jedes Zimmer acht oder zehn Betten stellte und möglichst noch ein
Rotationssystem von zwei oder sogar drei Schichten in vierundzwanzig
Stunden einführte. So verdiente mancher an diesen armen, müden Körpern
mit der Zeit eine ansehnliche Summe.
Zwei der vielen Bangladescher aus dem illegalen Schlafsaal im ersten
Stock, aus dem besonders gemeine Knoblauchschwaden in den Hof steigen,
halten Ilaria nun das Haustor auf. Sie hat noch nie durchschaut, wie viele dort
wohnen, in den dicht an dicht stehenden Etagenbetten. Allerdings kann sie
sich vorstellen, dass in diesen Räumen keinerlei Standards von Hygiene oder
Komfort möglich sind. Alle sind sehr freundlich zu ihr, fast schon
zuvorkommend. Vor einiger Zeit hatte sie sich den Knöchel gebrochen, und
immer fand sich jemand, der ihr die Tasche in den sechsten Stock tragen
wollte; wenn sie mit ihren Krücken die Treppe hinaufhumpelte, warteten sie
bereits auf dem Treppenabsatz und feuerten sie an, als sei sie beim Giro
d’Italia in den Dolomiten. Doch ist es ein ständiges Kommen und Gehen in
der Wohnung, und Ilaria hat niemals jemanden mit Namen kennengelernt.
Vormittags arbeiten fast alle schwarz auf dem Obst- und Gemüsemarkt, den
übrigen Tag verkaufen sie Regenschirme auf den Straßen und Plätzen. Ilaria
hat herausgefunden, dass sie zuverlässiger sind als jede Wettervorhersage:
Wenn sie mit ihren Bündeln über dem Arm das Haus verlassen, heißt das
auch bei Sonnenschein, dass bald ein Sturzregen auf Rom niedergehen wird.
Wenn sie Stunden später wieder die nassen Bürgersteige heraufkommen,
tauchen vor den Fensterbänken im ersten Stock die zum Trocknen
aufgehängten Schuhe an den Wäscheleinen auf.
Ilaria bedankt sich bei den beiden Bangladeschern und betritt das Haus.
Wovon sollen sie nur in diesem trockenen Sommer leben, fragt sie sich. Von
Regen seit Wochen keine Spur.
Muammar al-Gaddafi wollte ein Eis essen. Das hat er den Journalisten
gesagt, die ihn belagerten, und die vor Muskelkraft strotzende Mauer der
polizeilichen Leibwache durchbrochen, mitten in dem bunten Treiben der
Menschen, die die abendliche Frische genossen. Und er kam auch ohne
Beduinenmantel und Militäruniform mit Heldenbildern des anti-italienischen
Widerstands aus. Um sein Eis zu schlecken (Sorten: Mango, Zitrone und
Schokolade) und als stinknormaler Tourist durch das nächtliche Rom zu
spazieren, trug er ein Hemd mit Blumenmuster. Hinter der Piazza Navona hat