Geschwüren und Blasen bedeckt, verströmte aber nicht den vertrauten
süßlichen Verwesungsgestank. In der merkwürdig reglosen Luft ohne
Insekten, Würmer oder andere Lebewesen, die sich sonst um den Tod
tummeln, lag ein ungewohnt scharfer, durchdringender Geruch, wie nach
Knoblauch. Er erinnerte Attilio unpassenderweise an das in Essig eingelegte
Gemüse, das Viola im Sommer immer zubereitete. Die Landschaft
ringsumher war so still, dass es wirkte wie am vierten Schöpfungstag, bevor
der Herrgott die Vögel und die anderen Tiere erschuf.
Als Attilio die Augen wieder öffnete, stand Afework neben ihm, und
seine Unterlippe zitterte unter den großen Zähnen. Doch er nahm ihn wie
üblich nicht wahr und kam nicht auf die Idee, dass auch sein Kuli sich an den
Geruch erinnerte. An die Schreie. An die Frauen im Dorf, die aus den Hütten
sprangen und rannten und rannten, doch zu spät, das Flugzeug war mit
dumpfem Dröhnen herangeflogen, und die Wolke hatte ihre Kinder erfasst.
Afework sah die Kühe, die muhend wegrannten und stürzten, die Zunge
herausstreckten, während ihnen eine nicht weiße, nicht rote Flüssigkeit aus
den Nasenlöchern rann, eher eine Farbe der Zersetzung. Er spürte den Wind
auf der Haut, der ihn rettete und das Senfgas wegtrug, weg von seinem
Gesicht, auf eine nahe Gruppe von Männern zu. Die versuchten, sich im
Wasser eines Flusses zu retten, und sich in Krämpfen wanden.
In der vorangegangenen Nacht hatte Afework einen Traum gehabt. Der
Erzengel Gabriel hatte statt des Schwertes einen riesigen Felsbrocken durch
die Luft geschwungen und auf ihn geworfen. Er hatte sich unter dem Gewicht
geduckt, war dann aber sofort wieder aufgestanden. Also hatte der Erzengel
einen weiteren Brocken auf ihn geschleudert, und Afework war wieder
gestürzt, doch abermals aufgestanden. Schließlich hatte der Engel mit
flammendem Gesicht ein drittes und letztes Mal geworfen. Afework spürte
ein Gewicht auf sich, so schwer wie ein Gebirge, und konnte nicht mehr
aufstehen, dann war er aufgewacht. Nicht aus Angst, im Gegenteil, durch
einen Hoffnungsschimmer, der heller strahlte als das Schwert des Heiligen
Gabriel.
Die Italiener können nicht gut barfuß laufen, dachte der Diener mit Blick
auf die Fotos. Sie halten es nicht einen Tag lang ohne Essen aus und müssen
alle paar Stunden etwas trinken. Sie sind eitel und glauben nicht, dass wir
Äthiopier über Intelligenz verfügen. Das alles macht sie schwach. Deshalb
wissen wir, dass wir sie immer noch schlagen können. Das haben wir in der
jeff_l
(Jeff_L)
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