schmetterling

(Martin Jones) #1

»Frauenkram«, sagt Ruth.
»Klar war sie Veganerin!« Darlene Opoku tritt nach draußen, zwei
Cappuccinos vor sich hertragend. »Und den Monat davor auch! Und sie hat
Predigten drüber gehalten, dass die unseres Herrn Jesus Christus dagegen
Selbstgespräche waren.«
»Na und?« Tamy rollt übertrieben die Augen.
»Sie ist eben flexibel«, feixt Ruth.
»Ja, wie Knetmasse.«
»Teenager sind so«, sagt Tamy vergnüglich und verdrückt den Rest ihres
Brownie. »Wie oft muss ich euch das noch erklären?«
»Also, ich hab meine Lektion gelernt«, sagt Ruth und taucht die Oberlippe
in Milchschaum.
Darlene setzt sich zu ihnen an den Tisch. Sie ist eine gazellengliedrige
Frau, eine alttestamentarische Judit, der man ihre einundsiebzig Jahre nicht
mal aus nächster Nähe ansieht. Alle zwei Wochen lässt sie sich beim Friseur
in Loyalton die Haare pechschwarz färben.
»Wollt ihr eigentlich was essen?«
»Danke.« Luther schüttelt den Kopf. »Wir können nicht lange bleiben.«
»Wie läuft’s im Department?«
»Rund.«
»Tamy sagt, ihr habt einen Mordfall?«
»So was in der Art wie einen Mordfall«, korrigiert Tamy. »Scheint echt
einen Unterschied zu machen.«
»Jemand von hier?«
»Aus Palo Alto«, sagt Ruth.
»Schrecklich. Was Leute einander antun.« Darlene schüttelt den Kopf, den
Blick bereits auf ein neues Themenfeld geheftet. »Hör mal, Luther, Lisa
Wagner war heute Morgen hier und hat gefragt, ob du kommende Woche im
Rotary Club ein paar Worte über das anstehende Basketball-Turnier sagen
willst. Ich habe –«

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