MF-MT

(Darren Dugan) #1
34 Kapitel 3 | Die Bildgestaltung

Die Komposition........................................................................................................................................................


Die Komposition eines Fotos übt einen ersten wesentlichen Eindruck auf
den Betrachter aus. Gestaltung und Aufbau sind hierbei Geschmackssa-
che, aber einige Regeln sind in unseren Gehirnen fest verankert und für
eine harmonische Komposition notwendig. Dennoch sind die Bildgestal-
tung und die dazu verwendeten Gestaltungsmittel kein Dogma. Wenn
Sie mit der Fotografie beginnen, lernen Sie zunächst diese Regeln. Nach
und nach werden Sie sie verinnerlichen und die Komposition fließt dann
nur noch unterbewusst in Ihre Bildgestaltung ein. Und am Ende werden
Sie vielleicht sogar einige dieser Gestaltungsregeln brechen, um Ihrem
Foto eine ganz besondere Sichtweise zu verleihen. Aber der Prozess der
Bildgestaltung ist für den Fotografen nie abgeschlossen. Ständig sucht er
neue Ansätze, findet, beurteilt und verwirft sie eventuell auch wieder.
Auch Sie haben Ihre bisherigen Fotos gestaltet, wenn vielleicht auch ganz
unbewusst. Sie haben sich für ein Format und eine Brennweite entschie-
den, bewusst eine Belichtungszeit mit Blende gewählt und damit Ihr Foto
gestaltet.
Die Komposition entbindet Sie also nicht davon, ein gutes Motiv für Ihr
Foto zu finden. Denn das Motiv steht immer an erster Stelle, es macht
das Bild aus. Gestaltungsmittel wie Symbole, Farben, Flächen und Linien
sollen das Motiv lediglich unterstützen und das Bild für den Betrachter
„lesbar“ machen. Die Bildgestaltung ist also kein Selbstzweck, sondern eine
Notwendigkeit, um dem Foto eine Aussage zu verleihen. Die Fähigkeit zu
einer guten Komposition muss nicht zwingend eine natürliche Begabung
sein, sie kann auch mit Sehtraining erlernt werden. Das Sehtraining selbst
ist ein Prozess, der ein Leben lang andauert. Doch er verselbstständigt sich
mit der Zeit, so dass Sie zum einen unbewusst weiter lernen und sich zum
anderen Ihr professioneller Blick entwickelt. Aus eigener Erfahrung kann
ich nur sagen, dass auch hier das Anschauen von Fotos weiterhilft. Wenn
ein Foto eine starke Wirkung auf Sie hat, analysieren Sie, mit welchen
Gestaltungsmitteln der Autor sie erzielt hat. Übertragen Sie das Gesehene
motivabhängig auf Ihre eigenen Bilder.

Der Bildaufbau
In Ihren Fotos steckt sicherlich viel Mühe und Liebe. Doch immer wieder
werden auch Sie auf die Annehmlichkeiten von Autofokus und Automatik
hereinfallen oder sich von Ihren Motiven in die Irre führen lassen, statt
sie für Ihre Zwecke zu nutzen. Dabei sind es nur einige wenige Regeln, die
eine gelungene Bildkomposition schaffen. Denn die Gestaltung des Bilds

„Komposition ist ein Mittel, nicht ein
Ende, und die vollkommenste Kompo-
sition rechtfertigt nicht ein belangloses
Bild. Komposition ist ein Werkzeug,
um den Eindruck des Bilds zu steigern.
Vorausgesetzt, dass Bildinhalt und
fototechnische Behandlung gleichwer-
tig sind, macht ein gut komponiertes
Foto einen stärkeren Eindruck als eines
mit schwacher Komposition.
Das ist das ganze Geheimnis.“
Andreas Feininger

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