Süddeutsche Zeitung - 20.09.2019

(Barré) #1
von christiane bertelsmann

N


eben dem Beruf ein MBA-Studium
durchzuziehen, das gleicht nicht ge-
rade einem Spaziergang. Durch-
schnittlich zwei Jahre dauert das lerninten-
sive Programm – mit Kursen an Wochenen-
den, langen Lernphasen, für die meist der
komplette Urlaub geopfert werden muss,
und hohen Kosten: In den Titel Master of
Business Administration muss man mehre-
re Tausend Euro investieren – je nachdem
in welchem Land, in welcher Form und bei
welchem Anbieter man studiert, auch meh-
rere Zehntausend Euro. Da ist es angemes-
sen, sich Gedanken zu machen, inwiefern
einen diese Ausbildung weitergebracht
hat. Drei Absolventen blicken zurück.


„Ein MBA-Studium ist
nichts für Jammerlappen“

Auch vor seinem MBA lag Philipp Plug-
mann nur sehr selten auf der faulen Haut.
„Seit dem Abitur war bei mir immer Voll-
gas“, sagt der 48 Jahre alte Zahnarzt aus Le-
verkusen. „Eine 40- oder 50-Stunden-Wo-
che kenne ich nicht.“


Kurz gefasst liest sich seine Vita so:
Nach dem Abitur Doppelstudium Zahnme-
dizin und medizinische Wissenschaften,
seit 17 Jahren eigene Zahnarztpraxis in Le-
verkusen, zeitweise Beteiligung an einer
Klinik in Berlin, zehn Jahre Lehrbeauftrag-
ter an der Hochschule Karlsruhe, aktuell
Research Fellow an der Universitätszahn-
klinik Marburg, Abteilung Parodontolo-
gie, Herausgeber diverser wissenschaftli-
cher Publikationen. Nebenbei hat der Zahn-
mediziner zwei Unternehmen im Medizin-
beratungsbereich aufgebaut.
Seinen MBA in Health Care Manage-
ment hat er bereits im Jahr 2010 an der
EBS Business School abgeschlossen. Seine
Motivation: „Die Praxis war expandiert, da
brauchte ich neues Wissen.“ Das habe er
bei der MBA-Ausbildung getankt. Dass er
für die Finanzierung der Studiengebühren
einen Kredit aufnehmen musste und zwei
Jahre auf Urlaub verzichtet hat, empfand
er nicht als problematisch. Plugmann:
„Ein MBA-Studium ist nichts für Jammer-
lappen. Aber für mich hat sich die Mühe


20-fach ausgezahlt.“ Was er im Studium
lernte, konnte er gleich in seiner Praxis um-
setzen. Nach zwei Jahren senkte er die Pra-
xis-Kosten um zehn Prozent und steigerte
zugleich den Umsatz um bis zu 25 Prozent.
Der MBA habe ihn darin bestärkt, wei-
ter zu lernen – und seinen zweiten Doktor
zu machen. Und noch eine Erkenntnis der
MBA-Zeit: „Erfolg geht nur im Team. In
meiner MBA-Klasse merkte ich, die ande-
ren können auch eine Menge. Und zusam-
men können wir noch mehr.“ Er hat daraus
die Konsequenz gezogen und arbeitet seit-
dem nicht nur als Zahnarzt, sondern auch
im Health Care and Life Sciences Team ei-
nes großen US-amerikanischen Technolo-
gie-Beratungsunternehmens. „Der Im-
pact ist viel größer, wenn man in ein gro-
ßes Team geht“, sagt Plugmann. Mit sei-

nen Studienkollegen aus der MBA-Zeit
steht er übrigens nach wie vor in Kontakt –
einige von ihnen hat er als Autoren für sei-
ne wissenschaftlichen Bücher geworben.

„Ein höheres Gehalt stand für
mich nicht an erster Stelle“

Eigentlich lief alles rund im Leben von De-
niz Okumusoglu. Sie war 27, hatte eine gu-
te Stelle im Vertrieb bei einem großen, in-
ternational agierenden Stahlbauunterneh-
men in München, bei dem sie schon vorher
in der Türkei gearbeitet hatte. Ihr Vorge-
setzter hatte die gebürtige Türkin davon
überzeugt, nach München zu ziehen. Nach
einem Jahr und einigen Intensiv-Abend-
kursen am Goethe-Institut sprach sie sehr
gut Deutsch, sie fühlte sich in München im-

mer wohler – merkte jedoch, dass etwas
fehlte. „Ich suchte nach etwas, das mich
persönlich weiterbringt“, sagt die heute
34-Jährige. Sie entschied sich für einen be-
rufsbegleitenden MBA mit Schwerpunkt
General Management an der Munich Busi-
ness School – auch, weil ihr Arbeitgeber sie
dabei unterstützte. „Viele meiner Freunde
und Bekannten meinten, das braucht man
doch nicht, wozu die viele Arbeit?“ Doch
die Ingenieurwissenschaftlerin ließ sich
nicht beirren und stürzte sich voller Elan in
ihr Studium. „Das war sehr zeitaufwendig,
aber ich war in dieser Zeit sehr glücklich.“
Zumal viele Themen nicht nur theoretisch
behandelt worden seien, sondern auch in-
teraktiv und mit Bezug zur Praxis. Die
breit angelegte Wissensvermittlung stärk-
te ihr Selbstbewusstsein. Noch besser fand

sie es, sich in Soft Skills zu üben – zum Bei-
spiel Zeitmanagement, Verhandlungstech-
nik, Führung und Konfliktmanagement.
„Ich konnte vieles gleich in meiner Arbeit
anwenden“, sagt sie. Zum Beispiel, was sie
zum Konfliktmanagement gelernt hatte.
„Wenn ein Kollege schlecht gelaunt und ab-
weisend reagiert, weiß ich jetzt viel besser,
wie ich damit umgehen kann – und dass
das oft nichts mit mir zu tun hat.“ Und noch
etwas aus dem Bereich Soft Skills hat Oku-
musoglu aus der MBA-Zeit mitgenom-
men: „Bei Verhandlungen zählt der
menschliche Faktor am allermeisten. Egal,
wie viel Wissen wir haben – man muss
auch gut miteinander umgehen können.“
Ihre Master-Thesis schrieb die Ver-
triebsingenieurin über die Verbesserung
der Marktstrategie ihres Arbeitgebers in
Katar – für den Vertrieb einer Produkt-
gruppe in den Vereinigten Arabischen Emi-
raten und Katar war sie zu jener Zeit zu-
ständig. „Das konnte ich direkt umsetzen“,
sagt sie. Nach Abschluss des Studims wech-
selte sie vom Innenvertrieb zum Außenver-
trieb und ist jetzt Regional Sales Director
für Nordamerika – und damit auch eine Ge-
haltsstufe aufgerückt. „Ein höheres Gehalt
stand für mich nicht an erster Stelle. Aber
es hat mich gefreut“, meint Okumusoglu.
Jetzt will sie weiter lernen: Gerade bereitet
sie sich auf ihre Promotion vor.

„Man kann sich nur durchbeißen,
wenn man das selbst will“

Da saß er dann, Wochenende für Wochen-
ende, ein erfahrener Anwalt aus Frankfurt
am Main und Mitgründer einer großen, in-
ternational agierenden Kanzlei, unter jün-
geren Berufsanfängern, fast als einziger Ju-
rist: In seinem MBA-Kurs an der Techni-
schen Hochschule Mittelhessen fühlte sich
Stephan Schwilden manchmal schon et-
was exotisch. Auf seiner Visitenkarte stand
bereits der Doktortitel, promoviert hatte
der Jurist 2004. „Bei mittelständischen Un-
ternehmen in Deutschland ist der Doktorti-
tel wichtig, der schafft Vertrauen“, sagt
Schwilden. Warum dann ein MBA-Studi-
um? „Als Karrierebooster brauchte ich das
nicht“, betont der Jurist, „doch durch den
MBA konnte ich mein wirtschaftliches Wis-
sen vertiefen, und das auch in Bereichen,
mit denen man als Jurist eher wenig zu tun
hat – etwa ‚Sales and Management‘.“ Und

noch einen Aspekt führt Schwilden an: Im
internationalen Umfeld verliert der Doktor-
titel an Bedeutung, der MBA dagegen zählt
mehr. Schwildens Kanzlei hat eine große
Mandatsbasis im Ausland, da schafft der
Master of Business Administration einen
Vertrauensvorschuss.
Da seine Mandanten ausschließlich
Wirtschaftsunternehmen sind, muss ihr
Anwalt eine Bilanz interpretieren können


  • und die Sprache der Wirtschaftsleute ver-
    stehen und selbst sprechen, erklärt Ste-
    phan Schwilden. Natürlich sei ein MBA auf-
    wendig, aber nicht ganz so aufwendig wie
    ein komplettes BWL-Studium. „Im Rück-
    blick sagt man ja gerne, war halb so
    schlimm. Doch es ist die Extra-Meile, die
    man gehen muss, das frisst Zeit am Wo-
    chenende“, gibt der Anwalt zu. Dank der
    richtigen Einstellung habe er sich gut moti-
    vieren können. Und die klingt so: „Man soll-
    te den MBA nicht für jemand anderen ma-
    chen, auch nicht für das Unternehmen
    oder weil man dann eine Gehaltsklasse hö-
    her rutscht, sondern nur für sich selbst.
    Man kann sich nur durchbeißen, wenn
    man das selbst will.“


Für Schwilden war es bereichernd, aus
seinem gewohnten Umfeld herauszukom-
men und sich mit Chemikern, Betriebswir-
ten, Vertriebsspezialisten auszutauschen,
sich andere Gedankengänge zu erlauben.
„Das hat den Horizont erweitert“, sagt er.
Direkt nach dem MBA analysierte er mit-
tels eines speziellen Analyse-Tools die
Wettbewerbsposition seiner Kanzlei und
richtete mit seinen Partnern die Strategien
für die Zukunft neu aus. „Anwälte beschäf-
tigen sich im Tagesgeschäft oft viel zu we-
nig mit der eigenen Positionierung am
Markt und mit Wachstumsstrategien“, hat
Schwilden beobachtet. „Der MBA gibt ei-
nem noch einmal das Rüstzeug und den Ge-
dankenanstoß, in diesen Bereichen etwas
zu ändern.“

DEFGH Nr. 218, Freitag, 20. September 2019 SZ SPEZIAL –LERNEN 23


Stephan Schwilden, 47,
Wirtschaftsanwalt,
MBA2013 an der Technischen
Hochschule Mittelhessen

Deniz Okumusoglu, 34,
Vertriebsingenieurin,
MBA 2014 an der Munich
Business School

Philipp Plugmann, 48,
Zahnarzt und Unternehmer,
MBA 2010 an der EBS Business
School in Oestrich-Winkel

Lernen
Verantwortlich: Peter Fahrenholz
Redaktion: Stephanie Schmidt
Gestaltung: Julia Kienscherf
Anzeigen: Jürgen Maukner

Das Team


zählt


Das MBA-Studium liegt schon ein paar Jahre zurück:


Was ließ sich praktisch umsetzen? Welcher war der


größte Lernerfolg? Drei Absolventen berichten


„Anpacken“ heißt
die Devise nach dem
MBA-Studium. Dessen
Wert bemessen die
Teilnehmer in hohem
Maße danach, ob sie das
neu erworbene Wissen
unmittelbar im Beruf
anwenden können.
FOTO: K. SYNNATZSCHKE / IMAGO

MBA
Executive&
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