schmetterling

(Martin Jones) #1

Klarheit, als habe jemand in seinem Kopf ein Licht angeknipst, sieht er die
Situation vor sich.
»Nicht reingerutscht«, sagt er.
»Sondern?«
»Sie hat ihn reingesteckt.«
»Mit dem Risiko, dass ihn jemand findet?«
»Nein. In der Hoffnung, dass ihn jemand findet.«
Ruths Blick steht im leeren Raum. Dann zündet der Funke. »Natürlich! Ihr
blieb keine Zeit nach dem Unfall. Nicht mal –«
Um den Mercedes neu zu starten. Scheinwerfer im Rückspiegel, ihr Plan,
den Verfolger auszutricksen, fehlgeschlagen. Jetzt klebt sie am Baum, und
der Kerl sieht ihre Heckleuchten zwischen den Stämmen. Ist in den Forstweg
gebrettert, nähert sich rasch. Sekunden nur zur Abwägung ihrer Optionen. Sie
ist verstört, benommen vom Aufprall, vielleicht noch vom Kampf, den sie auf
der Farm zu bestehen hatte. Einzig sinnstiftend die Flucht ins Unterholz. Bei
Dunkelheit und strömendem Regen kann sie ihm mit etwas Glück
entwischen, was aber, wenn nicht? Dann wird er den Stick bei ihr finden, und
sein Inhalt wird ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis, das Pilar gelüftet
wissen will. Und vielleicht weiß er ja nichts von dem Stick. Nur, dass sie
Indizien gegen ihn hat, darum jagt er sie, aber wonach genau soll er suchen?
Gerechtfertigt die Hoffnung, dass ihm beim Filzen des Wagens ein wenige
Zentimeter langes Stäbchen, in den Polstern verborgen, entgeht, also drückt
sie den Stick zwischen Sitzfläche und Rückenlehne, springt aus dem Wagen
und schlägt sich ins Unterholz.
»Spekuliert darauf, dass wir den Wagen auf links drehen, falls ihr was
zustößt.«
»Ja.« Luther nickt. »Sie wollte, dass wir das hier sehen.«
»Und wenn ihr Verfolger das Ding gefunden hätte?«, fragt Tamy.
»Hätte er wahrscheinlich nichts erblickt, was er nicht schon kannte.«
»Im Zweifel sich selbst«, sagt Ruth.

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