Der Spiegel - 20.09.2019

W

enn António Costa Menschen be-
gegnet, schaut er ihnen gerade ins
Gesicht und lächelt sie an. Neu-
gierig geht der portugiesische Premier auf
Amtskollegen wie Angela Merkel zu,
freundlich schüttelt er die Hände der Jour-
nalisten vor dem Live-Interview im Fern-
sehen, aufmerksam hört er Bürgern zu, die
ihren Regierungschef auf der Straße an-
sprechen. Er scheint immer bester Laune
zu sein, mit dem leicht ironischen Blick

aus dunklen Augen hinter der randlosen

Brille.

Der sympathische Senhor Costa hat

mit seiner sozialistischen Minderheits -

regierung, toleriert von Kommunisten und

trotzkistischem Linksblock, vier Jahre

durchgehalten – ein Kunststück, das ihm

kaum jemand zugetraut hätte. Als »Ge-

ringonça«, Klapperkiste, hatte die Oppo-

sition das Bündnis bei seinem Amtsantritt

vor vier Jahren verspottet.

Doch während im Nachbarland Spa-

nien seither mehr gewählt als regiert

wird, hat Costa eine erfolgreiche Amts-

zeit hinter sich – und er möchte am 6. Ok-

tober wiedergewählt werden. Seine Wahl-

chancen stehen laut Umfragen gut, seine

Partei kommt derzeit auf bis zu 38 Pro-

zent, deutlich mehr als vor vier Jahren.

»Er wird die Wahl gewinnen«, prophezeit

Miguel Sousa Tavares, einer der bekann-

testen politischen Kommentatoren des

Landes. Die Frage sei nur, ob er diesmal

vielleicht sogar die absolute Mehrheit er-

reichen könne.

Als Costa 2015 an die Macht kam, war

das gesellschaftliche Klima im Land an -

gespannt – durch die Auflagen der Troika

aus Europäischer Zentralbank, dem Inter-

nationalen Währungsfonds und Europäi-

scher Kommission als Gegenleistung für

einen rettenden Kredit von 78 Milliarden

Euro. Doch Costa hat seither als einer der

wenigen Sozialisten in der EU bewiesen,

dass es möglich ist, die harte Sparpolitik

abzumildern, Wachstum zu erzeugen und

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SHUTTERSTOCK EDITORIAL

Premierminister Costa: »Wir haben alles erfüllt, was wir versprochen haben«

Der verlässliche

Sozialist

Portugal Der linke Regierungschef hat das Land aus der

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Was ist das Rezept von Premier António Costa?