schmetterling

(Martin Jones) #1

verwaltet sich die Farm selbst, das ist ja eines der Hauptziele maschinellen
Lernens. Eigentlich logisch. Wenn Sie in der Industrie 4.0 und im Internet der
Dinge den Ton angeben wollen, brauchen Sie eine universelle KI, die Ihnen
dient, ohne dass Sie ihr dienen müssen, wissen Sie überhaupt, wovon ich
rede?«
»Nein.«
»Schon klar, ich langweile Sie mit irrelevantem Kram.« Seine Stimme ist
leise, die Lippen bewegen sich kaum. Umso schneller drängt der Redefluss
zwischen ihnen hervor. Wortwürmer jagen einander am Rande der
Verständlichkeit. Nordvisk scheint das Sprechen geringzuschätzen, den
plumpen Boten des Denkens darin zu sehen. Wohl um sein Nuscheln
auszugleichen, bedient er sich raumgreifender Gestik, und ganz so hat Luther
ihn aus dem Fernsehbeitrag in Erinnerung. Ein Streitgespräch. Nordvisk
kaperte die gesamte Redezeit, fortgesetzt beschrieben seine Hände Kreise und
Parabeln und schöpften aus nie versiegender Symbolik. Auf seinen Zügen
lagen das selbstvergessene Lächeln und Staunen des großen Jungen, der in
eine Zukunft unbegrenzter Möglichkeiten schaut, nur immer knapp an seinem
Gegenüber vorbei, und auch jetzt gleiten seine Pupillen ab, schwimmen
hierhin und dorthin, ohne erkennbaren Fokus.
»Und Sie haben keine Idee, was Pilar gestern Nacht auf der Farm gemacht
haben könnte?«
Van Dyke zuckt die Achseln. »Es gibt ja nicht mal Belege dafür, dass sie
überhaupt hier war.«
»Was wäre eigentlich so ungewöhnlich daran gewesen?«
Nordvisk blinzelt. »Dass sie hier auftaucht?«
»Als leitende Mitarbeiterin –«
»Es gab keinen Grund. Gab keinen! Die Farm ist kein Ort, wo man
außerplanmäßig aufkreuzt. Pilar – ich meine, sie konnte rein und raus, wann
immer sie wollte, aber sie hätte es nicht heimlich getan.« Seine Rechte

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