Süddeutsche Zeitung - 20.09.2019

(Barré) #1

Auf der Überholspur


Für Führungspositionenim Sportbusiness kann man sich mit speziellen MBA-Programmen qualifizieren.


Sie verbinden Fächer wie Marketing, Recht und Logistik mit ökonomischem Know-how


von benjamin haerdle

S


port fasziniert die Massen. Das zeigt
sich regelmäßig bei Großveranstal-
tungen wie Olympischen Spielen,
Welt- und Europameisterschaften, wenn
die Menschen nur so in die Stadien strö-
men. Es verwundert deswegen kaum, dass
viele versuchen, im Umfeld des Sports
beruflich Fuß zu fassen. Auf dieses Interes-
se reagieren Deutschlands Hochschulen
und bieten MBA-Studiengänge im Bereich
Sportmanagement an. Als erste Hochschu-
le hierzulande legte die Universität Bay-
reuth den MBA Sportmanagement auf, das
war im Jahr 2010. „Die Sportbranche hat
zahlreiche Besonderheiten, da lassen sich
allgemeine Managementkenntnisse nicht
einfach eins zu eins übertragen“, sagt Gui-
do Schafmeister, einer der beiden Studien-
gangsleiter. Eine der Besonderheiten ist
die Unberechenbarkeit bei Wettkämpfen.
Selbst wenn Team A gegen Team B ge-
winnt und B gegen C, kann A gegen C verlie-
ren. „Diese Unsicherheit beim Spielaus-
gang macht Sport zu etwas Besonderem“,
sagt Schafmeister. Zudem seien im Sport
starke Wettbewerber notwendig, um im
Wettkampf die maximale Leistung zu
erzielen. Das zieht Interessierte aus unter-
schiedlichen Bereichen in den Bayreuther
MBA: auf der einen Seite etwa Trainer,


Sportler und Sportwissenschaftler, die
sich weiterqualifizieren möchten; auf der
anderen Seite beispielsweise Juristen oder
Logistiker, die sich in der Sportbranche ein
berufliches Standbein schaffen möchten.
Das Kursprogramm des viersemestri-
gen berufsbegleitenden MBAs in Bayreuth
sieht vor, dass die Studierenden im ersten
Semester ein Geschäftsmodell im Sport-
business erarbeiten – etwa zur Digitalisie-
rung eines Profifußballklubs oder zur Ver-
marktung von Fanartikeln – oder, sollten
sie sich selbständig machen wollen, ein ei-
genes Businessmodell. Im zweiten Semes-
ter widmen sich die Studierenden strategi-
schen Fragen: Wie kann ein Verein mit
dem Thema E-Sport umgehen? Wie kann
ein Unternehmen im Sportbereich Sponso-
ring betreiben? Wie lässt sich Breitensport
fördern, wenn sich kaum noch Menschen
ehrenamtlich engagieren wollen? Bevor im
vierten Semester die Masterarbeit ansteht,
rückt im dritten Semester die Wissen-
schaft in den Vordergrund. „Der MBA ist
stark in die rechts- und wirtschaftswissen-
schaftliche Fakultät eingebunden und
wird von zahlreichen Professoren mit eige-
nen Schwerpunkten im Sportmanage-
ment unterstützt“, sagt Schafmeister.
An der Hochschule für Wirtschaft und
Umwelt (HfWU) Nürtingen-Geislingen
setzt André Bühler auf den MBA Internatio-
nales Sportmarketing. „Der MBA-Ab-
schluss ist in diesem Sektor immer stärker
gefragt, etwa in der Rechtevermarktung,
im Sponsorenbereich, bei Medien- und
Freizeitunternehmen oder in Vereinen“,
sagt der Marketingprofessor und Akademi-
sche Leiter des MBA. Das Studium dauert
vier Semester, ist trotz des Namens über-
wiegend deutschsprachig und wird als
Fernstudiengang angeboten. Die meisten
Teilnehmer arbeiten schon im Sportbusi-
ness und wollen dort Karriere machen.
„Der MBA ist ein Karrieretreiber“, sagt Büh-


ler und verweist als Beispiel auf einen Ab-
solventen, der am Tag nach seiner Urkun-
denübergabe zum Prokuristen einer Spon-
soring-Agentur aufstieg. Im Studium setzt
Bühler auf einen hohen Praxisanteil, so
wie es für Fachhochschulen charakteris-
tisch ist. „Die meisten unserer Professoren
haben bereits mit Sportorganisationen
und -verbänden kooperiert“, sagt er. Zu-
dem arbeite man mit externen Dozenten
aus der Praxis zusammen. So habe man für
das Modul Krisenmanagement einen Refe-
renten des Weltfußballverbands Fifa ge-
winnen können. Wichtig seien auch die bei-
den Exkursionen, die den angehenden Ma-
nagern angeboten werden. Eine von ihnen
führte voriges Jahr für eine Woche in die
Schweiz. Dort trafen die Teilnehmer Ge-
schäftsführer und Marketingleiter von
Sportverbänden. Sie bekamen so in Ge-
sprächen etwa mit dem früheren Fifa-Chef
Sepp Blatter vermittelt, wie Entscheidun-
gen in der Sportbranche getroffen werden.
Dieses Jahr nahmen sie auf Einladung des
Österreichischen Skiverbands an der offi-
ziellen Einkleidung der Skimannschaft für
den Weltcup in Kitzbühel teil. „Solche
Events und Treffen sind wichtig, weil im
Sportbusiness ein Netzwerk mit guten Kon-
takten unentbehrlich ist“, sagt Bühler. Zu-
dem leisteten solche Veranstaltungen ei-
nen authentischen Einblick in die Szene.
Diese Authentizität will auch Wirt-
schaftsingenieurin Bettina Reuter ihren
Studierenden bieten. Der Studienort des
viersemestrigen MBA Motorsport-Ma-
nagement der Hochschule Kaiserslautern
liegt am Nürburgring, sagenumwobene

Rennstrecke des Motorsports in der Eifel.
„Es ist manchmal etwas laut hier, aber die
Bedingungen sind für uns an der Renn-
strecke exzellent“, sagt die MBA-Studien-
gangsleiterin und Hochschulprofessorin.
„Es gibt viele Studiengänge, die sich mit
den ingenieurwissenschaftlichen Aspek-
ten rund um das Rennauto beschäftigen,
aber keine zur Organisation und zum
Management im Motorsport – außer unse-
rem“, sagt sie. In den ersten beiden Semes-
tern werden vor allem Managementgrund-
lagen vermittelt. „Motorsport ist teuer und
muss aufwendig finanziert werden, des-
halb brauchen unsere Absolventen fundier-
tes Wissen zu Finanzierung, Rechnungswe-
sen und Marketing“, erklärt sie. Im dritten
und vierten Semester geht es konkret um
Motorsportmanagement.
Während der Ausbildung stehen die The-
men Personal und Teamführung im Fo-
kus. In vielen Rennteams gibt es einen fes-
ten Personalstamm von vier bis fünf Mitar-
beitern, bei Rennveranstaltungen wie et-
wa dem 24-Stunden-Rennen am Nürburg-
ring schwillt das Team auf bis zu 50 Mit-
glieder an: Techniker, Logistiker, Mitarbei-
ter für Marketing und Öffentlichkeitsar-
beit, Ingenieure, Fahrer. Außerdem muss

man sich mit Rennleitung und Reifenher-
stellern abstimmen. „Da muss alles pas-
sen, deswegen steht und fällt alles mit ei-
ner guten Teamführung, einem professio-
nellen Teammanagement und der richti-
gen Motivation“, betont Reuter. Ursprüng-
lich war der MBA für Techniker und Renn-
ingenieure konzipiert, die Teams leiten
wollen. Laut Reuter kommen zwar viele
Studierende aus den Motorsportabteilun-
gen, etwa von Audi, Porsche oder Merce-
des. Überraschenderweise würden sich
aber auch Lehrer, Agraringenieure, Infor-
matiker oder Marketingfachleute für die-
ses Studium entscheiden. „Sie interessie-
ren sich über die Maßen für den Automobil-
sport und wollen wissen, wie das organi-
siert und gemanagt wird.“ Deswegen wag-
ten sie einen beruflichen Wechsel.

Ein weiterer MBA-Studiengang im Be-
reich des Sports ist der MBA Sport-/Ge-
sundheitsmanagement an der Deutschen
Hochschule für Prävention und Gesund-
heitsmanagement (DHfPG). Vier Wahl-
schwerpunkte bietet die Hochschule in
dem viersemestrigen Fernstudium an; die
stärkste Nachfrage gibt es für das Fach Be-
triebliches Gesundheitsmanagement. Da-
für entscheiden sich vor allem Sportwis-
senschaftler und Physiotherapeuten, aber
auch Pharmazeuten und Betriebswissen-
schaftler, die in einem Unternehmen be-

reits für die Gesundheit der Mitarbeiter zu-
ständig sind oder als Dienstleister arbei-
ten. „Mit diesem MBA sind unsere Absol-
venten in der Lage, strategische Konzepte
zu entwickeln oder das betriebliche Ge-
sundheitsmanagement in einem mittel-
ständischen Unternehmen zu leiten“, sagt
Roman Spitko, Dozent im Fachbereich Ma-
nagement an der DHfPG. Die Nachfrage
nach solchen Fach- und Führungskräften
sei groß. Hinzu komme, dass die Themen
Gesundheit und Prävention für Unterneh-
men immer wichtiger würden. Das wirkt
sich auch auf den MBA der DHfPG aus: Er
wird seit dem vorigen Jahr nicht mehr nur
am Standort Saarbrücken, sondern auch in
Köln angeboten.

Eine Auswahl von Studiengängen mit dem Ab-
schluss Master of Business Administration im Be-
reichSport und Gesundheit: MBA Sportmanage-
ment (berufsbegleitend), Universität Bayreuth,
http://www.uni-bayreuth.de; MBA-Studiengang Sportma-
nagement (berufsbegleitend), Universität Jena,
http://www.mba-sportmanagement.com; MBA Motor-
sport-Management (berufsbegleitend),Hochschu-
le Kaiserslautern,https://mba.bw.hs-kl.de; MBA
Sport- und Gesundheitsmanagement (berufsbe-
gleitend),Deutsche Hochschule für Prävention
und Gesundheitsmanagement, http://www.dhfpg.de;
MBA Sportmanagement (berufsbegleitend),IST-
Hochschule für Management, http://www.ist-hochschu-
le.de; MBA Internationales Sportmarketing (berufs-
begleitend),Hochschule für Wirtschaft und Um-
welt Nürtingen-Geislingen,www.hfwu.de; MBA
Sportmanagement (berufsbegleitend),Hochschu-
le Koblenz,www.hs-koblenz.de

22 SZ SPEZIAL – LERNEN Freitag,20. September 2019, Nr. 218 DEFGH


Wenn man die Business School finden
möchte, dieam besten zu einem passt,
reicht es oft nicht, die jeweiligen Home-
pages anzusehen und sich Unterlagen
schicken zu lassen. Umso hilfreicher für
die Entscheidungsfindung können das
persönliche Gespräch mit Repräsentan-
ten von Managerschulen und ein un-
mittelbarer Vergleich der Angebote von
MBA-und EMBA-Programmen sein.
Beides wird im Rahmen der QS World
MBA Tour angeboten. Die Messe findet
nicht nur in den USA und Kanada, in
Lateinamerika, Afrika, Asien und im Na-
hen Osten statt, sondern macht in die-
sem Herbst in etlichen europäischen
Städten Station. Bei der MBA-Messe in
Frankfurt am Main am Samstag, 2. No-
vember, kann man direkt mit Zulas-
sungsbeauftragten führender nationa-
ler und internationaler Business Schools
Kontakt aufnehmen. Außerdem hat
man die Gelegenheit, sich über das jewei-
lige Bewerbungsverfahren und Karriere-
möglichkeiten zu informieren. Das gilt
auch für andere Standorte: In München
findet die Messe am Montag, 4. Novem-
ber, statt, in Hamburg am Mittwoch,


  1. November, in Zürich am 26. Oktober.
    Die Teilnahme ist kostenfrei. Anfra-
    gen kann man im Voraus per E-Mail
    unter [email protected] stellen. Infor-
    mationen: http://www.topmba.com/events/qs-
    world-mba-tour/europe ssc


Internationale Anwärter auf ein MBA-
Studium interessieren sich besonders
für Finanzthemen. Das ist das Ergebnis
der neuen Studie „Tomorrow’s MBA“
des Beratungsunternehmens Carring-
ton Crisp mit Sitz in London – in Koope-
ration mit der in Brüssel ansässigen Eu-
ropean Foundation for Management De-
velopment (EFMD). Jedes Jahr will man
auf diese Weise ergründen, welche die
wichtigsten akademischen Inhalte des
Managementstudiums aus der Sicht von
Interessenten darstellen.
In den vergangenen sechs Jahren ran-
gierten Leadership und Strategie ganz
vorne auf der Liste der Fächer, mit de-
nen sich potenzielle MBA-Studenten
künftig beschäftigen wollen. Das hat
sich aber geändert: Inzwischen ist „Busi-
ness and Financial Environment“ das
bevorzugte Fach – mit einem Stimmen-
anteil von 39 Prozent, gefolgt von Busi-
ness Law (24 Prozent), Corporate Finan-
ce (23 Prozent) sowie Entrepreneurship
(19 Prozent). An der Studie nahmen
mehr als 630 Interessenten für ein MBA-
Studium aus 56 Ländern teil. Das starke
Votum für Finanzthemen erklärt Car-
rington Crisp unter anderem mit den Un-
sicherheiten auf den globalen Märkten –
daher sei künftigen Managern beson-
ders daran gelegen, wirtschaftliches und
finanzielles Know-how zu erwerben. Als
erstaunlich wertet das Unternehmen die
Tatsache, dass die Fächer Leadership
und Strategie neuerdings noch nicht ein-
mal unter den Top Ten rangieren.
Wie auch im Vorjahr streben mehr als
die Hälfte der Anwärter einen MBA mit
Spezialisierung an. Dabei liegt der Fokus
auf Informationstechnologie, Finanzwe-
sen und Entrepreneurship. sz

Lehrer, Informatiker, Trainer,
Juristen– die Teilnehmer haben
ganz unterschiedliche Berufe

Karrieremessen


FührendeBusiness Schools
bitten zum Dialog

Finanzthemen


bevorzugt


Studie erfragt Themenwünsche
angehender MBA-Studenten

Exkursionen, Events und


Networking spielen


eine wichtige Rolle


Ein Team motivieren, ein Team
professionell führen:
Wie das geht, lernt man im
MBA-Programm der Hochschule
Kaiserslautern, das auf den
Motorsport zugeschnitten ist.
FOTO: CARMEN JASPERSEN / DPA

MBA
&

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