Alle ausser mir

(Jeff_L) #1

rote Flagge mit dem Knoten des Hauses Savoyen, auf den er drei Jahre zuvor
seine Treue als Unteroffizier geschworen hatte.
Er las es noch einmal:
Die neue militärisch-politische Lage bringt es mit sich, dass wir
aufgrund der feindlichen germanischen Haltung und der
Kriegshandlungen gegen Italien verpflichtet sind, die Alliierten in
jeder erdenklichen Hinsicht zu unterstützen ... Durch die
Kooperation werdet ihr einen wertvollen Beitrag zum Krieg leisten
zur Niederschlagung unseres Erzfeindes, so wie es eure Kameraden
an den Waffen tun und das Volk selbst in Italien, Seite an Seite mit
den angloamerikanischen Streitkräften, für die Befreiung des
Vaterlandes.


Wer genau war der »Erzfeind«, von dem die Rede war? Das deutsche
Afrikakorps, das den Italienern bei El Alamein die Haut gerettet hatte?
Warum sollten er und seine Kameraden jetzt »Seite an Seite mit den
angloamerikanischen Streitkräften« stehen, also denen, auf die sie zwei Jahre
lang geschossen hatten und die sie nun gefangen hielten? Und was bedeutete
»feindliche germanische Kriegshandlungen gegen Italien«, oder
»Übergangsregierung«? Der Oberst hatte behauptet, er hätte von den
italoamerikanischen Soldaten unter den Lagerwächtern sagen hören, dass der
Faschismus gestürzt sei. Gestürzt? Wo war der Duce? Und der König? Was
zum Teufel ging in Italien vor?
Doch mehr als jedes Wort war es der Name am Fuße des Blattes, der
Otello mit leerem Kopf und zitternden Händen zurückließ. Der Name des
einzigen Menschen in dieser ganzen schrecklichen Kriegszeit, dem er die
ganze Zeit vertraut hatte, als Mensch, als Soldat, ja selbst als Ingenieur.


Unterzeichnet
Führer der Übergangsregierung
Feldmarschall Pietro Badoglio

Er höchstpersönlich hatte diesen Brief der Schande unterschrieben.
Pionieroberleutnant Profeti Otello hatte sich nie so verraten gefühlt.

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