schmetterling

(Martin Jones) #1

Bewegung. Ein Rolltor hebt sich und gibt einen schattenverhangenen Kubus
kaum abzuschätzender Größe frei. Anstelle des Bodens gähnt ein Schacht,
aus dessen Tiefe diffuses Leuchten dringt, an Intensität gewinnt, dann
entwächst eine Gitterstruktur dem Abgrund – ein stabiler, von LED-Röhren
illuminierter Käfig, darin gestapelt die unheilvoll schwarzen Kästen. Gebannt
schaut Luther zu, wie die Fahrstuhlplattform auf Höhe des Hallenbodens
stoppt, die Bewaffneten Posten beziehen. Ein Hüne, der aussieht, als habe
man ihn in der Mattel-Abteilung für Superheldenspielzeug
zusammengebastelt, lässt die Finger über ein Tablet huschen. Die Kästen
setzen sich in Bewegung, genauer gesagt die Pritschenwagen unter ihnen,
rollen in ihren Schienen zur Rampe, eskortiert von Robotern und Menschen,
und trotz des fehlenden Tons und der distanzierten Blickwinkel ist die
Anspannung mit Händen greifbar. Ruth beugt sich vor.
»Die Doppeltanks auf ihren Rücken – Schläuche mit den Brennern –«
»Flammenwerfer«, nickt Luther.
»Wozu brauchen die Flammenwerfer?«
Der Riese schaut von seinem Tablet auf und direkt in eine der Kameras.
Tamy zuckt zurück. Einen bizarren Moment lang scheint es, als habe er die
drei in dem kleinen Zimmer in Loyalton entdeckt, doch tatsächlich scheint
ihn die Kamera gar nicht zu interessieren, und Luther kommt die
Erleuchtung.
»Er weiß es nicht«, sagt er leise.
»Was? Sprich nicht in Rätseln.«
»Dass er aufgezeichnet wird«, sagt Luther. »Ich meine, er weiß, dass die
Anlage videoüberwacht ist, aber dass Pilar zuschaut und alles archiviert, hat
er nicht auf dem Schirm.«
Die Waggons kommen zum Halten. Die Verladeroboter übernehmen und
wuchten die Kästen über die Rampe, wo die Tieflader eingetroffen sind. In
körniger Ferne zeichnet sich der vertraut wirkende Höhenzug ab, und Tamy

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