waren wie kleine Hunde, Dealer mit allen Arten chemischer oder pflanzlicher
Substanzen, Nutten, deren Namen niemand kannte im Gegensatz zu den
goldenen früheren Zeiten (»Mund der Wahrheit«, »Feenhand«, »Die
Schmutzige«). Sie drückten sich für ein paar Blowjobs zwischen den
verrammelten Marktständen herum, um dann zu verschwinden und anderen
Frauen Platz zu machen, die noch fertiger waren als sie. Auch die neue
U-Bahnlinie hatte dazu beigetragen, das Gefühl der drohenden Apokalypse
im Esquilin noch zu verstärken. Ihre Vibrationen hatten einige Häuser, unter
denen sie entlangfuhr, zum Einsturz gebracht wie Sandburgen, manchmal
auch mitsamt ihren Bewohnern. Und aus Sand schienen sie erbaut zu sein,
mit minderwertigem Kalk und ausrangierten Backsteinen von den
gewissenlosen Baulöwen der umbertinischen Ära.
Um das Haus, in dem Attilio die vier Wohnungen gekauft hatte, stand es
kaum besser. Die Fassade mit den klaren piemontesischen Linien war seit
seiner Erbauung Ende des neunzehnten Jahrhunderts nicht mehr gestrichen
worden, der Smog von hundert Jahren hatte das frühere Ocker dunkelbraun
gefärbt. Der Anklopfer aus Messing am Haustor zur Straße hin war mit einem
dichten schwarzen Überzug aus Staub und Dreck beschichtet, als hätte er eine
unförmige Abdeckung. Über den Innenhof spannte sich ein Netz aus
Wäscheleinen, von denen nicht immer sauber gewordene Wäsche herabhing,
der Erdboden war übersät mit kaputten Wäscheklammern, aus den Fenstern
geworfenen Zigarettenkippen und den Blättern von Minzpflänzchen, die
zwischen dem aufgerissenen Pflaster einen überraschenden Wiesenduft
verbreiteten. Es brauchte also eine ordentliche Portion Mut und Sorglosigkeit,
um Ende der Achtziger auf dem Esquilin zu investieren. Attilio hatte beides,
und er machte ein Riesengeschäft.
Jedes seiner in der westlichen Welt bekannten vier Kinder besaß nun ein
eigenes Apartment. Emilio verkaufte das seine nach wenigen Jahren (»In
diesem Viertel bleibe ich nicht«) und erstand dafür eine Wohnung in Prati, in
der Nähe der RAI und der Produktionsfirmen. Ebenso Federico, der das Geld
auf ein Bankkonto legte und eine lange Reise durch Südamerika machte.
Attilio war noch zu jung, um etwas damit anzufangen, und so stand seine
Wohnung bis zu seiner Volljährigkeit leer. Von den vier Geschwistern
blieben nur er und Ilaria auf dem Esquilin wohnen.
»Wie schön, endlich mal wieder ein junges Gesicht!«, hatte Lina Ilaria
am Tag ihres Einzugs begrüßt, während sie Kaffee einschenkte. Sie hatte zu
jeff_l
(Jeff_L)
#1