»Eben. Deshalb komme ich ja zu dir.«
Ilaria hatte schon verstanden, worauf er hinauswollte, hatte aber nicht die
Absicht, ihm die Sache leichter zu machen.
»Was habe ich mit der Fiction zu tun? Ich unterrichte Achtklässler, in
einem Viertel weit weg von Fernsehstudios und Produktionsfirmen.«
»Komm schon, das weißt du ganz genau ...«
In Emilios Wohnzimmer in Prati hing ein Bildschirm, der fast so groß
war wie die ganze Wand. Selbst ausgeschaltet war er ausdrucksstärker als
Ilarias Miene.
»Ok«, seufzte er. »Dann sage ich es halt. Auch wenn ich weiß, dass du
schon weißt, was jetzt kommt.« Er blickte fest auf die Straße und sagte:
»Piero. Casati. Da, ich hab’s gesagt.«
»Piero hat nichts mit dem Fernsehen zu tun.«
»Piero kann mit allem zu tun haben, wenn er will, er ist Abgeordneter!«
Ilaria starrte auf die Autoschlangen, die die Kreuzung blockierten. Ihre
Hände lagen reglos im Schoß, doch in ihrem Innern wütete ein gemeiner
Wunsch: um sich zu schlagen. »Genau genommen auch noch Staatssekretär.«
Emilio drehte sich ruckartig zu ihr hin. »Eben! Es kostet ihn nur einen
Anruf. Egal bei wem. Egal wegen was.«
Ilaria schluckte und schwieg.
»Komm schon, Ilaria. Niemand wird es je erfahren. Außerdem habe ich
keinem von euch beiden erzählt.«
»Warum die Heimlichtuerei? Da gibt es nichts zu verbergen.«
Emilio hob sarkastisch eine Augenbraue. Doch angesichts seiner
delikaten Rolle als Bittsteller zog er es vor zu schweigen.
Im Laufe der Jahre hatte sich Ilaria so wenig wie möglich mit Piero in der
Öffentlichkeit gezeigt, und das aus vielen, sehr guten Gründen. Unter anderen
aus denen, die ihre Beziehung so schwankend machten. (Beziehung? »Ja,
Beziehung«, hatte Lavinia sie einmal gerügt, »hör auf es zu leugnen. Was ihr
da habt, ist so kompliziert, dass du es ruhig beim Namen nennen kannst, tu
mir den Gefallen.«) Nur in ihrer Kindheit und später in der Jugend, als ihre
Familien noch Zeitpunkt und Ort ihrer Treffen bestimmten, war es anders
gewesen. Als Erwachsene waren sie keine zehnmal gemeinsam im Kino
gewesen und nie im Restaurant, zumindest nicht in Rom. Dann war Piero in
die Politik gegangen, besser gesagt dieser Partei beigetreten, die Ilaria
unmöglich mit den anderen Teilen von sich zusammenbringen konnte (»auf
jeff_l
(Jeff_L)
#1