MF-MT

(Darren Dugan) #1
Kapitel 2 | Das fotografische Sehen 15

vertraute Menschen und die wenigstens davon werden jemals zuvor im
Leben vor einer Kamera gestanden haben. Wann haben Sie sich das letzte
Mal fotografieren lassen? Noch nie? Dann sollten Sie sich das als Erstes zur
Aufgabe machen.


Nur so können Sie sich in das Modell hineinversetzen und den Stress spü-
ren, dem es ausgesetzt ist. Selbst wenn für Sie das Studio ein gewohntes
Umfeld ist, werden Sie sich unsicher und unwohl fühlen, wenn Sie sich
plötzlich auf der anderen Seite der Kamera wiederfinden. Ich unterziehe
mich dieser Tortur einmal im Jahr, um mich besser in die Situation des
Modells versetzen zu können.


Das Vorgespräch


Um die wesentlichen Charakterzüge eines Menschen darzustellen, ist es
zwingend notwendig, ihn zumindest ein wenig kennenzulernen. Deswegen
rate ich jedem Fotografen zu einem persönlichen Treffen bei einer Tasse
Kaffee vor dem ersten Shooting. Das hat neben dem praktischen Vorteil,
die gewünschten Aufnahmen, Kleidung und Aufnahmeort etc. detailliert
zu besprechen, auch psychologische Gründe. Das Modell lernt auch Sie
in diesem Gespräch ein wenig kennen, ein Stressfaktor weniger beim
eigentlichen Shooting. Manchmal stellt sich in so einem Gespräch auch
heraus, dass eine kreative Zusammenarbeit gar nicht möglich ist, weil sich
kein Draht zueinander finden lässt, die Vorstellungen völlig voneinander
abweichen. Oder dass das Modell sich, aus welchen Gründen auch immer,
nicht für Ihre geplanten Aufnahmen eignet. Dann kann man immer noch
gemeinsam über andere Fotos nachdenken.


Lassen Sie sich bei einem Fotoauftrag vom Kunden, Ihrem Modell, genau
beschreiben, welche Art und welcher Umfang von Aufnahmen gewünscht
werden, und notieren Sie die Details. Beraten Sie das Modell, wenn von
vornherein klar ist, dass sich einige Fotos aufgrund von individuellen Gege-
benheiten nicht umsetzen lassen. Seien Sie ehrlich.


Auch wenn Sie ein Modell treffen, mit dem Sie Fotos nach Ihren Vorstel-
lungen umsetzen möchten, klären Sie jedes Detail im Vorfeld. So kommen
Sie beide entspannt zu den eigentlichen Fotoaufnahmen.


Beim Shooting


Zum einen ist es wichtig, das Shooting gut zu planen. Dazu kommen
wir später. Denn wenn Sie hektisch oder nervös sind, weil etwas mit der
Ausrüstung nicht stimmt, überträgt sich das automatisch auf Ihr Modell.

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