Körpern, die sich noch bewegten, oder an andere Erlebnisse seiner Jugend.
Wie so oft entfloh er den unangenehmen Gedanken, indem er einschlief.
Jetzt, in den Türrahmen der illegalen Spielbank gelehnt, sehnte er sich
nach diesem leichten Schlaf, in dem vom Militärgurt gesicherten Klappsitz
und eingehüllt in Motorenlärm. Er war müde, todmüde. Er sah Minister
Bayeh, der ihn von der anderen Seite des Saals aus beobachtete, und konnte
in dessen Augen lesen, wie offensichtlich seine Anstrengung war. Im ersten
Moment ärgerte er sich darüber und fühlte sich irgendwie ertappt. Sein
Vergehen: mangelnde Kraft. Dann fiel ihm wieder ein, warum er hier war.
Und er stellte fest, dass er diesen Blickwechsel durchaus zu seinem Vorteil
nutzen konnte.
Er ging durch den Saal zu Bayehs Tisch, bedankte sich mit einem kurzen
Nicken bei den anderen Spielern und setzte sich betont schwerfällig hin.
Während ein Bediensteter ihm Jetons wechselte, rieb er sich ausgiebig die
Augen. In Wahrheit war jede Spur von Müdigkeit verflogen, seit er eine
Strategie hatte.
Sollte Berhanu Bayeh ihn ruhig für schwach und müde halten, das kam
ihm gerade recht.
Attilio begriff schnell, warum der einzige freie Stuhl im Saal am Tisch
des Ministers stand: Niemand wollte einen der fünf mächtigsten Männer des
Regimes zum Gegner haben. Die anderen drei Spieler, mittlere Beamte des
Derg, setzten umsichtig resigniert auf Niederlage. In den wenigen Fällen, da
sie eine Runde versehentlich für sich entschieden, sammelten sie mit beinahe
ängstlicher Ehrerbietung ihre Jetons ein. Am Ende des Abends war kein
anderer Gewinner als der Arbeitsminister vorstellbar. In schönem
Einvernehmen, leicht durchschaubar für Attilio, ließen die drei reihum Bayeh
gewinnen und teilten sich die Verluste, zu denen die Hierarchie und die
Angst sie zwangen. So wie auch schnell klar wurde, dass der Minister weder
aus Leidenschaft noch Risikofreude oder aus Spielsucht dort war, sondern
einfach, um Geld zu verdienen. Er spielte, als sei die Spielbank nicht Teil des
geheimen Derg, der aus Verboten, brutalen Gesetzen und Deportationen
bestand. In Bayehs Spielzügen lagen weder Finesse noch Vergnügen, ihn
trieb allein die Entschlossenheit, so viel wie möglich zu kassieren. Das gefiel
Attilio, denn es gibt keinen schwächeren Spieler als den, der aus Geldgier
spielt.
Zahlreiche Runden hielt er sich zurück. Beim Spiel, aber auch im
jeff_l
(Jeff_L)
#1