paluten

(Tina Sui) #1

  • 8 -


»Aber was machst du denn hier ganz allein im Dschungel?«, fragte Karla.
Über ihr im Baum schrie ein Nachtvogel.
»Wah!«, stieß Harry erschrocken hervor. Sein Kopf zuckte nach rechts,
als es im Unterholz knackte, dann nach links, als Edgar sich räusperte. Er
tänzelte mit seinen vier langen Beinen über den Boden. Es sah so aus, als
würden sie sich jeden Augenblick verheddern.
»Du musst keine Angst haben«, sagte Karla. »Wir passen schon auf, dass
dir nichts passiert.«
Harry seufzte. »Das ist ja genau das Problem. Ich habe immer Angst.
Und ich erschrecke mich vor allem.«
Der Lamajunge tat Paluten leid. Er fragte sich, wie er ihn aufheitern
könnte. Dann fiel ihm etwas ein. »Du musst das positiv sehen. Wenn du
dich nicht ständig erschrecken würdest, müsstest du nicht so oft
weglaufen, und dann wärst du immer noch ein stinknormaler, langsamer
Schmalamajunge und nicht das schnellste Schmalama der Welt.«
Paluten hielt das für ein tolles Argument, aber Harry verzog nur das
Gesicht und ließ die Ohren hängen. »Ich will aber nicht immer weglaufen
und ich will auch nicht mehr feige sein.«
»Du bist nicht feige ...«, setzte Karla an.
Harry ließ sie nicht ausreden. »Natürlich bin ich das«, erwiderte er. »In
der Schule haben mich immer alle deswegen gehänselt. Manchmal hat
einer im Unterricht hinter mir ›Buh!‹ gerufen, und dann habe ich mich nicht
nur erschreckt, sondern ich bin über den ganzen Schulhof gerannt und
habe mich irgendwo verkrochen. Alle haben gelacht, sogar die Lehrer.
Deswegen bin ich da irgendwann nicht mehr hingegangen. Ich bin
nirgends mehr hingegangen. Ihr seid mutig und habt vor nichts Angst. Ihr
wisst nicht, wie das ist.«
Paluten dachte einen Moment darüber nach. »Ich habe schreckliche
Angst vor Haien«, sagte er dann. »Außer vor sympathischen Haien. Die sind
in Ordnung. Banani und Banunu hier«, er zeigte auf die beiden Bananen,

Free download pdf