Süddeutsche Zeitung - 21.09.2019

(Greg DeLong) #1
Schwanthalerhöhe– „Garantiert ohne
Musikantenstadel-Musik“ sind die zehn
Montagabende umfassenden Volkstanz-
kurse, die Erich Utz und Jurate Lanzham-
mer im Multikulturellen Jugendzentrum
an der Westendstraße 66 anbieten. Im An-
fängerkurs werden Walzer, Polka und
Dreher aber auch Figurentänze wie einfa-
cher Zwiefacher, Hiatamadl oder Münch-
ner Française gelehrt; Start ist am


  1. September, von 20 bis 21.30 Uhr. Zu-
    vor, von 18.30 bis 20 Uhr, beginnt am sel-
    ben Tag der Kurs für Fortgeschrittene
    mit anspruchsvolleren Figuren. Jugendli-
    che können die Tanzschritte von
    16.30 bis 18 Uhr probieren, ebenfalls von

  2. September an. son


Nymphenburg– „Apfel, Birne, Quitte“:
Eine Erntedank-Ausstellung ist von
Samstag, 21. September bis Sonntag,


  1. Oktober, in der Winterhalle des Botani-
    sche Gartens aufgebaut. Dazu finden un-
    terschiedliche Begleitveranstaltungen
    statt, von 3. bis 6. Oktober auch ein
    herbstlicher Markt. Unter dem Motto
    „Die Obstarche im barocken Hofgarten
    Schleißheim“ präsentieren sich während
    der Erntedank-Ausstellung auch die
    Schleißheimer Obstgärten samt Schloss-
    brennerei. Der Besuch der Ausstellungen
    und des Markts sind im Eintrittspreis ent-
    halten. Die Öffnungszeiten sind von 9 bis
    17.30 Uhr, im Oktober von 9 bis
    16.30 Uhr. Informationen zu den Begleit-
    veranstaltungen sowie zum gesamten
    Programm unter http://www.botmuc.de. Mit ei-
    nem Auftritt des brasilianischen Chors
    Cantares endet an diesem Sonntag,

  2. September, die Chorsaison des Sän-
    gerkreises München im Botanischen Gar-
    ten an der Menzinger Straße 65. Die Chor-
    matinee beginnt um 11.30 Uhr. croc


von sonja niesmann

Nymphenburg– Vieredle Schlafzimmer,
drei Wohnräume, zwei Weinkeller, sieben
Bäder, ein Heimkino sowie ein Essbereich
für zwölf Personen. Die Liste der Ausstat-
ter liest sich wie ein Who is Who namhaf-
ter Designer. Dazu eine Terrasse mit
Springbrunnen und historischen Skulptu-
ren, auf der bis zu 100 Gäste feiern kön-
nen. Ein unverstellter Blick auf das
Schlossensemble in seiner ganzen baro-
cken Pracht. So bewirbt die Langham Ho-
spitality Group „The Langham Residence
Nymphenburg“, die im Winter in einem
einstigen Kavaliershäuschen im Nördli-
chen Schlossrondell eröffnet. Royaler
wohnen geht kaum in München.
Im Bezirksausschuss Neuhausen-Nym-
phenburg rieb man sich die Augen. „Ist
dieses Luxushotel je bei uns aufgeschla-
gen?“, fragte Maike Brandmayer (SPD) ver-
wundert in die Runde. Vage konnten sich
einige erinnern, dass man vor zwei, drei
Jahren einmal eine Nutzungsänderung
auf der Tagesordnung hatte, für ein „Gäs-
tehaus“ der benachbarten Porzellanmanu-
faktur.
Eben das ist es auch, beeilt sich Sandra
Gottwald, Sprecherin der Porzellanmanu-
faktur Nymphenburg, zu versichern. Die
Pressemitteilung der Hotelgruppe sei
wohl „etwas missverständlich“ gewesen.
Es handle sich nicht um ein „normales Ho-
tel“, sondern um eine Art bewohnbaren
Showroom für Kunden und potenzielle
Kunden der Manufaktur. Für Luitpold
Prinz von Bayern, der die 1747 gegründete
Manufaktur 2011 aus dem Wittelsbacher
Ausgleichsfond herausgekauft hat, ist die-
se exklusive Herberge eine Investition in
die Zukunft, um das kulturelle und hand-
werkliche Erbe der Manufaktur zu si-
chern. Im Gegensatz zu Meissen sei Nym-
phenburg ja ein nicht staatlich subventio-
niertes Privatunternehmen.
Eine Weile hatte das gelb-weiße Gebäu-
de mit der Hausnummer 6 gar keine rech-
te Verwendung mehr, 2001 dann pachtete
es die Kaffee-Erbin Bärbel Jacobs, ließ es
schön herrichten als Kultur- und Gesell-
schaftshaus – für geschlossene Gesell-
schaften. Nachdem dieser Pachtvertrag
ausgelaufen war, „haben wir es intern für
Präsentationen und Festivitäten genutzt“,
sagt Gottwald. Nach zweijähriger Renovie-
rungsarbeit im Inneren soll nun auf drei
Etagen und insgesamt 836 Quadratme-
tern den Gästen ins Auge springen, dass
Nymphenburger Porzellan nicht allein
den Tisch schmückt. Deshalb auch die sie-
ben Bäder, erläutert Gottwald, jedes an-

ders mit Fliesen und Waschbecken aus
der Nymphenburger Werkstatt eingerich-
tet – ein Kirschblüten-Bad etwa oder ein
königlich-bayerisches Spa. Die Räume zie-
ren selbstverständlich auch ausgewählte
Stücke, die in Zusammenarbeit der Meis-
terwerkstätten mit Künstlern wie Damien
Hirst, Nick Knights oder Vivienne West-
wood entstanden sind.
Als Partner – „wir sind ja gar nicht be-
rechtigt, ein Hotel zu betreiben“, betont
Sandra Gottwald – als Partner also fürs
Umhegen der Gäste, für Service und Kü-
che „auf internationalem Niveau“ habe
man sich die Langham Hospitality Group
gewählt. „Für die ist das ein Perlchen im
Portfolio.“ Und das preist sie auch konse-
quent mit dem Zusatz „Langham“ zu Nym-
phenburg Residence an, „mit privilegier-
ter Lage neben der Royal Nymphenburg
Porcelain Manufactory“. Das Tochterun-
ternehmen der Great Eagle Holdings,
Hauptsitz Hongkong, hat Hotels in Metro-
polen Asiens, Nordamerikas und des Mitt-
leren Ostens; einziges Haus in Europa war
bisher das Grandhotel „The Langham“ an
der Londoner Regent Street, nach dem die
Gruppe benannt ist.
Was es sich der anspruchsvolle Kunde
kosten lassen muss, in diesem Perlchen zu
logieren und zu dinieren, lässt sich nicht
berichten. In der Antwort auf eine Bu-
chungsanfrage, die aus eben jenem Londo-
ner Grand Hotel kommt, heißt es bedau-
ernd, Preise und Verfügbarkeit seien noch
nicht abschließend geklärt.

Altstadt– Aus Anlass der „Interkulturel-
len Woche“ feiert Kardinal Reinhard
Marx gemeinsam mit Priestern unter-
schiedlicher Muttersprachen an diesen
Sonntag, 22. September, um 17.30 Uhr im
Münchner Dom den „Gottesdienst der Na-
tionen“. Unter dem Motto „Zusammen le-
ben, zusammen wachsen“ werden bei-
spielsweise die Lesungen und Fürbitten
in verschiedenen Sprachen vorgetragen,
der Pfarrchor der ukrainischen grie-
chisch-katholischen Pfarrei in München
begleitet die Messe musikalisch. croc

von berthold neff

G


erhard Rohlfs war schmächtig, hat-
te aber genug Energie, gegen seine
Eltern zu rebellieren, die unbe-
dingt einen Arzt aus ihm machen wollten,
so wie es der Vater war. Die Eltern schick-
ten den 1831 in Bremen geborenen Ger-
hard mit 15 Jahren nach Osnabrück aufs
Gymnasium. Dem entzog er sich, indem
er seine Uhr verkaufte, den Eltern einen
Abschiedsbrief schrieb und in Amster-
dam versuchte, als Decksjunge auf einem
Schiff anzuheuern – was die Mutter ver-
hinderte. Mit dem Abitur wurde es dann
nichts, er meldete sich zum Bremischen
Füsilier-Bataillon. In der Schlacht bei Id-
stedt im Juli 1850, in der Schleswig-Hol-
stein gegen Dänemark verlor, wurde er we-
gen besonderer Tapferkeit noch auf dem
Schlachtfeld zum Leutnant befördert.
Ganz schön beeindruckend, aber es hät-
te sicher nicht gereicht, damit München ei-
ne Straße nach ihm benennt, die Rohlfs-
straße in Zamdorf. Sie ist recht kurz, viel
kürzer als der Weg, den Gerhard Rohlfs
aus dem hohen Norden Richtung Süden
nahm. Er war derjenige, dem es als erstem
gelang, die Sahara in Nord-Süd-Richtung
zu durchqueren, von Tripolis nach Lagos,
nach zwei Jahren kam er 1867 an.
Wie ist ihm das gelungen? In Afrika
kannte er sich gut aus, hatte als Fremden-
legionär in Algerien gedient, zuletzt als Lei-
ter eines Feldhospitals, mehrmals wegen
Tapferkeit ausgezeichnet. Danach wurde
er, auch ohne Medizinstudium, oberster
Arzt der marokkanischen Armee, Leibarzt
des Sultans und seines Harems in Fes.
Sein Arabisch wurde immer besser, so
dass er den Weg in die legendäre Oase Tim-
buktu im heutigen Mali wagte.
Das gelang ihm nicht, aber er schaffte
danach – als erster Europäer nach David
Livingstone – die Durchquerung Afrikas.
Seine Bücher über die Expeditionen wa-
ren große Erfolge, er reiste zu Vorträgen
nach Übersee und nach Russland. In Riga
lernte er 1870 Leontine Behrens kennen.
Sie war 20, halb so alt wie er, und drei Wo-
chen später wurde geheiratet. Auch da-
nach zog es ihn immer wieder nach Afri-
ka. 1878 schaffte er es als erster Europäer
in die Oasen von Kufra. Das war seine letz-
te Expedition. Mit seiner Frau bezog er
kurz danach die kleine Villa „Meinheim“
in Bad Godesberg, wo er 1896 starb. Seine
Asche fand in die Heimat zurück, die Urne
wurde in Bremen beigesetzt.


Nicht nur Teller und Teetassen:
Die Porzellanmanufaktur arbeitet auch mit Künstlern zusammen.
Gäste der neuen Residenz können sich also am
Anblick von Kate Moss, interpretiert von Nick Knights, laben.
FOTOS (2): PORZELLAN MANUFAKTUR NYMPHENBURG

DEFGH Nr. 219, Samstag/Sonntag, 21./22. September 2019 PMO R7


STADTVIERTEL


Zehn sogenannte Kavaliershäuschen, alle
im 18. Jahrhundert entworfen von Joseph
Effner, reihen sich im Schlossrondell anein-
ander, fünf im nördlichen Mauerbogen,
fünf – spiegelgleich – im südlichen Bogen,
sie sind Teil des denkmalgeschützten En-
sembles.
Anders als ihr Name annehmen lässt, sind
sie niemals von Kavalieren, also von Ange-
hörigen des niederen Adels, bewohnt wor-
den. Eines der schmucken Gebäude bei-
spielsweise – Franz Schröther von der Ge-
schichtswerkstatt Neuhausen kann das
wie auf Knopfdruck heraussprudeln – war
die Kaserne der Leibwache der bayeri-
schen Könige, in einem anderen war die
Schlossmühle untergebracht. Eine diente
dem Schlossschreiner als Wohn- und Ar-
beitsstätte, zwei weitere schenkte Kur-
fürst Karl Albrecht seinem Jagdhundewär-
ter sowie dem Hof-Controlor Franz-Josef

Hieber. In späteren Jahren war eines der Ka-
valiershäuschen ein beliebtes Vergnü-
gungslokal, in einem anderen logierte eine
Zeitlang der international bekannte, aus
Ungarn stammende Dirigent Ferenc Fri-
csay, ein drittes war der Sitz des norwegi-
schen Konsulats.
Nur noch zwei der Kavaliershäuschen –
eben jene der Porzellanmanufaktur – ge-
hören dem Freistaat, acht sind in Privatbe-
sitz. Der Orden der Barmherzigen Brüder
hat schon 1917 zwei gekauft, er betreibt
dort sein Hospiz. Im Südlichen Schlossron-
dell Nr. 1 ist das Erwin-von-Kreibig-Muse-
um zuhause, das den künstlerischen Nach-
lass des Malers und Simplicissimus-Zeich-
ners zeigt. Auch zwei Stiftungen können
sich mit dieser noblen Adresse schmü-
cken, eine davon ist die Carl-Friedrich-von-
Siemens-Stiftung, eine Einrichtung zur
Förderung der Wissenschaften. SON

Neuhausen– Die Grundschule an der
Hirschbergstraße sucht ehrenamtliche
Sprachlotsen, die Kindern mit Wort-
schatztraining, aktivem Sprechen sowie
gemeinsamen Lesen und Vorlesen bei ih-
rer Sprach- und Leseentwicklung behilf-
lich sein können. Interessierte können
sich melden unter [email protected]
oder Telefon 6424 94 72. croc


Pension Royale


Sieben Bäder, zwei Weinkeller, ein Heimkino: Die Porzellanmanufaktur bietet ihrer Klientel jetzt im
Rondell des Nymphenburger Schlosses einen edel ausgestatteten Showroom, in dem man übernachten kann

Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt –Im
nächsten Jahr soll die „Luise“, das neue
Stadtteilkulturzentrum für die Ludwigs-
und Isarvorstadt und für Sendling, fertig
werden. Zur Eröffnung ist eine Auffüh-
rung geplant. Das Fastfood Improvisati-
onstheater, seit mehr als 25 Jahren im Ge-
schäft und unter anderem mit dem Publi-
kumspreis der Bayerischen Theatertage
ausgezeichnet, hat die Organisation über-
nommen. Es will nun in einem kostenlo-
sen Theaterworkshop Mitwirkende – sie
sollten aus den drei Vierteln sein – für
den Auftritt fitmachen. Erzählt wird auf
der Bühne die Geschichte der Stadtteile,
mit der Schauspieltechnik des Impro-
theaters. Der Workshop soll noch im Sep-
tember beginnen, jeweils dienstags von
19 bis 21 Uhr stattfinden. Auch Kinder ab
neun Jahren können mitmachen. Anmel-
den kann man sich per Mail an reservie-
[email protected] oder unter
der Telefonnummer 260 26374. Derzeit
werden dafür auch noch Geschichten
und Erlebnisse aus den Stadtvierteln ge-
sammelt.
Die Eröffnung der „Luise“ an der Ecke
Ruppert-/Tumblingerstraße ist für den
Mai 2020 vorgesehen. Auf 675 Quadrat-
metern mit einem 250 Quadratmeter gro-
ßen Veranstaltungssaal, Küche und Ateli-
er entsteht ein neuer Begegnungsort für
Kunst, Kultur, Information, Beratung
und interkulturelle Verständigung. lo

Nach Afrikaforscher Gerhard Rohlfs ist
eine kleine Straße in München benannt.
BILD: ILLUSTRIERTER KALENDER, 1865


Logieren im Kavaliershäuschen


Hiatamadl


für Anfänger


Obst, Schnäpse


und Chorgesang


Gottesdienst


der Nationen


Sprachlotsen


gesucht


Skulptur aus Damien Hirsts Reihe
„Myth and Legend“.

Bald eine Unterkunft der Luxus-Klasse: das Kavaliershaus im nördlichen Schlossrondell, im Hintergrund die Porzellanmanufaktur. FOTO: CATHERINA HESS

Luise braucht


Bühnen-Talente


VIERTEL-STUNDE

Ein Bremer


in Timbuktu


ZENTRUM


Redaktion:Thomas Kronewiter(Leitung),
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