Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1

I


ch glaube, jeder hat einen Traum.
Mein Traum war die Mode. Aber in
Bari in Apulien, wo ich aufwuchs,
gab es keine Mode, es gab nur Bou-
tiquen. Mein Vater frage mich:
„Willst du etwa in einer Boutique arbei-
ten?“ Hätte ich sofort getan, aber er sag-
te: „Nein, du wirst Journalistin und
stellst dich international auf.“ Er hatte
natürlich recht. Also habe ich mein
Kunst- und Literatur-Studium in Bari
abgeschlossen und bin nach Mailand an
die Domus Academy gegangen, deren
Modezweig von dem Designer Gian-
franco Ferré mitgegründet worden war.
Damals fühlte ich mich total verunsi-
chert, doch heute ist es nichts Besonde-
res, nach Mailand zu ziehen – meine
Nichten wollen nach China, London,
New York. Durch die Technologie ist die
Welt geschrumpft und zugänglicher ge-
worden, aber vor über 30 Jahren, als ich
anfing, war vor allem die Modebranche
noch exklusiv und verschlossen. Ein
Jahr studierte ich an der Domus-Acade-
my, und danach organisierte mir Gian-
franco Ferré ein Vorstellungsgespräch
mit Franca Sozzani, die gerade zur neu-
en Chefredakteurin von „Vogue Italia“
berufen worden war und ein Team zu-
sammenstellen musste. „Sprichst du
Englisch?“, fragte sie mich bei unserem
Treffen. „Ein bisschen“, sagte ich. Ihre
Antwort: „Ok, lerne es, denn morgen
musst du für ein Shooting nach Miami
fliegen.“ Santa Maria Grazia, ich konnte
es nicht fassen! Einen Tag später fing
ich an.
Wir waren ein kleines Team. Franca
wurde meine Mentorin, sie wollte junge
Leute fördern. Die einzigen zwei Mode-
redakteurinnen waren ich und Alice
Gentilucci. Eines Tages rief uns jemand
von der amerikanischen „Vogue“ an,
weil wir mit der ein Produktionsteam
teilten. Man fragte nach dem „Schuhre-
dakteur“. Ich schaute Alice an: „Welcher
Schuhredakteur?“ Es gab nur uns, nicht
mal Assistenten hatten wir. Nach Miami
flog ich alleine, ich und meine Koffer.

sen, Latex. Es brach mir das Herz, als
Peter Lindbergh kürzlich verstarb. Als
Redakteur und Fotograf hat man in den
90er-Jahren so viel Zeit miteinander
verbracht und eine persönliche Bezie-
hung aufgebaut. Während der Modewo-
chen traf man sich zwischen den Schau-
enterminen, besprach die Trends auf
dem Laufsteg und Ideen für kommende
Shootings. Man schickte damals keine
Moodboards hin und her. Stattdessen

hieß es: Schau dir diesen Film an, gehe
in jene Ausstellung. Mode ist Team-
work. Vergiss dein Ego, schmeiß es weg.
Die Leute sagen, dieses Foto oder diese
Modenschau gefällt mir. Dich fragt nie-
mand, niemand interessiert sich für dei-
nen Geschmack. In den 90ern haben
wir immer zunächst respektiert, dass
sechs Monate Arbeit in einer Kollektion
stecken. Es geht ums Beobachten. Wer
Mode verstehen will, muss beobachten.
Ich kenne so viele Stylistinnen, die ei-
nen tollen Geschmack haben, wunder-
schön gekleidet sind und dann tauchen
sie am Set auf und machen einen desa-
strösen Job.
Im Jahr 2000 bot mir Franca Sozzani
an, Chefredakteurin der „Uomo Vogue“
zu werden. Natürlich habe ich ja gesagt.
Wenn sich dir in der Mode solche Chan-
cen bieten, greifst du zu. Ich wusste,
dieser Job würde mir helfen, Mode noch
besser zu verstehen. Aber es war schwer

für mich. Von neun Uhr Morgens bis elf
Uhr Abends saß ich im Büro, ich, die es
gewohnt war, rauszugehen und um die
Welt zu fliegen. Doch als Chefredakteur
musst du für alle ansprechbar sein und
bist für alles verantwortlich, ob es um
das Cover geht oder um eine News über
Autos.
Nach sechs Jahren war es genug für
mich, ich wollte wieder so mit Mode ar-
beiten, wie ich es liebe. Zudem merkte
ich, dass sich mit dem Internet eine
neue Ära anbahnte. Der Modeblogger
Scott Schuman vom „The Sartorialist“
fotografierte meine Freundinnen vor
den Schauen mit ihren Handtaschen
und Looks. Ich dachte: Das sieht nach
Spaß aus. Ich erkannte das Potenzial
hinter der Streetstyle-Idee. Und auffäl-
lig gekleidet habe ich mich schon im-
mer. Also ging es raus aus dem Büro und
auf die Straße.
Ich und meine Freundinnen, die zu
den Schauen gingen, wollten Mode fei-
ern und fühlten uns, als würden wir eine
Party besuchen. Wir gestalteten leben-
de Modestrecken. Irgendwann liehen
uns die Modelabels auch Kleider, aber
wir wurden nie bezahlt wie die Influen-
cer heute. So hatten wir die Freiheit zu
tragen, was wir wollten. Das war die
Zeit, als Chefredakteurinnen und Stylis-
tinnen wie Anna Wintour oder Franca
Sozzani endgültig zu Stars wurden. Ca-
rine Roitfeld, die ehemalige Chefredak-
teurin der französischen „Vogue“, sagte
kürzlich in einem Interview mit der
„New York Times“, dass die Zeit der
„Celebrity Editors“ vorbei ist. Es wird
keine Franca, keine Anna mehr geben.
Sie standen für ein sehr wichtiges Kapi-
tel der Mode. Aber dieses ist nun zu En-
de gegangen. Finito.“
PROTOKOLL: SILVIA IHRING

TAnna dello Russo ist heute Editor-at-
Large der japanischen „Vogue“ und
Botschafterin sowie „Scientific Di-
rector“ der Modeakademie Istituto
Marangoni in Mailand

Anna dello Russo wurde durch das


Phänomen „Streetstyle“ berühmt. Hier


erinnert sich die Stylistin und ehemalige


Chefredakteurin der „Uomo Vogue“ an eine


Modewelt, die es so nicht mehr gibt


GETTY IMAGES

(3)

ES GEHT UMS


BEOBACHTEN.


WER MODE


VERSTEHEN WILL,


MUSS BEOBACHTEN


„NIEMAND interessiert


sich für deinen Geschmack“


Streetstyle-Star,
bevor es Influencer
gggab: Anna delloab: Anna delloab: Anna dello
Russo. Hier wäh-usso. Hier wäh-
rrend der Modewo-end der Modewo-
chen im März inhen im März in
Paris (ganz links),aris (ganz links),
im Februar in
Mailand (links)ailand (links)
und im Septembernd im September
2 017, ebenfalls in017, ebenfalls in
Mailand (oben)

Ich habe so viele Koffer geschleppt in
meiner Karriere. Aber wir hatten die
Chance, die goldenen Zeiten der italie-
nischen „Vogue“ zu erleben, die 90er-
Jahre. Alles war „Top“: Die Models, die
Fotografen, die Qualität der Bildspra-
che. Es war, als wäre man Teil der
Champions League der Mode. Franca
Sozzani entdeckte junge Fotografen,
wie Steven Meisel, der fortan alle Cover
des Heftes fotografieren würde.
Ich ging in die beste Schule. Mein Me-
tier lernte ich am Set, Leidenschaft war
meine Antriebskraft. Die Mode verlangt
Disziplin von dir. Ich habe Kleider gebü-
gelt, Locations gesucht, mit Models und
Fotografen gesprochen, mich um alles
gekümmert. Kreativität macht nur eine
Hälfte des Jobs aus, der Rest ist Organi-
sation. Zumal man auch eine finanzielle
Verantwortung trägt. Du kannst auf dei-
nen Reisen nicht zig Kilo an Übergepäck
mitnehmen. Ach ja, und die Kuriere! Al-
le wollen immer alles per Kurier liefern
lassen. Nein! Das kostet alles Geld. Dein
Job ist es, auszuwählen, editingeditingediting, das, das
Richtige mitzunehmen.
Klar, ein paar Extras für den Fotogra-
fen sollten schon dabei sein. Du musst
smart sein in diesem Beruf, Lösungen
finden. Ich habe oft mit Helmut
Newton zusammengearbeitet. Plötzlich
fragte der mich mal nach einem Seil,
weil er die Idee hatte, das Model irgend-
wo festzubinden. Wenn man mit vielen
verschiedenen Fotografen arbeitet, ist
es, als hätte man viele Liebhaber – du
musst jeden glücklich machen. Jeder
Fotograf hat einen anderen Stil, und da-
rauf musst du vorbereitet sein, damit
das bestmögliche Foto entsteht. Für Pe-
ter Lindbergh musste ich immer schwe-
re Stiefel dabei haben, weil er gerne Mo-
dels in Bewegung fotografierte. Außer-
dem immer ein weißes Hemd, androgy-
ne Sachen mit weiten Silhouetten, die
vom Winde verweht am Strand von De-
auville gut aussehen würden. Bei Hel-
mut durfte ich nie, nie die High Heels
vergessen, ebenso Lingerie, Strumpfho-

34


21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-VP1


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34 STIL DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER2019


E


s war wohl Zu-
fall, aber die Si-
tuation passte
ganz gut zu den Verän-
derungen, die auch in
die Modeblase ein-
dringen. Üblicherwei-
se ist es so, dass nach
der Prada-Schau in
Mailand erst einmal
die Celebritys Miuccia
Prada zugeführt wer-
den, ein ziemliches Gewusel herrscht,
sich eine lange Schlange von Gratu-
lanten an der Königin der italieni-
schen Mode entlangzieht. Am Ende
dann gibt sie seit ein paar Saisons ein
Gruppeninterview.
Doch der Perspektivwechsel be-
gann schon auf dem Schauenkalender.
Nicht der andere Moderiese Gucci
zeigte wie sonst am Mittwochnach-
mittag (erst zum Abschluss am Sonn-
tag), sondern Prada zog auf diesen
Slot vom angestammten Platz am
Donnerstagabend. Und dann stand
Signora Prada am Ende einer ihrer
womöglich besten Schauen im langen
Reigen von Superlativschauen, als das
Publikum zu Drinks zum Ausgang der
Prada-Foundation strömte, schon mal
bereit und wartete auf der balkonarti-
gen Plattform, nur in Begleitung ihrer
Vertrauten Verde Visconti. Sie wurde
natürlich nicht ignoriert, vielmehr
war es so, dass keiner mit ihr in dieser
Ecke rechnete und deswegen auch
keiner hinsah.
Es dauerte auch eine Weile, bis die
Celebritys wie Nicole Kidman hier
oben ankamen, die Veranstaltungshal-
le, dieses Mal lässig und farbenfroh
wie eine italienische Sommerterrasse
gefliest, will auch erst einmal durch-
schritten sein. Jedenfalls musste Mrs.
Kidman ein wenig warten, Miuccia
Prada sprach erst mit ein paar Journa-
listen, die sich schon eingefunden
hatten, wiederum eine etwas andere
Gruppierung als sonst. Das war natür-

lich alles Zufall, aber
es passte gut zu den
Gedanken, die der Kol-
lektion zugrunde la-
gen: „Meine wesentli-
che Idee war: Die Per-
son ist wichtiger als
die Mode.“ Das klingt
innerhalb der Mode-
welt keineswegs banal.
Gerade das „Fashion-
Animal“ Miuccia Pra-
da hat ihre Aussage nie Kategorien
wie „Tragbarkeit“ und „Was die Kun-
den gerade wollen“ untergeordnet,
vielmehr waren ihre Entwürfe stets
Ausdruck und Antwort ihrer Reflexio-
nen über die Stellung und Wünsche
und Positionen der Frau (und des
Mannes) in der Welt und im Zeitgeist.
Die Models trugen die quasi uni-
versellen Entwürfe (sie hatten oft
genug mit schwer laufbaren Schuhen
zu kämpfen), was nicht mit wirkli-
cher Ignoranz dem wahren Leben
gegenüber zu tun hatte, sondern
dem Wesen der Mode gerecht wurde.
„Ich dachte mehr an die Kleidung als
an die Mädchen.“ Dieses Mal hatte
die Designerin hingegen viel Zeit
beim Fitting auch darauf verwendet,
die Persönlichkeit der Models anzu-
kleiden.
Freja Beha Erichsen eröffnete die
Show in Pradas persönlichem Lieb-
lingslook, einem grauen Gazerock mit
hellgrauem Pulli, den dann auch Sara
Blomqvist am Ende noch einmal trug,
zu einem lavendelfarbenen Lederrock
mit floralen Intarsien. Anfang und
Ende einer, wie es hieß „ Kollektion,
die von der Macht von Frauen über
ihre Kleidung, von der Macht von Stil
über Mode erzählt.“
Wenn in den Ungewissheiten, die
auch die Mode angesichts der morali-
schen Rebellion und gesellschaftli-
chen Großthemen erfasst, dies die
Konsequenzen sind, dann ist die Rele-
vanz von Designern wie Miuccia Pra-
da außer Frage. Zumal sie eben nicht
in der Blase lebt und ratlos wie wir al-
le angesichts des übergreifenden Kon-
sumbashings feststellt: „Es wird darü-
ber geklagt, dass es zu viel von allem
gibt. Auch zu viel Mode, zu viel Klei-
dung. Es bleibt aber ein unauflösbarer
Widerspruch. Auf der einen Seite wol-
len wir weniger konsumieren. Auf der
anderen Seite bleibt der ewige Ruf
nach Neuheit. Die Wahrheit ist wohl,
dass jeder mehr und Neues will.“
Von all den Arbeitsplätzen, die ih-
rer Branche schafft, will sie, die sich
als junge Frau zum italienischen
Kommunismus hingezogen sah, gar
nicht anfangen. „Auf der einen Seite
sollen wir mehr Profit machen, auf
der anderen Seite ruiniert das Profit-
denken die Welt.“ Die Lösung des
Konflikts bleibt offen. Auch das Haus
Prada ist börsennotiert, also erfolgs-
verpflichtet. Aber Miuccias persönli-
che Antwort zeigt zumindest eine
versöhnliche Richtung: „Mode ist
nicht klassisch. Sie ist nicht für im-
mer. Aber Stücke können es sein, je-
denfalls kein Wegwerfprodukte.“

GLOBAL DIARY

Die Ära der Post-Fashion


INGA
GRIESE

KKKleidung, die bleibt: Pradas Kollektionleidung, die bleibt: Pradas Kollektion
fffür Frühjahr/Sommer 2020ür Frühjahr/Sommer 2020

AFP

/TIZIANA FABI

V


or ein paar Wochen landete ein
Päckchen von Diptyque auf
meinem Schreibtisch. Es gehe
um die neue Art sich zu parfümieren,
hieß es auf der Grußkarte. Um neue
Anwendungsdimensionen, neue „ol-
faktorische Spielfelder“. Wow. Klingt
ambitioniert. Längst gibt es Öl-Par-
füms, pudrige Varian-
ten, Haarparfüms, wohl-
duftende Bodylotions.
Alles auch bei der klei-
nen französischen Mar-
ke, die 1961 am Pariser
Boulevard St. Germain
34 von drei Freigeistern
als eine Art Concept
Store für Kleinigkeiten
gegründet wurde. Ver-
kauften sie zu Beginn
noch ihre eigenen Stof-
fe, Tapeten und kleine
Artefakte, die sie auf
Reisen entdeckten, wür-
den sie sich heute si-
cherlich erfreuen, was aus ihrem klei-
nen Basar geworden ist. Eine weltweit
bekannte Marke, zu deren Markenzei-
chen Duftkerzen geworden sind.
Eines der drei Testobjekte weckte
gleich mein Interesse: ein ovales,
knapp zehn Zentimeter großes, pech-
rabenschwarzes Behältnis, dem eine
goldene Schließe beigelegt war. Beim

Öffnen kommt ein schwarz-weißer
Faden zur Schau. Zahnseide? Paket-
schnur? Geschenkband? Die ersten
Assoziationen. Die Anleitung wies da-
rauf hin, dass man so viel der Schnur
abrollen solle, so dass sie zweimal um
das Handgelenk passe, dann müsse
man den Faden gespannt halten, eine
integrierte Klinge über-
nimmt das Abschneiden.
Fehlt nur noch je ein
Knoten an beiden En-
den. Die mitgelieferte
Schließe, in die man zu-
letzt die beiden verkno-
teten Enden einhakt,
hält das – Achtung! –
parfümierte Armband.
Das Wunderbäumchen
fürs Handgelenk, das es
bislang in drei Duftrich-
tungen gibt (Eau Rose,
Do Son oder Tam Dao),
wurde durch Parfüm ge-
zogen, das wiederum
haftet nun an dieser Schnur. Eine äu-
ßerst subtile Art des Parfümierens.
Der Inhalt des Spenders soll – je nach
Handgelenksumfang – für etwa 30 An-
wendungen ausreichen. Mich haben
die Franzosen mit dieser genialen
Idee schon mal umgarnt. Es könnte
das Freundschaftsband 3.0 werden.
CAROLINE BÖRGER

FINDLING

Duftendes Freundschaftsbändchen


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