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Im Jahr 1952 wurde Attilio Profeti in die Kommission zur Dokumentation
des italienischen Hilfswerks in Afrika versetzt, das wie alle anderen Büros
des früheren Kolonialministeriums in den neuen großen Palast aus weißem
Marmor neben den Caracalla-Thermen gezogen war. Davor stand der Obelisk
von Aksum, die in Stein gemeißelte Entmannung des besiegten Abessinien
und bedeutsamstes Stück der Kolonialbeute, das Kaiser Haile Selassie mit
Nachdruck zurückforderte. Die Leitlinien der Kommission klangen
seraphisch: »Dieses Ministerium arbeitet an der Errichtung eines die Zeit
überdauernden Denkmals des Hilfswerkes, das Italien in Afrika vollbracht
hat, seines hervorragenden kulturellen Wirkens, bezeugt nicht nur durch
große, die Zeit überdauernde Bauwerke, sondern auch und vor allem durch
die Gefühle der indigenen Bevölkerung gegenüber Italien: die in ganz
Äthiopien von Wohlwollen, wenn nicht tiefer Rührung geprägt sind.« Im
April des darauffolgenden Jahres wurde jedoch das gesamte Ministerium
Italienisch-Afrika vom Parlament abgeschafft. Es gab keinen Widerstand,
viele Abgeordnete waren erstaunt, dass es überhaupt noch existierte. Um
zwölf Jahre hatte es die kolonialen Besitzungen, nach denen es benannt war,
überlebt – das von Mussolini ausgerufene Imperium, das einstmals tausend
Jahre währen sollte und doch nach fünf Jahren geendet hatte, und keinen Tag
später.
Im Italien des Wiederaufbaus betrachtete man die Kolonien als
Begleiterscheinung des Faschismus – was zählte es schon, dass Eritrea bereits
Ende des neunzehnten Jahrhunderts zur Kolonie erklärt worden war und
Libyen noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs – also Jahre bevor die
meisten Italiener den Namen Mussolini überhaupt gehört hatten. Und alles,
was zu Recht oder Unrecht mit dem Faschismus in Verbindung gebracht
wurde, galt als Fremdkörper, als Einschub, als Abweichung von dem wahren
Verlauf der Geschichte des Vaterlandes, der die Heldentaten der Italienischen
Einigung mit denen der Resistenza verband. Italien war ein ausgenüchterter
Alkoholiker, der wie jeder Verfechter der Abstinenz nichts von seinem
Verhalten während des letzten schlimmen Rausches wissen will. Man sehnte