schmetterling

(Martin Jones) #1

»Es ist eine Kugel«, wiederholt Tamy geduldig. »Alles andere ist ein Fall
für deinen Optiker.«
»Wie auch immer, wir fahren jetzt da raus.«
»Gut. Ich weiß, wo es ist.«
»Ich auch«, sagt Luther. »Ich hab den Grundbucheintrag samt Lageplan im
Wagen. Du bleibst hier.«
»Dad! Ich weiß genau, wo es ist.«
»Mein Navi auch, und ich werd’s nicht mal brauchen.«
Zorn überschwemmt Tamys Blick. »Hör gefälligst auf, mich in einen
Kokon zu packen.«
»Tue ich nicht.«
»Und wie du das tust. Und es ändert gar nichts.« Sie starren einander an,
und Luther sieht in ihren von Eigensinn verhangenen Augen Jodie. Sosehr er
selbst seinem ghanaischen Vater gleicht, ist Tamy nach ihrer Mutter geraten,
aschblond, helläugig, die Haut kaum nuanciert von ihren schwarzen Genen.
»Das ist ein gefährlicher Ort«, sagt er, der Provokation ausweichend.
»Quatsch. Das ist einfach ein Ort im Wald. Und ich war schon mehrfach
da.«
Luther runzelt die Brauen. »Wozu?«
»Tiere beobachten. Rotwild und Raubvögel. Es ist um die Ecke von
Knutson Meadow. Schon irgendwie versteckt, aber man kann auch nicht
gerade sagen, dass sie voll das Geheimnis draus machen. Man kommt halt
nicht rein.«
»Heißt konkret?«
»Da sind überall Zäune und ein Kontrollposten.« Tamy schlägt einen
eifrigen Ton an. Offenbar wittert sie in Luthers Nachfrage Entgegenkommen.
»Ich kann euch die Scheunen zeigen! Dann müsst ihr sie nicht lange suchen.
Und den Hof!«
»Wo die Tieflader geparkt haben?«, fragt Ruth.
»Yep.«

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