aufgedrehter Lautstärke seines tragbaren Fernsehgeräts, unter der sein
Aluminiumkäfig erbebt, den Namen auf dem Zettel des abgeschleppten
Wagens mit dem des Bürgers abgleicht. (Sollte der Wageninhaber persönlich
verhindert sein und jemand anderen mit der Abholung des Wagens beauftragt
haben, erwartet diesen Unglücksraben eine noch längere Via crucis, zu
schmerzvoll, um hier erzählt zu werden.) Dann händigt er ihm einen
Zahlschein aus, auf dem die Höhe der Ablösesumme gedruckt steht – den
Strafzettel. Mit dem kostbaren Schein in der Hand hat der Einwohner das
Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben, und verspürt einen Anflug
von Euphorie. Die allerdings selbst bei den sonnigsten und positivsten
Gemütern kaum länger als ein paar Sekunden anhält, nämlich genau die Zeit,
die es braucht, den zu zahlenden Betrag zu lesen.
Der Bürger sucht dann das nächstgelegene Postamt auf. »Nächstgelegen«
hat in diesem Fall nichts mit »nah« zu tun und ist eher ein theoretisches
Konzept, eine platonische Idee sozusagen, ein noumenon: Denn praktisch ist
der Parkplatz für die abgeschleppten Autos nur in der Nähe von Fabrikhallen
und Schafen. Da das Auto aber noch festgesetzt ist, muss der Bürger den
Weg zu Fuß zurücklegen. Ist die Strafe bezahlt, läuft der Bürger wieder einen
Kilometer die Straße zurück, bewundert wieder die Schafe, wedelt schließlich
mit der Einzahlungsquittung vor dem immer noch undurchdringlichen
Verkehrspolizisten herum. Der sich nach einem flüchtigen Kontrollblick
wieder dem Fernseher zuwendet und gleichzeitig mit dem Zeigefinger einen
Knopf zu seiner Rechten drückt. Da endlich geht die Schranke des
Parkplatzes auf und gibt das geliebte Fahrzeug des römischen Bürgers frei,
das dieser am Ende seiner Nerven und um einiges ärmer als zuvor, dennoch
innerlich jubelnd in Empfang nimmt mit der Rührung eines Christoph
Kolumbus, der Land sieht.
Diese Odyssee also erspart ihr Lavinia, indem sie sie fährt. Dankbar
mustert Ilaria von der Seite das Gesicht ihrer Freundin: die spitzbübischen
Sommersprossen trotz der über vierzig Jahre, die feinen Fältchen am Hals,
die sie ihren vier Schwangerschaften, vor allem aber ihrem Hang zu gutem
Essen verdankt. Sie wird sie ewig lieben.
In Lavinias Auto finden sich überall Spuren ihrer vier Kinder –
abgerissene Barbiebeine, Sand, Kleckse von Filzstift an der Seitenscheibe.
Sie fahren Schritttempo. Die von Berlusconi zu Ehren seines Freundes
angeordnete Schließung des Zentrums und der nördlichen Stadtteile für den
jeff_l
(Jeff_L)
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