schmetterling

(Martin Jones) #1

in einem Ambiente, dessen Eigenschaftslosigkeit umso gespenstischer
anmutet.
»Was um alles in der Welt ist das?«, flüstert Ruth. »Wo ist das?«
Changieren trifft es nicht, denkt Luther.
Eher ein Kräuseln des Raums, als treibe etwas dicht unter seiner
Oberfläche dahin, ziellos und träge. Nein, noch anders. Das Etwas ist bereits
in dem Raum, durchmisst ihn, jedoch unsichtbar, sodass nur die verzerrende
Wirkung seines Vorüberflugs zur Wahrnehmung gelangt. Der Timecode
passiert die Zehn-Uhr-Marke.
»Jetzt müsste allmählich mal was –«
Beide Kameras fallen aus.
Abrupt füllt sich der Bildschirm mit weißem Rauschen, dann kehrt die
Brücke zurück, geisterhaft schwach zuerst, kaum auszumachen im Pixelbrei,
rasch Kontur und Form gewinnend, wieder gestochen scharf. Luther langt
über Tamys Schulter, stoppt, und sie starren auf den gefrorenen Moment, auf
die nachtschwarzen Kästen im Zentrum der Brücke. Mit ihnen erschließt sich
zugleich die Größe der absonderlichen Konstruktion. An die hundert Meter
überspannend, breit wie ein Highway. Unverändert rätselhaft fließt der Raum,
und Luther beschleicht die Vorstellung, die Kästen könnten ihren Ursprung in
den wolkigen Kräuselungen und Verzerrungen haben, so wie aus dem Chaos
der Hirnströme Worte hervortreten und sich zu klaren Gedanken finden. Er
lässt den Film weiterlaufen. Eines der Tore an den Brückenköpfen gebiert die
Bewaffneten, im Gefolge die Laderoboter und Pritschenwagen – die Furchen
sind demnach Schienen –, der Hüne tritt zu einem der Kästen und legt ein
Bedienfeld frei, die anderen gehen auf Distanz, ihre Maschinenpistolen im
Anschlag. Langsam gleitet der Kasten auf –
In Tamys Zimmer kann man eine Nadel fallen hören.
»Ein Tank?«, rätselt Ruth.
Eine milchig blasse Scheibe, die sich über die komplette Breitseite
erstreckt, pulsierend von Licht. Schemen zeichnen sich ab, Andeutungen,

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