schmetterling

(Martin Jones) #1

»Ölabbauende Mikroben. Etwas wirklich Wichtiges!« Nordvisk strahlt
Luther unvermittelt an, als habe er ihm ein Weihnachtsgeschenk in die Hand
gedrückt und erwarte, dass er sich darüber freue. »Sie hat Biochemie und
synthetische Biologie studiert, in Berkeley. Eleanor war Pilars Mentorin, und
dann passiert dieser Mist in – wollen Sie das wirklich wissen?«
»Nur zu.«
»Deepwater Horizon, 2010. Klickt was?«
»Die Bohrplattform.«
»Blowout! Das Scheißding flog in die Luft und sank, aber unten sprudelte
es munter weiter. Keiner hatte die Spur eines Plans. Ein Loch in
fünfzehnhundert Metern Wassertiefe, aus dem Öl schoss, ohne dass einer
wusste, wie man den Stopfen wieder draufkriegt. Monate dokterten sie dran
rum, während der Ölteppich immer größer wurde. Versuchten, das Zeug
einzusammeln, abzufackeln, ließen wissen, den Rest würden Bakterien
erledigen. So was gibt’s, dauert aber Jahre. Das Problem ist, wenn Mikroben
Öl fressen, scheiden sie oft Stoffe aus, die noch unverträglicher sind als das
Öl selbst, außerdem vermehren sie sich dabei wie verrückt und verbrauchen
jede Menge Sauerstoff, und am Ende kippt das ganze scheiß Meer um. Pilar
versuchte, Mikroben zu züchten, die rasch Öl abbauen, ohne Sauerstoff in
großem Stil zu vernichten und alles mit ihren Klonen zu verstopfen.«
»Ist es ihr gelungen?«
»Ihr und Eleanor.« Nordvisk nickt voller Ingrimm. »Der verdammte
Nobelpreis stünde ihnen dafür zu.«
»Und das hat sie hier draußen –«
»Ja. Nein.« Sein Blick wischt über Luther hinweg. »Es ist ein
Optimierungsproblem. Man hat endlos viele Möglichkeiten, ins Genom einer
Mikrobe einzugreifen, aber nicht endlos Zeit. Irgendwo in einer Wolke von
Optionen, Millionen und Abermillionen Optionen –« Seine Hände
umspannen einen imaginären Raum, wandern nach außen, »– verbirgt sich

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