paluten

(Tina Sui) #1

versteckte sich hinter einigen großen Blättern.
Karla ging an Paluten vorbei. Sie hatte ihr Schwert abgelegt und
breitete die Arme aus, um zu zeigen, dass sie unbewaffnet war. »Er hat
recht«, rief sie. »Du musst keine Angst haben. Wir sind Freunde.«
Es raschelte im Blätterdach des Baums. Der Schmalamajunge schob
vorsichtig den Kopf durch das Laub und sah zu ihr herunter. Er hatte große,
vorstehende Zähne, die im Mondlicht schimmerten, und schielte ein
wenig. »Ihr ... ihr seid nicht meine Freunde. Ich kenne euch ja gar nicht.« Er
klang gehetzt, seine Stimme zitterte.
Karla zeigte auf sich selbst. »Ich bin Karla, das ist Paluten, und der da
hinten gerade kommt, heißt Edgar.«
»Freut mich, dich kennenzulernen«, sagte Edgar und winkte mit einem
Huf.
Der Lamajunge starrte ihn an. »Du bist ein Schwein.«
»Dir entgeht nichts«, antwortete Edgar trocken.
»Aber ...« Der Lamajunge zögerte. »Leute essen Schweine. Sie geben
ihnen keine Namen.«
»Da kannst du mal sehen, wie nett wir sind«, sagte Paluten rasch. »Nicht
mal Schweine haben Angst vor uns.«
»Du hast doch keine Angst vor uns, oder?«, wandte sich Karla an Edgar.
»Nein«, sagte der missmutig. Er reagierte empfindlich, wenn jemand
über ihn sprach wie über ein Schnitzel. Doch er wollte das Lama auch
beruhigen, also fuhr er fort: »Ich fühle mich total sicher bei euch und ihr
seid meine allerbesten Freunde. Du kannst von dem Baum
runterkommen.«
Der Lamajunge zögerte, aber er zitterte nicht mehr so sehr.
»Außerdem bist du viel schneller als wir«, fügte Karla hinzu. »Wenn du
Angst vor uns bekommst, kannst du einfach weglaufen. Wir können dich
nicht einholen.«
»Das stimmt.« Der Lamajunge kroch aus dem Laub hervor und rutschte
am Baumstamm zu Boden. Doch er kam nicht näher heran, sondern
musterte Paluten und die anderen misstrauisch.
»Schon viel besser«, sagte Karla. »Sag uns, wie du heißt.«
»Harry.« Der Lamajunge scharrte nervös mit dem Huf. Doch als er
weitersprach, klang er stolz. »Und ich bin nicht nur schneller als ihr. Ich bin

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