Dann war es der harte, eindeutige Satz General Nasis gewesen, der alles
zusammenfasste: »Aut imperium aut voluptas«. Als sei das eine englische
Kolonie! Hätten die Italiener sich tatsächlich zwischen Imperium und
Wollust entscheiden müssen, hätte Italienisch-Ostafrika wohl kaum mehr als
eine Woche überdauert. Denn sie schafften es einfach nicht, ihn in der Hose
zu lassen. Hier in den Kolonien, besser gesagt hier im Imperium, wie es nun
hieß, schien es nur zwei Themen zu geben, die in aller Männer Munde waren:
erstens der Gebrauch des eigenen Geschlechtsorgans und zweitens die
panische Angst vor dem Verlust desselben durch einen Schnitt – Graziani
nicht ausgenommen, wenn man der Geschichte von den unanständigen
Bildern Glauben schenkte. Aber wie hätten die Kolonisten auch nicht ständig
an Sex denken sollen. Sie waren an die Hunderttausend, weiße Frauen
hingegen gab es nur wenige Tausend. Die Familien der Kolonisten kamen
nicht nach, das Leben war hart. Sie gingen als überzeugte Faschisten von
Bord, bereit dem Duce zu dienen, doch kaum rochen sie eine schöne
Abessinierin, verschwand ihr Faschismus durch die Hintertür. In Wahrheit,
so hatte ein Kollege in einem Artikel gegen diese Gesetze argumentiert, der
natürlich nicht erschienen war, kehrten ›die Siedler, die einmal die
Umarmung einer Afrikanerin genossen haben, nur widerstrebend zu der
italienischen Frau zurück, und seien sie noch so große Anhänger des
Rassismus‹. Und er wusste, dass das stimmte.
Wie wahrscheinlich auch dieser Attilio Profeti. Er hatte sich als Freiwilliger
zum Krieg gemeldet, doch besonders kampflustig wirkte er nicht. Ein gut
aussehender junger Mann, nicht dumm, der Gang ein bisschen unbestimmt,
ein bisschen eitel, einer von den vielen, die das Schwarzhemd eher als
Heldenkostüm denn aus Überzeugung übergezogen hatten.
Die Indizien gegen ihn waren erdrückend. Die ›Gemeinschaft von Tisch
und Bett‹ zwischen ihm und der Ezezew ließ sich kaum leugnen. In seinem
Haus hatte man ein richtiggehendes Ehebett gefunden. Er jedoch wies die
Anschuldigungen zurück.
Auf die Frage erwidert der Angeklagte: »Meine Körpergröße hat
mich dazu veranlasst, ein Bett solcher Breite zu kaufen, für meine
persönliche Bequemlichkeit; die Ezezew schlief hingegen nach
Brauch der Eingeborenen auf einer Matte auf dem Küchenboden.«