schmetterling

(Martin Jones) #1

Fliege dauerhaftere Fußabdrücke auf den Scheiben hinterlassen als bis
Sonnenuntergang.
»Habt ihr den Wagen hierher getragen?«, ruft Tamy ihnen entgegen, als
sie die Straße überqueren, und setzt die Kopfhörer ab.
»Wie darf ich das verstehen?«
»Ihr seid voll spät!«
»Wir leben in Sierra, falls du’s noch nicht mitbekommen hast«, sagt
Luther. »Bergstraßen, Kurven –«
»Also, ich brauch keine halbe Stunde von hier nach Downieville.«
Eine Aussage, die ihn düstere Rückschlüsse auf die Fahrgewohnheiten
ihrer Mitschüler ziehen lässt. Er drückt seine Tochter an sich, was diese
widerstandslos geschehen lässt. Offenbar hat sich von vorhin kein Groll
gegen ihn erhalten. »Geht’s dir gut, Schatz?«
»Noch besser ginge es, wenn ich mein Referat fertig hätte.«
»Womit quälen sie dich diesmal?«
Tamy grinst. Die Begrifflichkeit findet ihren Beifall. »Systematik der
Greifvögel in Nordamerika. Ist aber gar nicht so übel. Gestern waren wir in
Jackson Meadows und haben Rotschwanzbussarde und Weißkopfadler
gesehen. Oh Mann!« Sie schaufelt einen Bissen Brownie mit Schlagsahne in
sich hinein. »Das war irre! Ein Adlerpaar. Riesenviecher.«
Ruth lehnt sich gegen das Geländer, den Blick interessiert auf Tamys
zusammenschrumpfendes Backwerk gerichtet.
»Sag mal, bist du nicht Veganerin?«
»Ich?«
»Sonst noch wer hier?«
Tamy verzieht die Lippen. »Die Spinner können mir gestohlen bleiben. Ich
esse keine Tiere. Eier, Käse, Sahne sind okay.«
»Letzten Monat hast du noch was anderes erzählt.«
»Hey, Stehen-bleiben-oder-es-knallt, was wird das? Ein Verhör?«
»Stehenbleiben, oder es knallt?«, echot Luther verständnislos.

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