Die Welt - 21.09.2019

(Rick Simeone) #1
fffentlichkeit erst mit großem zeitlichementlichkeit erst mit großem zeitlichem
AAAbstand zum Spendeneingang, aber auchbstand zum Spendeneingang, aber auch
zur nächsten bundesweiten Wahl von
Hortens Zahlungen erfahren.
Doch dann kam der „Ibiza-Skandal“.
Im Mai 2019 wurde ein Video veröffent-
licht, das die Korruptionsbereitschaft der
FPÖ-Spitzeoffenlegte. Kurz ließ die Ko-
alition platzen, die FPÖ revanchierte sich
mit der Unterstützung eines Misstrau-
ensantrags, der seine Kanzlerschaft been-
dete. Das Video betraf aber auch Horten
direkt: Der damalige FPÖ-Chef Heinz-
Christian Strachenannte ihren Namen
als ein Beispiel für jene „Idealisten“, die
im Gegenzug für Steuersenkungen bis zu
zzzwei Millionen Euro an gemeinnützigewei Millionen Euro an gemeinnützige
(und parteinahe) Vereine spendeten.
Horten dementierte zwar umgehend, be-
fffand sich aber plötzlich auf dem Radar in-and sich aber plötzlich auf dem Radar in-
vestigativer Journalisten. Ende August
veröffentlichte die ÖVP dann zwei Listen
mit Großspendern, um einer entspre-
chenden Enthüllung durch den „Stan-
dard“ zuvorzukommen: eine stolze Reihe
von Industriellen, Immobilienentwick-
lern, Hoteliers und anderen Unterneh-
mern, die fünf- bis sechsstellige Beträge
beigesteuert hatten.
Horten war nicht nur die prominentes-
te, sondern auch die großzügigste der

E


s ist nicht bekannt, von wo
aaaus Heidi Horten den us Heidi Horten den öster-
reichischen Wahlkampfund
die Angriffe auf sie verfolgt
hat. Vermutlich pendelte die
Milliardärin zwischen ihrem Schloss am
WWWörthersee und ihrem Penthouse in derörthersee und ihrem Penthouse in der
Wiener Innenstadt. Vielleicht ließ sie sich
aaaber auch irgendwo im Mittelmeer brie-ber auch irgendwo im Mittelmeer brie-
fffen, auf ihrer 97 Meter langen Yacht „Ca-en, auf ihrer 97 Meter langen Yacht „Ca-
rinthia VII“. Fest steht nur, dass die alte
Dame es zunächst vorzog, die Attacken
ins Leere laufen zu lassen.

VON ELISALEX HENCKEL
AUS WIEN

Horten schwieg, als ein grüner Land-
tagsabgeordneter vorschlug, so große
VVVermögen wie ihres zu „vergemeinschaf-ermögen wie ihres zu „vergemeinschaf-
ten“. Sie reagierte auch nicht, als die Che-
fffin der Jungen Sozialisten eine neue Steu-in der Jungen Sozialisten eine neue Steu-
er nach ihr benennen wollte. Erst als der
oberste Gewerkschafter des Landes vor
1 600 Genossen über „die Aufg’spritzte
mit der Zwei-Millionen-Kette“ lästerte,
ließ die 78-Jährige ihren Anwalt ausrü-
cken.
„Frau Horten will nicht der Fußab-
streifer in diesem Wahlkampf sein“, in-
ffformierte er die „Kronen-Zeitung“ undormierte er die „Kronen-Zeitung“ und
drohte dem Gewerkschafter mit Klage,
woraufhin sich dieser entschuldigte.
Ihr politisches Engagement hat sich
die reichste Frau des Landes vermutlich
anders vorgestellt. Als sie Anfang 2018 ei-
ne Art Dauerauftrag an die konservative
ÖVP unter Sebastian Kurzeinrichtete,
war weder absehbar, dass schon im
Herbst 2019 wieder gewählt, noch zu wel-
chem Feindbild sie in diesem Wahlkampf
werden würde.
KKKurz hatte die ÖVP nach eineinhalburz hatte die ÖVP nach eineinhalb
Jahrzehnten auf dem zweiten Platz wie-
der zur stärksten Partei gemacht. Mit den
Rechtsnationalen von der FPÖ bildete er
eine Regierung, die nach den vielen von
Streit geprägten großen Koalitionen auf
ein harmonisches Miteinander setzte.
Horten überwies monatlich genau 49.
Euro und lag damit knapp unter jener
Grenze, ab der Parteispenden unmittel-
bar dem Rechnungshof gemeldet und so-
fffort öffentlich werden. Wäre alles nachort öffentlich werden. Wäre alles nach
regulärem Muster verlaufen, hätte die Öf-

Gönner: Seit dem Vorjahresbeginn hatte
sie insgesamt 931.000 Euro überwiesen.
Österreich fragte sich daraufhin, woher
sie so viel Geld hat. Was hat sie bisher da-
mit gemacht? Und was erwartet sie sich
als Gegenleistung? Der Reichtum der ge-
lernten Stenotypistin stammt aus ihrer
ersten Ehe mit dem deutschen Kaufhaus-
könig Helmut Horten. Dieser hatte als
Profiteur der nationalsozialistischen
„Arisierungspolitik“ den Grundstein für
seinen späteren Aufstieg zum „personifi-
zierten deutschen Wirtschaftswunder“
gelegt. Die beiden lernten sich 1960 in ei-
ner Hotelbar kennen, sie war 19, er 51,
sechs Jahre später heirateten sie. Ende
1 968 zog das Paar ins Schweizer Tessin.
VVVon dort aus verkaufte Helmut Hortenon dort aus verkaufte Helmut Horten
nach und nach seine Kaufhausgruppe.
Dank einer Gesetzeslücke musste er den
Erlös von mehr als einer Milliarde D-
Mark nicht versteuern.
Das Gesetz, mit dem die Lücke 1972 ge-
schlossen wurde, trägt bis heute seinen
Namen. 1987 starb der Unternehmer –
und hinterließ seiner 46 Jahre alten Wit-
we laut Angaben von „Forbes“ eine Milli-
arde US-Dollar. Inzwischen, schätzt das
US-Magazin, sind daraus drei geworden.
Heide Margarethe Goëss-Horten, wie
sie seit ihrer dritten Hochzeit vor vier

Jahren offiziell heißt, „brennt für die
KKKunst“, wie es ihre kunsthistorische Be-unst“, wie es ihre kunsthistorische Be-
raterin beschreibt. Hortens Sammlung,
die Werke von Pablo Picasso, Gustav
Klimt und Andy Warhol enthält, war ver-
gangenes Jahr unter dem vielsagenden
Titel „Wow“ erstmals öffentlich zu sehen.
2 020 soll sie ein eigenes Museum in der
Wiener Innenstadt bekommen.
Die Milliardärin gibt aber nicht nur
aaaus, sondern auch ab. Bis vor Kurzem istus, sondern auch ab. Bis vor Kurzem ist
sie vor allem als Mäzenin von nicht politi-
schen Organisationen in Erscheinung ge-
treten. Allein der Kärntner Eishockey-
verein KAC soll von ihr seit der Jahrtau-
sendwende drei Millionen Euro pro Sai-
son erhalten haben.
Im Jahr 2016 sicherte sie einem Klagen-
fffurter Tierheim mit einer Zusage von 1,1urter Tierheim mit einer Zusage von 1,
Millionen Euro bis 2019 das Überleben.
„Mein Gott“, sagte sie damals. „Ich bin
halt reich, und die armen Leute können
sich nicht darum kümmern, also mache
ich einen großen Teil.“ Die nach ihrem
Mann benannte Schweizer Stiftung wie-
derum konzentriert sich auf die Förde-
rung des Gesundheitswesens. Horten am-
tiert laut Webseite als Vizepräsidentin
des Stiftungsrates. In diesem Gremium
sitzt ein weiterer Milliardär, der seit No-
vember 2018 mit seinem politischen En-

gagement für Schlagzeilen sorgt: August
von Finck, der laut „Spiegel“ „den Auf-
stieg der AfD mit Großspenden gefördert
haben könnte“. Horten selbst pflegte
zzzwar ein freundschaftliches Verhältniswar ein freundschaftliches Verhältnis
zum verstorbenen FPÖ-Übervater Jörg
Haiderund spendete dem „Standard“ zu-
fffolge in den Jahren 2004 und 2008 bereitsolge in den Jahren 2004 und 2008 bereits
zzzwei Mal an die ÖVP, ließ aber ansonstenwei Mal an die ÖVP, ließ aber ansonsten
„öffentlich keine Nähe zu einer Partei er-
kennen“.
WWWas sie dazu bewogen hat, die Unter-as sie dazu bewogen hat, die Unter-
stützung der ÖVP nach dem Wahlsieg
durch Kurz im Oktober 2017 derartig aus-
zubauen, wollte Horten weder WELT
noch einem anderem Medium erzählen.
Über die Motive der ÖVP-Großspender
wird in Österreich derzeit viel spekuliert.
Einige von ihnen haben unter der inzwi-
schen abgewählten Regierung Jobs oder
AAAufträge erhalten, so gut wie allen dürf-ufträge erhalten, so gut wie allen dürf-
ten unternehmerfreundliche Gesetzesän-
derungen wie die Ausdehnung der
Höchstarbeitszeiten und die Senkung der
Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtun-
gen oder der Unfallversicherungsbeiträge
fffür Arbeitgeber zugute gekommen sein.ür Arbeitgeber zugute gekommen sein.
Im speziellen Fall von Horten stellt der
„Standard“, durch dessen Recherchen das
AAAusmaß ihrer Großzügigkeit erst bekanntusmaß ihrer Großzügigkeit erst bekannt
wwwurde, zwei Erklärungsmuster zur Wahl:urde, zwei Erklärungsmuster zur Wahl:

„Die eine fußt auf der Annahme, dass die-
se eine Million gut angelegt sei und ein
Mitspracherecht bei allen politischen
Fragen des Besitzes, der Steuern bis hin
zu Behördenverfahren inkludiere. Eine
zzzweite Interpretation bewegt sich aufweite Interpretation bewegt sich auf
‚psychologischer‘ Ebene. Frau Horten
sieht in Kurz vielleicht den Sohn, den sie
nie hatte, einen jungen, netten Politiker,
dem sie gerne helfen wolle.“ Fest steht,
dass Horten ihre Zuwendungen an die
ÖVP zumindest vorerst stoppen muss.
Dafür haben SPÖ und FPÖ mit einer Än-
derung des Parteiengesetzes gesorgt,
noch bevor sie davon wussten. Seit Juli
dürfen Einzelpersonen nicht mehr als
7 500 Euro pro Jahr spenden und Parteien
nicht mehr als 750.000 an Spenden insge-
samt entgegennehmen.
Großspenden, wie sie in der Vergan-
genheit vor allem die ÖVP, aber auch die
liberalen Neos erhalten haben, sind damit
verboten. Umgehungskonstruktionen
üüüber formell unabhängige, aber tatsäch-ber formell unabhängige, aber tatsäch-
lich parteinahe Vereine oder Verbände,
wie sie Strache im „Ibiza-Video“ skizziert
und die SPÖbesonders gern praktiziert,
bleiben aber weiterhin möglich.
Horten braucht die neue Gesetzeslage
keine Sorgen zu machen. Sie pflegt, zu-
mindest in ihrer Wahlheimat Kärnten,
aaauch gute Kontakte zur dritten großenuch gute Kontakte zur dritten großen
Partei Österreichs. Nur zehn Tage nach
Bekanntwerden ihrer Spenden an die
ÖVP verlieh ihr der sozialdemokratische
Landeshauptmann (Ministerpräsident)
mit dem Landesorden in Gold die höchs-
te ihm zur Verfügung stehende Auszeich-
nung „für besondere Verdienste um das
Land und seine Menschen“.
In der Einladung zur Veranstaltung be-
zeichnete die Landesregierung die Mäze-
nin als „Gräfin“ – und damit mit jenem
Titel, den die Vorfahrinnen ihres Mannes
Karl Anton Goëss trugen, bevor ihnen das
die junge Republik 1919 gesetzlich unter-
sagte. Horten trug zur Feier des Tages die
eingangs erwähnte Kette, die von der
„Kronen-Zeitung“ als nicht nur sehr
wertvolles, sondern auch historisch be-
deutsames Schmuckstück identifiziert
wwwurde: Das dreireihige Perlencollier miturde: Das dreireihige Perlencollier mit
dem tropfenförmigen Anhänger soll einst
Marie Antoinette gehört haben, der letz-
ten Königin des Ancien Régime.

PICTURE ALLIANCE

/KARL SCHÖNDORFER

Die mysteriöse


Gönnerin des


Sebastian Kurz


Die Milliardärin Heidi Horten, Witwe des


deutschen Kaufhauskönigs, hat der ÖVP fast


eine Million Euro gespendet. Jetzt rätselt


Österreich, was sie und andere Kurz-Mäzene als


Gegenleistung bekommen haben könnten


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21.09.19 Samstag, 21. September 2019DWBE-HP


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DIE WELT SAMSTAG,21.SEPTEMBER2019 POLITIK 5


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