MF-MT

(Darren Dugan) #1
Kapitel 10 | Fashion & Glamour 181

lassen die Grenzen leicht verwischen. Der Fotograf muss hier sehr genau
und bedächtig arbeiten, um zu erreichen, dass die Aussage des Fotos auf
der, wenn auch spärlichen, Kleidung liegt und nicht auf dem Körper des
Modells. Die Abgrenzung zur Fetisch-Fotografie ist hier noch schwieriger,
weil die meisten Kleidungsstücke mit einer sexuellen Bedeutung belegt sind.


Sie sollten also beim Fotografieren nie aus den Augen verlieren, dass es
hier um Modefotografie und nicht um erotische Aufnahmen geht. Die
fertigen Fotos sollten nach Möglichkeit keine sexuellen Begehrlichkeiten
wecken, sondern nur zum Kauf der abgebildeten Mode animieren.


Die Bildgestaltung


Totale oder Detail


Wie schon gesagt: In der Modefotografie ist alles erlaubt. Das
lässt Ihnen als Fotograf einen ungeheuren Spielraum für Ihre Auf-
nahmen. Dennoch wird der geübte Betrachter sofort merken, ob
Ihre Inszenierung wohldurchdacht und gestaltet ist oder ob es
sich um ein Zufallsprodukt handelt.


Ein paar Grundregeln sollten Sie jedoch beachten. Der Fokus
Ihres Fotos muss zum Beispiel auf der abgebildeten Mode lie-
gen. Eine Totale, die das Modell und die Kleidung nur als kleines
Detail abbildet, eignet sich lediglich zur Einführung einer Foto-
strecke oder Ihres Portfolios.


Aber dass es auch anders gehen kann, hat Jeanloup Sieff mit sei-
nen Modefotos, unter anderem für „Harper ́s Bazaar“ bewiesen.
Auch hier waren die Redakteure zunächst nicht begeistert davon,
dass das Modell auf den ersten Blick kaum zu sehen war und das
Kleid nicht als Hauptmotiv erschien. Sieff hat jedoch mit geschick-
ter Linienführung und dem Setzen von Kontrapunkten erreicht,
dass der Blick des Betrachters eben doch zum Hauptmotiv geführt
wurde. Beispiele sind zu sehen unter: http://www.jeanloupsieff.com.


Sie müssen also darauf achten, dass der Mode durch die Farbver-
teilung, die Schärfelage oder die Anordnung im Foto die nötige
Aufmerksamkeit zukommt. Mit Close-ups vereinfachen Sie natürlich die
Konzentration auf das Motiv, offene Blenden unterstützen hier Ihre Arbeit.
Detailaufnahmen sind das andere Extrem und blenden alle Bildelemente
aus, die den Betrachter ablenken könnten.


Mit Detailaufnahmen weisen Sie zum Beispiel auf die Struktur des Stoffs
hin. Für Details bieten sich aber auch Applikationen, Schmuck, Acces-


Bei Modenschauen, wie hier bei einer
Show auf der CPD 2007, kommt es darauf
an, Details der Kleidung möglichst genau
wiederzugeben. Kamera: Nikon D100 mit
80-200 mm f/2.8er Objektiv – Belichtung
1/180 Sek. bei f/3.5 – Brennweite 300 mm


  • ISO 400. Foto: Carina Meyer-Broicher

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