Bild - 21.09.2019

(Jacob Rumans) #1

Können Sie das Wort „KliKönnen Sie das Wort „Kli-
maschutz“ noch hören?
Wenn man Menschen
fragt, die in den 50er- oder
60er-Jahren Kinder wa-
ren, was ihnen bei diesem
Begriff einfällt, hört man
Antworten wie: Milchkan-
ne, aufgetragene Kleider,
Waschtag, Pergamentpa-
pier, draußen spielen, zur
Schule zu Fuß.
Mein guter BekannMein guter Bekann-
ter, der Politiker Michael ter, der Politiker Michael
Fuchs (Jahrgang 49), erFuchs (Jahrgang 49), er-
zählt aus seiner Jugend: zählt aus seiner Jugend:
„Ich habe eine Milchkan-
ne in die Hand gedrückt
bekommen und bin damit
in der Frühe zum Tante-


Emma-Laden gegangen.
Milch vom Morgen, 1 Li-
ter für 40 Pfennig. Keine
Verpackung, kein Plastik.
Umweltschutz pur.“
Die Milchkanne ist nur
ein Beispiel dafür, wie die
Generation der 50er- und
60er-Jahre nachhaltig ge-
dacht hat. Man tat etwas
für die Umwelt, aber man
redete nicht darüber.
Klamotten wurden nicht
weggeschmissen, sondern
repariert. Einkäufe trug
man in Netzen oder Kör-
ben, Plastik gab es nicht.
Kaffee trank man zu Hause
und nicht to go. Zur Schu-
le fuhr man mit dem Fahr-

rad oder man ist gelaufen.
Manchmal fuhr der Vater
in seinem Auto vorbei und
winkte huldvoll. Das war
die Ausnahme. Die meis-
ten hatten kein Auto.
Alle Kinder waren drau-

ßen. Und zwar den gan-
zen Tag. Sie mussten nach
Hause, wenn es dunkel
wurde. Die einzige Ener-
gie, die sie verbrauchten,
war ihre eigene, und nicht
die der Spielekonsole.

Samstag war Waschtag. Samstag war Waschtag.
Bevor die ersten Maschi-
nen aus Amerika kamen, nen aus Amerika kamen,
stand man am Waschbrett.
Das war nicht schön, aber
es verbrauchte auch kei-
nen Strom.
Schulbrot wurde in Per-
gamentpapier eingewi-
ckelt. Das war immer et-
was feucht, aber wurde eine
ganze Woche lang benutzt.
Und die Mütter sagten: Und die Mütter sagten:
„Das schmeiße ich doch „Das schmeiße ich doch
nicht weg. Das kann man nicht weg. Das kann man
noch gebrauchen.“noch gebrauchen.“ Ein
klassischer Satz aus dieser
Zeit. Vor allem gilt das für
die Generation, die Hun-
ger selbst noch erlebt hat.

Man kauft nur, was man es-
sen kann. Man wirft nichts
weg. Ein schöner Gedanke


  • auch für die heutige Zeit.
    Können die Jungen heu-
    te also etwas von den Al-
    ten lernen? Vielleicht dies:
    Das einfache Leben ist nicht
    das schlechtere. Aufgetra-
    gene Kleider haben ihren ei-
    genen Charme. Lassen Sie
    doch mal den Plastikbe-
    cher weg, wenn Sie unter-
    wegs einen Kaffee trinken
    wollen. Nehmen Sie sich Ih-
    ren eigenen Behälter mit.
    Einkaufskörbe sind zeit-
    los. Mein Freund Felix sagt:
    „Sie knarzen so schön.“
    Natürlich sind weite Rei-


sen toll, leider schaden sie sen toll, leider schaden sie
der Umwelt. Ich sah gera Ich sah gera-
de eine Reportage über
die französische Insel Ré

de eine Reportage über
die französische Insel Ré

de eine Reportage über


  • union im Indischen Oze-
    an. Sie ist 9147 Kilometer
    von Berlin entfernt. Wenn
    Sie an Traumurlaub un-
    ter Palmen, weißen Sand,
    azurblaues Wasser den-
    ken – da sind Sie richtig.
    Und dennoch: Man muss
    da nicht hin. Ich war noch
    nicht einmal in Hildesheim,
    Halberstadt im Harz, Pa-


derborn oder Emden. Selt-
samer Zeitgeist: Man will
um die Welt jetten, aber
kennt Deutschland kaum.
Ist das nicht komisch?
Auch heute kann man
mit einfachen Mitteln ler-
nen, die Natur zu achten.
Das wusste die Generati-
on der 50er und 60er schon
früh. Meine Oma formulier-
te es so: „Junge, bewahre, te es so: „Junge, bewahre,
was dir Gott geschenkt hat. was dir Gott geschenkt hat.
Du bist hier nur vorüber-
gehend.“gehend.“

Louis Hagen (72) war 13 Jahre Mitglied der BILD-Chefredaktion,
ist heute Berater bei der Kommunikationsagentur WMP und Gast-
dozent für Medienwissenschaften an der Technischen Universi-
tät Berlin. Er lehrt Boulevardjournalismus am Beispiel von BILD.

Die


Kolumne


fürs


Leben


Von LOUIS HAGEN
Foto: WOLF LUX

Bewahre, was Gott dir geschenkt hatBewahre, was Gott dir geschenkt hat


Rentner


stirbt nach


Garagen-


Explosion


Mann parkt


Rettungswagen


während


Einsatz um


BÄCKEREI-WITZ


Ein Mann zeigt auf
die Auslage einer Bä-
ckerei und sagt zur
Bedienung: „Das
Ding da, bitte.“ Die
Dame hinter dem Tre-
sen: „Zuckerschne-

cke?“ Der Mann:
„O.k., Zuckerschne-
cke, das Ding da, bit-
te.“

PAAR-WITZ
Ein Ehepaar sitzt im
Bus, der Mann erzählt.
Eine Mitfahrerin beugt

sich zu der Ehefrau:
„Ihr Mann hat aber ei-
nen interessanten Ak-
zent. Woher kommt er
denn?“ Die Frau: „Aus
der Kneipe!“

GRILL-WITZ
Johannes schreibt

in die WhatsApp-
Gruppe „Grillen“:
„Ist jemand Vege-
tarier?“ Steffi ant-
wortet: „Ja, ich! Das
ist voll lieb, dass du
fragst.“
Steffi wurde aus der
Gruppe entfernt

VAMPIR-
WITZ

Zwei Vam-
pire treffen
sich. Fragt der eine:
„Wie geht’s?“ Darauf
der andere: „Ach, man
beißt sich so durch.“

Würzburg – In Bu-
chen (Bayern) ist ein
Garagenanbau exGaragenanbau exGaragenanbau ex--
plodiert, vermutlich
wegen eines tech-
nischen Defekts. Ein
Mann (60) hatte sich
während der Gas-
verpuffung am ver-
gangenen Samstag
in dem Anbau auf-
gehalten und wurde
schwer verletzt. Ei-
ne Woche nach dem
tragischen Unglück
starb der Rentner
jetzt in einer Spezi-
alklinik.

Stuttgart – Einem Un-
bekannten in Böblin-
gen (Baden-Würt-
temberg) stand ein
Rettungswagen mit
laufendem Motor
und Sirene offenbar
im Weg. Er parkte ihn
einfach um! Als die
Einsatzkräfte eine
Frau, die in Lebens-
gefahr schwebte, zum
Fahrzeug brachten,
mussten sie das Auto
erst mal suchen. Der
Wagen stand 70 Me-
ter entfernt. Die Po-
lizei ermittelt wegen
Behinderung hilfeleis-
tender Personen.

Bangkok – Bei einer
Durchsuchung des für
Tierquälerei berüchtigten
„Tiger Temple“ in Thai-
land haben Tierschützer
einen zerschnittenen und
in Formaldehyd einge-

legten Tiger gefunden!
Die Überreste sollen nun

legten Tiger gefunden!
Die Überreste sollen nun

legten Tiger gefunden!

bestattet werden.
Bereits 2016 waren 147
Tiger aus der von Mön-
chen betriebenen Tou-
ristenattraktion gerettet

und in ein Naturschutzund in ein Naturschutzund in ein Naturschutz--
gebiet gebracht worden.
Aber auch davon starAber auch davon starAber auch davon star--
ben später mindestens
86 – an Folgeschäden
durch Inzucht und Miss-
handlung.

ZERSTÜCKELTER ZERSTÜCKELTER ZERSTÜCKELTER


TIGER IM


GARTEN


ENTDECKTENTDECKTENTDECKT
Von ALEX TALASH

Dortmund – Die Nach-
barskinder vertrau-
ten dem alten Mann
im Rollstuhl, sie brach-
ten ihm regelmäßig
die Einkäufe ins Haus.
Was sie nicht wussten:
Heinz-Dieter G. (75) ist
ein vorbestrafter Sexu-
alstraftäter! Und obwohl
der Senior unter behörd-
licher Aufsicht stand,
schlug G. erneut zu.
Er soll von Mitte 2017
bis April 2018 drei Jun-
gen im Alter von zehn

und elf Jahren schwer
missbraucht haben –
in insgesamt acht Fäl-
len! Gestern rollte der
Senior (90 Prozent Be-
hinderung, Pflegegrad
3) ins Landgericht Ha-
gen (NRW).
Zu den Vorwürfen
sagt er: „Ich kann mich
nicht daran erinnern


  • kann sein, aber ich
    weiß es nicht.“
    Unglaublich: Bereits
    2010 war G. zu vier Jah-
    ren und neun Monaten
    Gefängnis verurteilt wor-
    den, weil er 35 Sexual-


straftaten an Kindern
begangen hatte. Nach
seiner Entlassung hatte
ihm das Gericht jegli-
chen Kontakt zu Kindern
und Jugendlichen unter-
sagt. G. wurde außer-
dem Teilnehmer des Re-
habilitations-Programms
„Kurs“ („Konzeption zum
Umgang mit rückfallge-
fährdeten Sexualstraf-
tätern“).
Das Programm des
Landeskriminalamts
NRW soll Triebtätern
bei der Resozialisie-
rung helfen, indem zum

Beispiel eine Wohnung
vermittelt wird. Gleich-
zeitig werden die Teil-
nehmer weiterhin über-
wacht.
Doch bei G. halfen
die Maßnahmen offen-
bar nicht. Noch inner-
halb seines dreijährigen
Beobachtungszeitraums
beging er erneut Miss-
brauch in mehreren Fäl-
len. Wie und warum G.
nicht besser überwacht
wurde, beantworteten
die zuständigen Behör-
den gestern auf BILD-
Anfrage nicht.

b Fakt ist: Schon frü-
her kam es bei „Kurs“-
Teilnehmern zu Rück-
fällen. Erst im August
vergewaltigte der
vorbestrafte Triebtä-
ter Valerij B. (24) eine
Frau (21) und eine Ju-
gendliche (16). In NRW
werden derzeit 1082
„Kurs“-Probanden be-
treut, die Rückfallquote
liegt bei drei Prozent.
Heinz-Dieter G. droht
im Falle einer Verurtei-
lung die Sicherungs-
verwahrung. Der Pro-
zess wird fortgesetzt.

Auf einer weißen
Plane haben Tier-
schützer die gefunde-
nen Überreste des
Tigers ausgebreitet

Heinz-Dieter
G. (75) wurde
aus dem Jus-
tizvollzugs-
krankenhaus
ins Gericht
gebracht: Er
sitzt im Roll-
stuhl, hält ei-
nen Gehstock
und trägt wei-
ße Handschu-
he. Der Alko-
holiker leidet
nach eigener
Aussage an
leichter
Demenz

Fotos

: RUNGROJ YONGRIT/EPA-EFE/REX/ SHUTTERSTOCK, SAKCHAI LALIT/PICTURE ALLIANCE/AP

Foto

: ALEX TALASH

Fotos

: PRIVAT

TRIEBTÄTER


RÜCKFÄLLIG


Von ALEX TALASH und elf Jahren schwer straftaten an Kindern Beispiel eine Wohnung bFakt ist: Schon frü

Obwohl er unter Beobachtung stand


WIRD


Von K. CHAHROUR

Santo Domingo – MysMys-
teriöser Todesfall einer
deutschen Urlauberin
in der Dominikanischen
Republik.Republik.
Ramona K. (†54) aus Ei-
lenburg (Sachsen) starb
in der Nacht zu Mittwoch.
Am Montagabend hatte
die Hausfrau, die mit ih-
rem Partner Günter K.(61)
im 4-Sterne-Hotel „Costa
Caribe“ urlaubte, Bauch-

schmerzen bekommen,
musste sich übergeben.
Alarmierte Ärzte gaben

musste sich übergeben.
Alarmierte Ärzte gaben

musste sich übergeben.

ihr Injektionen und Tab-
letten. Doch der Zustand
verschlechterte sich, die
Deutsche starb. Die To-
desursache ist unklar.
Günter K. zu BILD: „Sie
war kerngesund.“ Die
Tragödie ist nun ein Fall
für die Polizei. Das Aus-
wärtige Amt bestätigte
den Tod. Eine Obdukti-
on soll Klarheit bringen.

Im 4-Sterne-Hotel „Costa
Caribe“ starb die Hausfrau

Rätsel um Tod


einer deutschen


Karibik-Urlauberin


Drama in der DomRep


Ramona
K. (†54)
aus
Eilenburg
(Sachsen)

Tempel der


Tierquäler!


Ein Mönch lässt
Touristen im Jahr
2015, vor der
Schließung des Tem-
pels, einen Tiger an
der Leine führen

BILD DEUTSCHLAND • 21. SEPTEMBER 2019 SEITE 5

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