Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1

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21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-VP1


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DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER2019 SEITE 33

STIL


In Istanbul stehen alle


Zeichen auf Kunst Kunstmarkt, Seite 35


Biennale und mehr


T


iefe Dekolletés, extreme
Sanduhr-Silhouetten, auf-
wendige Ornament-Sti-
ckereien: John Gallianos
Haute-Couture-Kollekti-
on für Dior im Herbst 2004 begeis-
terte Publikum und Kritiker. Dass
seine Ideen zur Realität wurden, ver-
dankt Galliano auch einem fränki-
schen Familienbetrieb. In dem 4000-
Seelen-Ort Diespeck setzt die 1903
gegründete Stickerei Müller selbst
die kompliziertesten Entwürfe um.
Denn hier werden Techniken be-
herrscht, die andere Stickereien
längst nicht mehr anbieten.

VON KATHARINA PFANNKUCH

Die Zusammenarbeit mit Dior be-
gann 1996, mittlerweile lassen auch
Givenchy und Louis Vuitton in dem in
vierter Generation geführten Betrieb
sticken. Auch die Stickereien für die
Dior-Herbstkollektion 2004 entstan-
den hier. Nun sind sie als eines von
vielen Beispielen für die kleinen, aber
entscheidenden Details großer Mode
in der Ausstellung „Die Werkstätten
der Haute Couture“ in der Münchner
Galerie Handwerk zu sehen.
„Galliano wird in den Ateliers der
handwerklichen métiers sehr ge-
schätzt, denn er schätzt seinerseits
die Ateliers und würdigt deren Kön-
nen“, sagt Michaela Braesel. Sie ku-
ratierte die Ausstellung in der Gale-
rie, der kulturellen Einrichtung der
Handwerkskammer für München
und Oberbayern, und besuchte dafür
Werkstätten von Paris bis München.
Braesel bekam Einblick in die Her-
stellung von Kunstblumen und Spit-
ze, in Federverarbeitung und Maro-
quinerie, Webereien und Stickerei-
en. Mit seiner Achtung vor dem
Handwerk, ohne das die Haute Cou-
ture nur halb so glitzernd und raffi-
niert wäre, folgt Galliano dem Vor-
bild von Christian Dior. Der betonte
schon 1954, wie wichtig es sei, die
Tradition der kunsthandwerklichen
Ateliers lebendig zu halten.
Nach seiner Verbannung aus der
Modewelt wegen antisemitischer
Entgleisungen 2011 ist Galliano seit
2014 als Kreativdirektor bei Maison
Martin Margiela zurück. Auch hier
arbeitet er eng mit dem Handwerk
zusammen. Nicht nur mit dem tradi-
tionellen: In einer Vitrine liegt ein
orangefarbener Silikonstoff in
Strick-Optik, entstanden durch
Formabguss und 3-D-Druck im Pari-
ser Atelier von Marion Chopineau,
einer Spezialistin für Oberflächenge-
staltung. Es ist nur ein Muster des
Materials, das in der Margiela-Som-
merkollektion 2018 in einem Trench-
coat zum Einsatz kam, eine moderne
Variante des Trompe l’oeil. „Hier
verbindet sich klassisches Handwerk
mit technischer Innovation. Das Ma-
terial, vor allem in der Verwendung
als Trenchcoat, sorgt für einen Mo-
ment der Irritation“, so Braesel, de-
ren Begeisterung für Ideen wie diese
spürbar ist.
„Wir möchten zeigen, wie die Din-
ge entstehen, welches Handwerk da-
hinter steckt und wie vielfältig die
verschiedenen Bereiche sind. Man-
che Ateliers stehen etwa für Kunst-
blumen im traditionellen, naturalis-
tischen Stil, andere stellen sie ganz
modern dar. Wieder andere schaffen
eigene Nischen, so wie Marion Cho-
pineau.“ Die Pflege und Wertschät-
zung des Handwerks sei das Ziel ei-
ner jeden Ausstellung in der Galerie
mit Fokus auf Kunsthandwerk und
angewandte Kunst, deren offizieller
Auftrag seit 50 Jahren die „Kultur-
vermittlung im Handwerk“ ist. Sie-
ben Ausstellungen finden hier jähr-
lich statt. Nun dreht sich alles um
die Details prachtvoller Mode.
Deren Dekonstruktion hat nichts
Zerstörerisches, im Gegenteil: Sie
schärft den Blick für das, bei den
Haute-Couture-Schauen über den
Laufsteg schwebt. Wer seine Mode
bei diesem Rausch aus Farbe und
Stoffen zeigen und als Haute Coutu-
re bezeichnen darf, ist in Frankreich
streng geregelt: Ein Modehaus muss
mindestens 20 Mitarbeiter haben
und pro Jahr zwei handgenähte Kol-
lektionen aus jeweils mindestens 35
Unikaten für Tages- und Abendmode
zeigen. Lange galt zudem der Sitz in
Paris als Voraussetzung, mittlerwei-
le dürfen auch sogenannte korres-
pondierende Mitglieder wie das ita-
lienische Atelier Versace an den Hau-
te-Couture-Schauen teilnehmen.
Im deutschen Sprachgebrauch
schwingt keine solche Definition
mit. Haute Couture meint hier oft
einfach besonders hochwertige und
individuell angefertigte Mode. So ist

der Begriff auch bei der Münchner
Ausstellung zu verstehen: „Wir defi-
nieren Haute Couture weniger insti-
tutionell als wörtlich im Sinne der
hohen Schneiderkunst,“ sagt Brae-
sel. Deshalb sind nicht nur Arbeiten
von Ateliers zu sehen, die Häuser wie
Chanel und Dior beliefern, sondern
auch Entwürfe von Münchner Labels
wie Talbot Runhof und Natascha
Müllerschön. Letztere zeigt den Ent-
stehungsprozess eines Abendkleides
vom Prototypen aus Nesseltuch über
das halbfertige Modell bis zur ferti-
gen Robe. Die Fotografin Christin
Losta wiederum fängt die verschie-
denen Stadien in Aufnahmen aus
Ateliers von Lacroix und Balenciaga
und Modemuseen ein.

Im Mittelpunkt aber stehen die
kleinen Details, deren aufwendige
Verarbeitung sich oft erst auf den
zweiten Blick erschließt – und nicht
nur Kleidung einzigartig macht: So
wird die Seidenweberei am Beispiel
einer der langlebigsten It-Bags über-
haupt gezeigt. Mehrere Modelle der
Fendi Baguette, von der Fondazione
Arte della Seta Lisio mit Blumen-,
Vogel- und Dschungelmotiven verse-
hen, lassen die schwindelerregenden
Preise der Kult-Tasche in anderem
Licht erscheinen. Mules von Christi-
an Louboutin mit unzähligen, in
Handarbeit zu Blüten arrangierten
Pailletten aus dem Pariser Atelier Sa-
frane Cortambert und futuristische
High-Heels aus Eisen und Plastik,
die Iris van Herpen mit dem Künst-
ler Jólan van der Wiel schuf, muten
kaum noch wie profane Schuhe an.
Je spezieller das Handwerk, desto
seltener wird es. 1946 gab es allein in
Paris 287 Ateliers für Kunstblumen,
1963 war ihre Zahl schon auf 51 ge-
sunken. Heute gibt es noch drei. Um
den Nachwuchs zu sichern, haben
größere Ateliers wie die Stickerei
Maison Lesage eigene Schulen. Auch
Chanel will das Handwerk bewahren
und vereint in seiner Tochtergesell-
schaft Paraffection mittlerweile 24
Ateliers, darunter Stickereien wie
eben Lesage, Feder- und Kunstblu-
menateliers. Seit 2002 würdigt Cha-
nel zudem einmal im Jahr das Hand-
werk mit der Métiers d’Art-Kollekti-
on. „Die Ausstellung ist natürlich
auch als Anreiz für die junge Genera-
tion gedacht, Handwerk einmal an-
ders zu erleben und als Perspektive
zu sehen“ sagt Michaela Braesel.
Und mit der Deutschen Meister-
schule für Mode in München bestehe
nicht nur angesichts der aktuellen
Ausstellung enger Kontakt.
Der Zeitpunkt für den Blick hinter
die Kulissen ist gut gewählt. Schließ-
lich werden Rufe nach mehr Be-
wusstsein über die Herkunft und
Entstehung von Kleidung immer lau-
ter – im wörtlichen und im übertra-
genen Sinn. Immer seltener wird
Mode als trivial abgetan, sondern als
politisches, gesellschaftliches und
kulturhistorisches Phänomen gese-
hen. Die ewige Frage, ob Mode eine
Form der Kunst ist, kann aber auch
diese Ausstellung nicht endgültig be-
antworten. „Dafür ist Mode zu viel-
schichtig,“ findet die Kuratorin. Ihr
Resümé: „In der Haute Couture tref-
fen Kunst, Mode und Kunsthand-
werk aufeinander.“
Das wohl deutlichste Beispiel der
Ausstellung dafür ist ein Entwurf
von John Galliano für die Dior-Früh-
lingskollektion 2007. Der Designer
ließ eine weiße Leinenrobe per Air-
brush, Siebdruck und Stickerei mit
Katsushika Hokusais berühmten
Motiv „Die große Welle vor Kanaga-
wa“ versehen. Wieder von einem
spezialisierten Atelier, nämlich dem
von Anne Gelbard in Paris. Und wie-
der ganz im Sinne des großen Chris-
tian Dior, nämlich das Kunsthand-
werk lebendig zu halten.

TDie Ausstellung „Die Werkstätten
der Haute Couture“ läuft bis zum 5.
Oktober in der Galerie Handwerk in
München

HAUTE


Handwerk


Ihrem großen, aber stets kurzen Auftritt auf


dem Laufsteg geht monatelange Arbeit voraus:


Haute Couture vereint Designer-Visionen


und traditionelles Handwerk. Dessen ganze


Bandbreite zeigt nun eine Ausstellung in München


So sieht die Handwerkskunst am Ende des Entstehungsprozesses aus: Roben von Natascha Mül-
lerschön, Designerin aus München (großes Foto). Aus dem Atelier von Anne Gelbard: plissierte Spit-
ze mit per Hand aufgetragenen Aluminium- und Kupferblättern (links). Stickerei in Nahaufnahme.
VVViele der großen Stickereien schlossen in den letzten Jahrzehnten, aber große Modehäuser wie Dioriele der großen Stickereien schlossen in den letzten Jahrzehnten, aber große Modehäuser wie Dior
und Chanel wollen das Handwerk für ihre Haute-Couture-Kollektionen bewahren und kaufen des-
halb Stickerei-Ateliers auf (oben)

NATASCHA MÜLLERSCHÖN

; ATELIER ANNE GELBARD; CÉCILE HENRI

GALLIANO WIRD


IN DEN ATELIERS


DER METIERS


SEHR GESCHÄTZT


MICHAELA BRAESEL, Kuratorin

,,


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