lagen sie nackt in ihrem Bett, in das er sich zwischen Wahlveranstaltungen
und Pressekonferenzen flüchtete, zwischen einer TV-Talkshow und einem
Wahlabendessen. Die immer unerträglicher werdende Unvereinbarkeit ihrer
Positionen, ja ihrer beider Leben, machte aus ihrem erstohlenen Sex eine
Paradoxie der Erregung. Je mehr Piero und Ilaria begriffen, dass sie niemals
ein gemeinsames Leben würden führen können, um so mehr suchten sich ihre
Körper.
Mit keuchendem Atem von den sechs Stockwerken betrat er ihre
Wohnung, raunte ihr ins Ohr: »Da bist du ja« und warf sie ohne weitere
Begrüßung bäuchlings aufs Sofa, so dass sie fast vergessen hätten, die Tür zu
schließen.
An diesem Nachmittag lagen sie verschwitzt auf dem Bett, die Beine
verschlungen, während ihr Atem sich langsam beruhigte. Piero hielt mit einer
Hand ihren Schenkel umfasst, Ausdruck des Anspruchs auf einen Besitz, der
ihm im übrigen Leben verwehrt blieb. Ausnahmsweise hatte er nicht sofort
wieder gehen müssen, und sie konnten nun zwei Stunden miteinander
verbringen. Ein vergifteter Luxus, denn er gab Ilaria die Zeit, über all die
Dinge nachzudenken, die sie trennten. Obwohl sie besser den Mund halten
sollte, um einfach die wohltuende Müdigkeit nach der Liebe zu genießen,
brach es gegen ihren Willen aus ihr heraus: »Nie werde ich mich daran
gewöhnen, an dieses breite Anheizer-Grienen. Und niemand erklärt, woher er
sein ganzes Geld hat.«
Piero küsste sie zur Antwort auf den Scheitel.
Sie drehte den Kopf im Kissen und sah ihm ins Gesicht. »Was hast du
bloß mit so einem zu schaffen?«
Piero atmete geräuschvoll aus. Das war nicht sein Plan gewesen in diesen
zwei kostbaren, allzu kurzen Stunden. Trotzdem versuchte er einmal mehr,
ihr seine Gründe darzulegen. »Ilaria. Dieses Land war fünfzig Jahre im Griff
der immer gleichen Mischpoke. Wir beide wollen stattdessen einen Wechsel.
Du willst die Linke an der Regierung sehen und ich die Rechte. So sollte es
sein, das wäre gesund. Und Berlusconi will eine moderne Rechte für Italien,
weil es nur im Wechsel zwischen rechts und links die wahre Demokratie
geben kann.«
»Mir macht dieser Mann Angst. Wie ein Lächeln auf einem Gesicht, aber
falsch herum.«
»Ist dir Andreotti lieber, Forlani, De Mita? Die unabsetzbare politische
jeff_l
(Jeff_L)
#1