Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1

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21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER2019 DAS FEUILLETON 31


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achdem „Systemsprenger“ auf
der Berlinale den Silbernen Bä-
ren erhalten hatte, landeten 35
Drehbücher bei Regisseurin Nora
Fingscheidt im E-Mail-Fach. Ihr
Film hat von der Ukraine über Taiwan bis Por-
tugal mehr als 20 Preise gewonnen. Im August
wwwurde er als deutscher Kandidat ins Oscarren-urde er als deutscher Kandidat ins Oscarren-
nen geschickt. Und die achtjährige Helena Zen-
gel, die diese verzweifelt-aggressive Benni ver-
körpert, die durch alle Raster der Betreuung
fffällt, ist inzwischen in Amerika und spielt dieällt, ist inzwischen in Amerika und spielt die
weibliche Hauptrolle von „News of the World“,
Tom Hanks’ neuem Film. Ein Gespräch mit der
3 6-jährigen Regisseurin über die Frage, wie viel
VVVerzweiflung man einem Kind vor der Kameraerzweiflung man einem Kind vor der Kamera
zumuten darf – und warum ihr achtjähriger
Sohn den Film noch nicht sehen durfte.

VON HANNS-GEORG RODEK

WELT:Haben Sie eigentlich Jacques Doil-
lons Film „Ponette“ gesehen über ein vier-
jähriges Mädchen, dessen Mutter stirbt?
1996 hat die die Kleine den Preis als beste
Schauspielerin in Venedig gewonnen.
NORA FINGSCHEIDT:Oh Gott, wie kann ich
nichts von diesem Film wissen? Wir haben
zur Vorbereitung 50 Filme angeschaut!

Damals haben sich alle gefragt, ob eine
Vierjährige solch einen Preis gewinnen
kann, obwohl Victoire Thivisol großartig
war. Die weitergehende Frage ist, ob man
kleinen Kindern eine solche psychische
Belastung auferlegen soll. Damit sind wir
bei Benni und Helena Zengel.
Während des Drehbuchschreibens fragte ich
mich, ob wir überhaupt ein Kind finden wür-
den, das dies spielen kann. Es hätte auch sein
können, dass wir überhaupt keine Familie
finden, die diesem Buch zustimmt. Das war
erstaunlicherweise überhaupt nicht der Fall.
95 Prozent aller angefragten Kinder durften
zum Casting kommen.

Was sollte beim Vorsprechen passieren?
Die allererste Castingrunde bestand nur aus
zwei Übungen. Eine Aufgabe lautete: „Kriege
deinen Schauspielpartner – einen erwachse-
nen, großen Mann – raus aus dem Raum. Egal
wie. Du darfst ihn schieben, treten, beschimp-
fen. Er muss raus.“ Da konntest du schon viel
sehen. Manche Mädchen trauten sich nicht,
mehr als „Idiot“ zu sagen, manchen machte
das richtig Spaß. Man spielte verdrehte Welt:
Je schlechter du dich hier benimmst, desto
besser. Die zweite Übung war ein ruhiger Dia-
log zwischen den beiden mit der Frage „Willst
du mein Papa sein?“ Da ging es darum, ob das
Mädchen auch Verletzlichkeit zeigen kann.
Ein bloß aggressives Kind bringt auch nichts.

Und Helena hatte beides?
Von Anfang an, sie war die siebte Kandidatin,
aber wir haben 200 Mädchen ausprobiert.
Mir war wichtig, dass sie das ganze Drehbuch
liest – mit ihrer Mama –, bevor wir uns zur
nächsten Besetzungsrunde treffen. Sie sollte

wissen, was auf sie zukommt. Helena war zu
dem Zeitpunkt acht, aber extrem intelligent,
sehr weit für ihr Alter. Sie hat viele Fragen
gestellt – Warum macht Benni das, wie ma-
chen wir dies? –, dann haben wir sechs Mona-
te vor Drehstart begonnen, miteinander zu
arbeiten, ein- oder zweimal pro Woche.

Was für ein Typ ist Helena?
Sie ist wahnsinnig ehrgeizig, die wollte spie-
len, die hatte keinerlei elterlichen Druck. Sie
hatte Eiskunstlauf als Leistungssport betrie-
ben und drehte nebenbei Filme, Hauptrollen
in einem Lang- und einem Kurzfilm.

Trotzdem bleibt die große Frage, wie man
ein Kind durch diesen Prozess führt, ohne
dass es Schäden davonträgt.
Oder im Idealfall, daran sogar wächst. Wir
haben versucht, das mit ganz viel Zeit zu be-
werkstelligen: sechs Monate Vorbereitung,
fünf Monate Dreh. 67 Drehtage, was unfass-
bar viel Zeit für einen Spielfilm ist. Meistens
fünf Stunden pro Tag, einmal die Woche
acht. Und jeden Tag nach dem Dreh haben
wir eine Tagebuchseite zusammen geschrie-
ben: Was war gut? Was war schlecht? Und die
Probe war immer am Tag vor dem Dreh, so
dass Helena genau wusste, was sie erwartet.

Wie konnte Helena diese Benni begreifen?
Aus dem Moment heraus. Obwohl sie das
ganze Drehbuch kannte, war es für sie immer
nur wichtig, den Moment zu verstehen: „Wa-
rum flippe ich aus? – Weil du nicht in die
Schule willst.“ „Warum will ich nicht in die
Schule? – Weil all die Kinder dich ärgern.“

Das stelle ich mir noch nahe an ihrer eige-
nen Erlebniswelt vor. Aber dann kommen
Situationen, die sie nicht erlebt hat.
Sie hat nie den großen Bogen gespielt, nur
den Moment. Sie hat nie das Kind gespielt,
das schon aus zehn Heimen geflogen ist, sie
hat das Kind gespielt, das gerade in ein Heim
soll, aber der Umgebung nicht traut.

Was war die schwierigste Szene für sie?
Der Abschied von Micha, ihrem Schulbeglei-
ter. Das war eine Szene, die wollte sie nicht
verstehen. Bei keiner Szene hatte sie so viele
Fragen wie bei dieser. Alles andere war kein
Problem. Aber das.

Beim Filmen gibt es ja keinen großen Bo-
gen, nur kleine Schnipsel, die zusammen
gesetzt werden. Benni schubst hierhin,
Pause, Benni schubst dahin, Pause.
Es sind lauter Minimomente. Da muss man
es hinkriegen, in diesem Minimoment die
richtige Emotion zu erzeugen, dass das Kind
wirklich wütend im Gesicht aussieht, diese
eine Sekunde lang.

Wie dosiert man Schreien?
Beim Schreiben dachte ich immer, sie sei zu
brav! Es gab weitere Szenen, in denen sie Be-
treuer mit Spielzeug bewirft, aber bei Test-
sichtungen haben Zuschauer gesagt, das hal-
te man nicht mehr aus. Zwei Ausrastszenen
haben wir deshalb weggelassen. Man durfte
aber auch kein niedliches Pippi-Lang-
strumpf-Mädchen aus ihr machen. Es musste
ein Kind sein, bei dem man versteht, wenn
Erwachsene „Ich kann nicht mehr“ sagen.

Ich kann mich an kein vergleichbares
Filmkind erinnern.
Das ist gut! Wir wollten eine Figur erzählen,
wie man sie noch nicht gesehen hat. Der
Film, der unter allen angesehenen die größte
Inspiration war, hieß „Made in Britain“ mit
Tim Roth in einer seiner ersten Rollen in den
80ern als Jungneonazi mit einem in die Stirn
tätowierten Hakenkreuz. Alle versuchen, ihn
zur Vernunft zu bringen, aber er ist ein der-

maßen radikaler Charakter, der sich nicht
helfen lässt. Die Kompromisslosigkeit dieses
Films hat uns sehr beeindruckt.

Filme inszenieren ist eine familienfeindli-
che Tätigkeit. Was hat Ihr Sohn während-
dessen von seiner Mama gesehen?
Nicht viel. Er hat mich am Set besucht, aber
ich war vom Kopf her nicht für ihn da. Am
Wochenende daheim habe ich auch nur wie
ein Zombie auf irgendwelche Anrufe gewar-
tet. Während des Drehs hat mein Partner die

Elternrolle übernommen, aber danach hatte
ich ein halbes Jahr Hausdienst. Ich wollte das
auch. Es ist ein extremer Balanceakt.

Bei Christian Petzold und seiner Frau, der
Dokumentaristin Aysun Bademsoy, heißt
es: Ich ein Projekt, du ein Projekt.
Es ist eine Herausforderung. Meinen Sohn
habe ich mitten im Filmstudium bekommen,
er war zehn Tage alt, als ich ihn im Tragetuch
in Filmmusikvorlesungen mitnahm, und er
ist halb in Schnitträumen groß geworden.

Mal gucken, was aus dem wird. Dreharbeiten
langweilen ihn, bei Diskussionen mit dem
Publikum hört er ganz gerne zu.

Was sagt er zu Benni?
Er hat den Film noch nicht gesehen. Er
möchte gern, aber ich versuche, den Zeit-
punkt hinauszuzögern. Ich habe ihm ver-
sprochen, dass er ihn vor seinem neunten
Geburtstag sehen darf. Der ist im November.
Aber auch dann nur mit mir und am Laptop.
Das ist ein Film für Erwachsene.

WWWunderkind desunderkind des
deutschen Kinos:
Helena Zengel

PORT AU PRINCE PICTURES GMBH

/ PETER HARTWIG

„Das ist ein Film für Erwachsene“


Ein Spielfilmdebüt und gleich für den Oscar nominiert: Regisseurin Nora Fingscheidt spricht über die Familienfeindlichkeit


des Regieberufs, extreme Dreharbeiten mit Kindern und die richtige Dosierung von Gewalt


Oscarverdächtiges Debüt: Nora Fingscheidt

DPA

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