schmetterling

(Martin Jones) #1

Alto. – Elmar, darf ich dir Undersheriff Luther Opoku vom hiesigen Sheriff
Department vorstellen?«
Der Mann, der über die Verandastufen zu ihnen heraufspringt, hat kurz
geschorenes schwarzes Haar, katzenfelldichte Brauen und das Gesicht des
ewigen Studenten. Ein Wangen und Kinn umschattender Dreitagebart
verfehlt es, ihn älter aussehen zu lassen als Anfang dreißig, während Elmar
Nordvisk tatsächlich weit jenseits der vierzig ist. Er trägt Jeans, Sneakers und
ein Radiohead-T-Shirt, darüber ein Jackett von der Sorte, das nach zwei
Tagen im Koffer faltenfrei daraus hervorgleitet. Als er Luther die Hand gibt,
geschieht es so beiläufig, dass zu befürchten steht, er werde im nächsten
Moment keine Erinnerung mehr an sein Gegenüber haben.
»Sheriff.« Flüchtiger Augenkontakt. »Sie haben Pilar gefunden?«
»Geborgen. Touristen haben sie entdeckt.«
»Musste sie leiden?«
Luther zögert. »Ich glaube nicht. Es ging sehr schnell.«
»Schnell. Wie schnell?«
»Sie stürzte in einen Baum. Ihr Genick brach.«
Nordvisk schaut auf seine Hände, als sehe er sie zum ersten Mal. Spreizt
wie zum Test die Finger. »Okay, Sie haben Fragen. Ich bin kein Freund
unausgeglichener Bilanzen, schlage also vor, wir bringen uns gegenseitig auf
den letzten Stand. Mir egal, in welcher Reihenfolge.« Er schaut auf.
»Vielleicht – fangen Sie an? Kurz die Fakten.«
»Miss Guzmán –«
»Pilar.« Er lächelt tieftraurig. »Nennen Sie sie Pilar.«
»Wir reden uns grundsätzlich mit Vornamen an«, erläutert van Dyke.
Während Luther den Erkenntnisstand ausbreitet, irrlichtern Elmar
Nordvisks Blicke über das Gelände, als spiele sich dort ein Parallelgeschehen
ab. Luther entsinnt sich der jungen Frauen, die sie vom Zaun aus beobachtet
haben. Saß jemand in den Büros, als er das Foyer durchquerte? Er weiß es
nicht mehr. Zu sehr war er von dem monolithischen Fahrstuhl und der

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