Der Spiegel - 20.09.2019

(Barré) #1

gesellschaften. Allerdings hat das Unter-
nehmen sich bewusst dafür entschieden,
seine Arbeit mit artisanalen Produzen-
ten  unter gewissen Bedingungen fort -
zuführen, obwohl dies mit Aufwand und
Risiken verbunden sei.
Konkurrent Metalor verfolgt eine an-
dere Strategie. Er will sich aus dem arti -
sanalen Bergbau zurückziehen und sich
auf großindustrielle Bezugsquellen kon-
zentrieren. Die »hohe Komplexität der
Lieferkette« habe es dem Unternehmen
zunehmend erschwert, die Standards ein -
zuhalten.
Damit mache Metalor es sich zu einfach,
finden viele in der Branche. »So lässt man
die Kleinschürfer im Stich«, sagt Florian
Harkort, Chef des Leipziger Goldhandels-


hauses Fairever. Volkswirtschaftlich sind
die Mineure ein wichtiger Faktor in Dritt-
weltländern, weltweit hängen rund hun-
dert Millionen Menschen finanziell von
dem Sektor ab. Beziehe man sie nicht in
formale Lieferketten mit ein, bestehe die
Gefahr, dass sie auf fragwürdige Abneh-
mer ausweichen, auf Adressen in Dubai
oder Istanbul.
Harkort war früher Entwicklungshelfer
in Äthiopien, er habe gesehen, wie kleine
Kinder auf der Suche nach Gold mit Hacke
und Spaten im Dreck buddelten, erzählt
er: »Das war absolut schockierend.« Zu-
rück in Deutschland, startete er später ein
Geschäft für fair gehandeltes Edelmetall,
er beliefert die Schmuckbranche und ver-
treibt auch Barren.

Faires Investmentgold ist noch immer
ein Nischenprodukt, das nur wenige Händ-
ler führen. Manche beziehen Gold der
»Better Gold Initiative«, eines Schweizer
Projekts, das mehr als 60 Kleinbetriebe in
Peru, Kolumbien und Bolivien unterstützt.
Andere vermarkten Barren, deren Her-
kunft nachverfolgbar ist. Am Ende ent-
scheidet der Käufer, was ihm der Nachweis
einer sauberen Herkunft Wert ist. Bei Pro
Aurum kostet der konventionelle Barren
von einer Unze Gewicht 1384 Euro. Das
Gegenstück aus der Macdesa-Mine in Peru,
Fairtrade-zertifiziert, liegt bei 1649 Euro,
also 265 Euro darüber. Das ist der Preis für
ein gutes Gewissen.Alexander Jung
Mail: [email protected]

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Kleinschürfer im peruanischen La Rinconada: »Ein grauenhafter Ort«

Fotos: Oscar Espinosa / ZUMA PRESS / IMAGO IMAGES

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