MF-MT

(Darren Dugan) #1
Kapitel 3 | Die Bildgestaltung 41

Der Goldene Schnitt


Es gibt viele Theorien, warum nun gerade der Goldene Schnitt mit seinem
Teilungsverhältnis als „golden“ bezeichnet wird. Eine der plausibelsten
Antworten ist wohl, dass der Goldene Schnitt völlig außerhalb ganzzahli-
ger Werte und Teilungsverhältnisse liegt.


Die Regel für den Goldenen Schnitt entstammt der Harmonielehre der
Antike: Ein Punkt muss eine Strecke so teilen, dass sich das längere Stück
zum Ganzen verhält wie das kürzere Stück zum längeren. Klingt einfach –
die Formel zur Berechnung ist dagegen eher kompliziert und soll Sie hier
nicht verwirren. Sie fußt auf der Zahl Phi. Es reicht, sich die Faustregel zu
merken: Das längere Teilstück entspricht etwas über 60 Prozent des Gan-
zen, das kürzere fast 40 Prozent. Der Blickpunkt eines Fotos sollte genau
im Goldenen Schnitt liegen. In der Fotografie werden die unterschiedlichs-
ten Aufnahmeformate verwendet, angefangen beim 4:3-Format mit einem
Teilungsverhältnis von ca. 1,3, über das sehr verbreitete 2:3-Format mit
einem Teilungsverhältnis von 1,5 bis hin zum Breitwandformat 16:9 mit
einem Teilungsverhältnis von ca. 1,7 in der Panoramafotografie. Alle diese
Formate lassen keinen wirklichen Goldenen Schnitt zu, sofern man das
Bild nicht im Nachhinein in der Bildbearbeitung beschneidet.


Der Goldene Schnitt sollte daher nicht als zwingendes Format für ein
gelungenes Foto betrachtet werden, sondern als ein Hilfsmittel zur
harmonischen Gestaltung eines Bilds. In der Symbol- oder Architektur-
fotografie ist es dagegen oft ein bewusst eingesetztes Stilmittel, vom
Goldenen Schnitt abzuweichen und so zum Beispiel perfekte Symmetrie


Die Grafik veranschaulicht die Raumauf-
teilung eines Bilds nach dem Goldenen
Schnitt. Die roten Linien und die daraus
resultierenden grauen Flächen entsprechen
der klassischen Aufteilung. Zur Festlegung
des Bildpunkts reicht auch die vereinfachte
Darstellung, hier die schwarzen Linien mit
dem Bildpunkt im Schnitt. Im Vergleich
dazu zeigen die blauen Linien die einfache
Drittelung, die als grobe Faustregel ver-
wendet wird. Diese Grafik kann beliebig
gedreht und auch auf ein Hochformat
angewendet werden.
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