Kapitel 10 | Fashion & Glamour 179
Der Anspruch an professionelle Modefotografie ist in den letzten Jahren
extrem gestiegen. Denn die Werbe- und Marketing-Strategen setzen alles
daran, unsere Vorstellungen von Schönheit, Stil und Trends zu prägen.
Damit erhöht sich automatisch der Anspruch an den Fotografen. Denn
gewöhnliche Fashion-Aufnahmen reichen längst nicht mehr aus, damit
eine Designer-Tasche auch wirklich zum Trendsetter wird.
Innovativ, stilvoll und extravagant müssen die Fotos sein, um aus der Bil-
derflut herauszustechen. Wirklich gute Modefotografen haben ihren ganz
eigenen Stil entwickelt, mit dem sie die Grenze zwischen Werbung und
Kunst verwischen. Dabei machen sie sich die Erkenntnis zunutze, dass eine
konkrete Botschaft auch abstrahiert werden kann und dass Abstraktion,
obwohl scheinbar weniger, letztendlich doch mehr vermittelt. Das heißt,
es ist nicht unbedingt zu erkennen, welcher Artikel mit dem Foto bewor-
ben wird. Wichtig ist, dass der Lifestyle, das Wohlgefühl und der Genuss,
der beim Tragen dieser Mode entstehen soll, vermittelt wird. Dazu gehö-
ren auch Emotionen und Authentizität.
Werbung
Bei der kommerziellen Modefotografie, wie wir sie in der Hauptsache aus
Katalogen und Internetauftritten von Kaufhäusern und Versandhäusern
kennen, liegt der Fokus der Fotos tatsächlich auf der Kleidung. Zu sehen
sind Farben und Beschaffenheit des Materials sowie Schnitt und Funktion
der Kleidungsstücke. Künstlerische Ansätze oder Porträts sind hier nicht
zu finden. Das Modell fungiert als Kleiderpuppe. Sie sehen die Modelle
durchgängig in den gleichen Posen. Dazu kommen Details der Kleidung,
wie Knöpfe, Reißverschlüsse oder besonders raffinierte Applikationen.
Aber auch hier geht der Trend dahin, das Modell mit der Kleidung in ein
Sujet einzubinden, das die Kleidung höherwertig erscheinen lässt oder
einen Lebensstil zeigt, der den Kunden zum Kauf der Kleidung motivie-
ren soll. Denn der Markt ist groß und man will sich von der Konkurrenz
abheben. So wird nicht nur eine Bluse oder Hose abgebildet, sondern das
Modell mit allen Accessoires ausgestattet und in einer Kulisse gezeigt, die
Typische Posen, Sonnenbrillen als einzige
Accessoires, dazu ein wenig Wasser und
Sonne sollen nicht nur die Mode verkaufen,
sondern auch ein Lebensgefühl vermitteln.
Sommerkollektion 2008 von Portocolonia.
Fotos: Carina Meyer-Broicher
Moiré-Effekte
(aus dem Franz.) moirer =
marmorieren
Der Moiré-Effekt tritt bei der Über-
lagerung von Rastern oder Linien im
Foto auf. Er bildet neue Linien muster,
wodurch ein Rasterungseffekt ent-
steht. Dies tritt insbesondere bei Fotos
mit periodischen Strukturen (karierte
Hemden, gemusterte Stoffe, Webstoff-
details) auf.