paluten

(Tina Sui) #1

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Die Nacht war sternenklar und so hell, dass man die Spuren der Entführer
leicht finden konnte. Beziehungsweise Karla konnte es. Da, wo sie
Stiefelabdrücke im Boden und abgeknickte Zweige im Unterholz
entdeckte, sah Paluten nur Dreck und Laub. Trotzdem nickte er jedes Mal
wissend, wenn sie auf etwas zeigte, als wäre ihm völlig klar, was sie
meinte.
Nach einer Weile stießen sie auf einen Pfad, der so breit war, dass sie zu
dritt nebeneinanderher gehen konnten, Karla in der Mitte, Edgar links und
Paluten rechts von ihr. Während sie sich durch den Dschungel schlagen
mussten, hatten sie sich kaum unterhalten können, aber jetzt wurde das
Schweigen langsam unangenehm. Doch Paluten wusste einfach nicht, wie
er ein Gespräch beginnen sollte.
Was ist deine Lieblingsfarbe?
Nein, das war albern.
Was isst du am liebsten?
Auch nicht besser.
Schließlich fiel ihm aber doch noch eine Frage ein. »Hast du hier schon
viele Abenteuer erlebt?«
Karla hob die Schultern. »Eigentlich nicht«, sagte sie, was ihn nicht
weiterbrachte. »Ich bin ja hierhergekommen, um keine mehr zu erleben.«
Sie hielt einen Moment inne, dann hellte sich ihre Miene auf. »Aber einmal
bin ich auf der Insel in einen Sturm geraten. Da war ich noch ganz neu hier
und wusste nicht, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Die
Schmalamas hatten mich zwar vor dem Sturm gewarnt, aber der Himmel
war blau und wolkenlos. Ich habe die Warnung also nicht ernst genommen
und machte mich auf, um den Dschungel zu erkunden.«
Paluten und Edgar lauschten aufmerksam.
»Ich wollte zur anderen Seite der Insel, aber auf einmal verdunkelte sich
der Himmel. Er wurde pechschwarz.«
Paluten warf unwillkürlich einen Blick nach oben, sah aber außer

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