er dann bei einem tunesischen Straßenhändler Modeschmuck im Wert von
dreihundert Euro gekauft.
Ilaria verfolgt den Bericht über den Oberst, eine ganz ungewohnte
Version von Audrey Hepburn und Gregory Peck in Ein Herz und eine Krone,
während im Ofen Attilios Steinbutt schmort. Er hat ihn bei Rosci gekauft, der
komplett rothaarigen Familie – Vater, Mutter, diverse Kinder –, die den
einzigen Fischstand auf dem Esquilin-Markt führen, dem er traut. Er hat
Ilaria zum Abendessen eingeladen, als er sie auf der Treppe hörte, und nach
diesem Tag zwischen glühenden Stoßstangen und stinkenden Abgasen hat sie
gern eingewilligt. Außerdem freute sie der Anblick ihres Bruders, der mit
dem Jungen in einvernehmlichem, quasi vertrautem Schweigen Kartoffeln
schält. Als habe sich Attilio an die Anwesenheit dieses aus weiter Ferne
kommenden Vielleicht-Verwandten gewöhnt.
Nun folgt ein Ausschnitt der gemeinsamen Pressekonferenz von Gaddafi
und Berlusconi am Nachmittag. Der italienische Premierminister, in die Brust
geworfen vor den Flaggen Italiens und Libyens, nennt den Gast einen Mann
von enormer Weisheit, seinen persönlichen Freund und einen bedeutenden
Führer in der Welt, dem er große Achtung entgegenbringt. Nach der kurzen
Pause für die Übersetzung führt der Oberst sich die rechte Hand ans Herz, um
sich für die Wertschätzung zu bedanken. Für die Pressekonferenz hat er eine
schwarze Galabia ausgewählt mit prächtig vergoldeten Säumen. Dann hebt er
zu einer ungeplanten Rede an, die Berlusconi seiner Miene nach zu urteilen
überrascht. Die eintönige Stimme des Simultandolmetschers erklärt, wie hoch
das Risiko sei, dass die europäischen Völker schwarz würden (so seine
Worte), infolge der Invasion durch illegale Einwanderer, die nur er stoppen
könne. Und wenn er nicht wäre, müsse man einen anderen finden. Als seine
lange Rede endlich endet, ist klar, dass Berlusconi dem Gast nicht das letzte
Wort überlassen will. Er schließt die Pressekonferenz, indem er erklärt, für
das Bemühen um den Schutz der europäischen Grenzen seitens des großen
libyschen Führers gebühre diesem der größte Dank eines ganzen
Kontinents – Europas. Es folgt der Händedruck der beiden Führer, der von
den Fotografen festgehalten wird.
»Wie ernst er heute ist«, meint Attilio mit Blick auf Berlusconi. »Kein
Grinsen, kein dummer Witz, keine Gehörnten-Hand.«
Tatsächlich hat man im Gegensatz zu den sonstigen Treffen mit den
Großen der Welt, von Putin bis Obama, in diesem Bericht über den Besuch
jeff_l
(Jeff_L)
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