paluten

(Tina Sui) #1

»Was zum ...«, setzte Karla an, doch da raste der Schatten schon wieder
zurück in die Richtung, aus der er gekommen war. Schnell wie ein Pfeil,
aber nicht gerade, sondern Haken schlagend. Blätter und Erde wurden
aufgewirbelt. Sie waren noch nicht wieder zu Boden gesunken, als der
Schatten aus einer dritten Richtung heranschoss. Er stieß keinen Laut aus.
Man hörte nur, wie seine Füße oder Tatzen oder Pfoten in einem irrsinnig
schnellen Rhythmus auf den Boden schlugen. Es klang wie ein
Trommelwirbel.
Paluten tastete nach Banani und Banunu in seinem Rucksack. Das
Knacken und Trommeln wurde leiser.
»Was war denn das?«, fragte Edgar. Er war hinter einem Baumstumpf in
Deckung gegangen.
»Finden wir es heraus.« Karla zog ihr Schwert und schlug damit eine
Schneise in das Dickicht. Paluten folgte ihr.
»Sollten wir nicht lieber auf dem Pfad bleiben?«, rief Edgar ihnen
hinterher.
»Ach, Quatsch«, antwortete Paluten, ohne sich umzudrehen. »Karla
weiß schon, was sie tut.«
Einen Moment später schloss Edgar zu ihm auf. »Karla, Karla, Karla«,
murmelte er leise. »Bei dir dreht sich alles nur noch um sie.«
»Stimmt nicht.«
»Stimmt wohl.«
»Stimmt nicht.«
»Leute, seht mal«, sagte Karla vor ihnen. Sie steckte ihr Schwert ein und
zog einige Farne auseinander. Durch die Lücke sah Paluten eine Lichtung.
Dahinter ragte gewaltig und noch schwärzer als die Nacht der Umriss des
Berges auf. Genau des Berges, dem sie sich nicht nähern sollten.
Und auf der Lichtung stand ein Schmalamajunge. Er zitterte am ganzen
Körper und sah sich nervös um.
»Wo kommt der denn her?«, flüsterte Edgar, der sich auf die Hinterbeine
stellen musste, um einen Blick durch die Farne zu werfen.
»Fragen wir ihn«, wisperte Paluten zurück. Vor so einem jungen Lama
musste man nun wirklich keine Angst haben. Er trat auf die Lichtung und
sagte laut und freundlich: »Hallo!«
Der Lamajunge sprang mit allen vier Beinen gleichzeitig hoch. Sein Fell

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