schmetterling

(Martin Jones) #1

durchbrochen von einer röhrenförmigen Sicherheitsschleuse, offen stehende
Türen gewähren Blicke in leere Arbeitsräume. Ihr Weg führt in ein
herrschaftliches Hinterzimmer, vollgestellt mit Gründerzeitmöbeln,
gemütlichen Sofas, Laptop-Arbeitsplätzen, Schränken voller Bücher und
einer gut sortierten Bar. Ohne innezuhalten, marschiert van Dyke durch eine
geöffnete Flügeltür auf die Terrasse, und Luther überschaut das Areal
erstmals in seiner gesamten Ausdehnung. Links die Scheunen, deren
verwitterte Wände und Dächer den Tagen entstammen dürften, als das
Haupthaus erbaut wurde, angrenzend das Umspannwerk. Blitzschutzmasten,
Transformatoren, Sammelschienen und reihenweise Generatorblöcke
erwecken den Eindruck, eine Kleinstadt mit Strom versorgen zu können. Er
blickt nach rechts, wo ein lang gezogener Gebäudetrakt entspringt. Rote
Giebel, parzellierte Vorgärten und Korbmöbel auf den Veranden, wie Florida
Beach entrissen und vor die endlos gereihten Wassertanks gepflanzt, die das
Areal nach Süden hin begrenzen. Umso schmuckloser die Flachbauten,
Labors vielleicht. Die Mittelachse, ausgehend von der Villa, durchläuft ein
Flugfeld und einen Park mit Naturteich und im Wind flatternden
Liegestühlen, bevor sie an den Verladehof des Hangars grenzt. Massig und
abweisend liegt er da, das Rolltor offen, doch Luthers Blick wird von
Dunkelheit aufgesaugt.
Vom Flugzeug kommen drei Personen herüber. Ein Mann mit der
federnden Lässigkeit des geborenen Sportlers, die Frau zu seiner Linken in
Pilotenmontur. Die andere, mahagonifarben und von gedehnter Schlankheit,
trägt die Uniform des Wachdienstes. Ihre Bewegungen sind fließend, als
werde sie jeden Moment in die Höhe schnellen und wie ein Fisch durch die
Luft gleiten. Sie äußert etwas zu dem Mann, fixiert Luther und lächelt.
»Elmar wollte auf jeden Fall dabei sein«, sagt van Dyke. »Pilar war eine
seiner engsten Mitarbeiterinnen.«
Luther erwidert den Blick der Mahagonifrau, deren hohe, glatte Stirn und
schmale Nase ihr das Aussehen einer äthiopischen Königin verleihen. Sie

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