paluten

(Tina Sui) #1

damit man es nicht sah. Dieses Seil führte zum Flaschenzug, den Paluten
angebracht hatte, und dann weiter zu Edgar. Der hielt das Ende im Maul.
Sobald die Entführer in das Netz traten, würde er losrennen, das Netz
somit zuschnüren und am Flaschenzug nach oben ziehen. Und wenn die
Entführer erst einmal wie Fische im Netz zappelten, würden sie bestimmt
verraten, wo die verschwundenen Schmalamas waren.
Doch zunächst mussten die Entführer die Attrappe finden. Paluten
hoffte, dass sie wirklich regelmäßig auf dieser Lichtung nach potenziellen
Opfern Ausschau hielten.
Er ging zurück zum Rand der Lichtung und legte sich mit Edgar und
Karla auf die Lauer. Es wurde bereits dunkel, was gut war. Je schlechter
das Licht, desto leichter würden sich die Entführer von der Attrappe
täuschen lassen.
Paluten war sich sicher, dass er schon mindestens fünf Minuten
gewartet hatte, bevor ihm langweilig wurde. Er sah zum Himmel hinauf
und fing an, die funkelnden Sterne zu zählen. Eins, zwei, fünf,
siebenundzwanzig, einhundertzwölf, ganz viele. Nein, das machte ihn nur
müde. Vielleicht sollte er sich schon einmal seine Heldentaten
zurechtlegen, damit er Karla später mehr über seinen Kampf gegen König
Xaroth erzählen konnte. Das war immerhin eine ziemlich gute Geschichte
und Edgar hatte ihn eben im Keller einfach unterbrochen.
Er zuckte zusammen, als Karla ihn anstieß. »Da«, flüsterte sie und
deutete mit dem Kinn nach vorn.
Tatsächlich. Es näherten sich drei dunkle Gestalten! Paluten sah, wie sie
sich aus den Schatten der Bäume lösten. Von hinten schlichen sie sich an
die Attrappe an. Sie hatten sich schwarzen Stoff um die Köpfe gewickelt,
sodass er ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Aber das waren definitiv
keine Schmalamas, sondern Zweibeiner. Einer von ihnen hielt einen
Knüppel in der Hand, den er nun lautlos hob.
Edgar nahm das Seil ins Maul und starrte konzentriert auf die Lichtung.
Noch waren nicht alle Entführer ins Netz getreten. »Warte«, flüsterte Karla.
»Warte. Warte.«

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