Bahre. Sein äthiopischer Offiziersbursche, Embailé Teclehaimanot, der die
gesamte Zeremonie über geweint hatte, war ohnmächtig geworden, als die
Bahre angehoben wurde. Almirantes Aufmerksamkeit wandte sich kurz der
Unruhe zu, die der treue Mann auslöste, der vor Schmerz
zusammengebrochen war.
Attilio nutzte die Gelegenheit und floh. Stoßend und tretend kämpfte er
sich durch die Menge, ohne auf die Beschimpfungen zu achten. Weg, nur
weg, so weit wie möglich. Was für eine idiotische Idee, sich diesen
Nostalgikern anzuschließen, was hatte ihn nur geritten? Er gab sich selbst das
Versprechen: Niemals wieder würde er an die Jahre seiner Jugend denken.
Attilio ging in jenem Jahr noch zu einer weiteren Beerdigung – zu der seines
Vaters. Der Bahnhofsvorsteher Ernani Profeti war einen Tag vor der
Pensionierung verstorben. Am Nachmittag seines letzten Arbeitstages war er
in Dienstkleidung an den Gleisen entlanggegangen. An seinen Gleisen.
Fünfundvierzig Berufsjahre lagen hinter ihm, und mit der Eisenbahn verband
ihn ein Gefühl, das man nicht Liebe nennen konnte, wie man ja auch seinen
Arm oder sein Brustbein nicht liebt. Die Eisenbahn in all ihren Einzelteilen
war nichts anderes als eine Erweiterung seiner selbst.
Die Schutzsignale mit ihrer elementaren Sprache, deren Unkenntnis zu
schlimmsten Katastrophen führte. Die teerigen Ausdünstungen der
Schwellen, mit denen selbst ein Blinder ohne Stock der Bahnlinie folgen
konnte. Die Schienen, geglättet vom stärksten Schleifstein überhaupt, den
darüber hinwegfahrenden Zügen. Die Räder, die singend auf den stählernen
Schaltknüppel des Zugführers reagierten, in einem metallenen Zwiegesang,
der Ernanis geliebten Verdi-Duetten in nichts nachstand. Und vor allem die
Weichen.
In ihren Anblick versunken blieb er stehen, umgeben vom
Frühlingsklatschmohn, der in Flecken zwischen den Gleisen wuchs. Nach
fast einem halben Jahrhundert bewunderte der alte Bahnhofsvorsteher immer
noch die schlichte Vollkommenheit des Ineinanderspielens der verschiedenen
Teile: die Zungen, die führungslose Stelle, vor allem das Herzstück. Einen
passenderen Namen hätte auch er diesem Teil nicht geben können, das exakt
in der Mitte des Weichenmechanismus saß. Dort, wo das weiterführende
Gleis auf den Radlenker traf, das bestimmende Element des gesamten
Eisenbahnsystems. Mehr sogar noch als die Stelltafel war dies exakt der