten
der Liebe herumtaumelnde Kavalier“, der höchst auf-
schlussreiche Roman des Barbiers, Feldschers, Zeitungs-
herausgebers und fabulösen Schriftstellers Johann Gott-
fried Schnabel. Und der einen dann literarisch an die
Hand nimmt und in ein lebendes Wimmelbild entführt,
in dem einem schnell schwummerig wird, weil alles an-
ders ist und doch vielleicht auch nicht.
Bruno Preisendörfer, dessen Zeitmaschine uns schon
in die Goethe- und die Luther-Zeit befördert hat, ist so
ein Reiseführer. „Als die Musik in Deutschland spielte“
ist so ein Buch. Eine Art tübkesches Rundpanorama für
die Lebensjahre Johann Sebastian Bachs. Eine Wunder-

kammer des Wissens. Wer immer sich demnächst wieder
in ein Darmsaitenkonzert setzen möchte, ist erst ein
vollständiger Hörer, wenn er Preisendörfers Studiosus-
Reise hinter sich gebracht hat.
Vielleicht fangen wir einfach mit den Perücken an. Das
mag nebensächlich erscheinen, aber in der Erzähllogik
Preisendörfers gibt es keine Nebensächlichkeiten (eine
Logik eigentlich auch nicht, höchstens eine, die von Wis-
sen vollkommen überwuchert ist). Preisendorfers Er-
zählpanorama ist eines der historischen Basisdemokra-
tie, der flache Faktenhierarchie. Jede Information ist
gleich viel wert. Immer wieder poppt eine auf wie ein Hy-
perlink in einem Onlinetext. Und Preisendörfer liest ihm
hinterher und schreibt eine Episode. Preisendörfers
Buch ist ein ansteckendes Meisterwerk des Mäandrie-
rens, selbst eine ziemlich schräge Perle, was wiederum
die Übersetzung des Wortes „Barock“ ist. Preisendörfer
schlägt zwischendurch „Postmoderne der Renaissance“
als Bezeichnung für diese Epoche der Risse und Übergän-
ge, des Unfertigen und des Konjunktiv vor.
Aber zurück zu den Perücken. In ihnen spiegelte sich
der Charakter ihres Trägers – Händels Perücke hatte
Überlänge, Telemanns, Preisendörfers mit einigem
Recht ungekrönter Liebling, war so mittel, Bach trug
eher eine praktische Kurzhaarfrisur. Das Haarteil erfor-
derte allerdings auch einiges an Equipment. Wurde ei-

nem zu heiß beim „Koffeetrinken“, empfahl das „Hauß-
haltungs Magazin“ eine „Mützen bey Ablegung der Per-
ruquen“. Außerdem war es dringend angeraten, eine
„blecherne lange Perruquen-Schachtel mit Löchern auf
der Seite“ zu besitzen, eine „Büchse mit Pomade“, ein
„Glaß in Futteral mit Jasmin-Oehl“, eine Puderbüchse
und Kämme, „Locken-Holtz“ und Bindfäden. Es war kei-
ne einfache Zeit.
Trotzdem wollten alle sich so ein Ding aufsetzen. Und
wo alle etwas wollen, wird das Finanzwesen findig. In die-
sem Fall das des brandenburgischen Kurfürsten und nach-
maligen Königs in Preußen. Am 20. März 1698 wurde eine
„„„Wagen- und Perruquen-Steuer“ erhoben. Dagegen wie-Wagen- und Perruquen-Steuer“ erhoben. Dagegen wie-
derum erhoben sich die Perückenträger. Sechs Perruquen-
steueredikte später war die Schnapsidee Geschichte und
steht als bezeichnende Schnurre für das Verhältnis von
VVVolk und Obrigkeit nur noch bei Preisendörfer.olk und Obrigkeit nur noch bei Preisendörfer.
Bei ihm erfährt man auch, wie man Tinte machte und
warum das Notensetzklavier nicht funktionierte. Dass
Leibniz ein genialer Allesanfänger und Urvater des Com-
puters war. Dass es, als Bach in Leipzig ankam, in der auf-
strebenden 20.000-Seelen-Stadt 41 Bäcker und 44 Flei-
scher gab. Dass Bach allerdings mehr an Bier interessiert
war und Wein in 70-Liter-Eimern geliefert bekam. Dass
man Bach, den Hochfahrenden, Musiker nennen durfte,
aber niemals Musikant. Musikanten, das waren Bierfied-
ler und Stadtpfeifer, und die standen auf der sozialen
Skala der Berufe ganz unten bei den übel Beleumunde-
ten. Bei Telemann allerdings nicht. Der hat viel bei ihnen
gelernt, hat er gesagt. Seine Eltern hatten ihn gar nicht
Musik machen lassen wollen: „Ich würde ein Gauckler,
Seiltäntzer, Spielmann, Murmelthierführer etc. werden,
wenn mir die Musik nicht entzogen würde.“
Preisendörfer betreibt Gartenbau, Philosophiege-
schichte, er erklärt, wie der Pietismus in die Welt kam
und die „Lerchen in einer Pastete“ auf den Tisch, wie es
um die Liebe und die Ehe und die Kinder und die Medizin
und die Frauen in der Welt stand und um den Tod. Um in
diesem Durcheinandertal der sich verschiebenden Zei-
chensysteme, in diesem wilden Wald des Wissens nicht
völlig die Orientierung zu verlieren und seinen rechten
Spaß zu haben, sollte man allerdings über ein Basisge-
schichtswissen verfügen, ein halbwegs intaktes dynasti-
sches Wissen über die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Ein bisschen Gottvertrauen darauf, dass alles gut werden
wird am Ende der Reise, schadet auch nicht. Und weil wir
jetzt schon beim Schöpfer sind und alle es taten im Ba-
rock am Ende einer Arbeit, weil es unter Bachs Kantaten
steht und unter Händels Oratorien, schließen auch wir
mit „Soli Deo Gloria“.

Bruno Preisendörfer: Als die Musik in Deutschland
spielte. Galiani, 480 S., 25 €.

GETTY IMAGES/HERITAGE IMAGES

Bruno Preisendörfer macht die Bach-Zeit lebendig.


Und das, ohne viel über Musik zu schreiben


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