schmetterling

(Martin Jones) #1

dass er die Leitung des Sacramento Drogendezernats aufgab und sie nach
Sierra zogen, wo Luthers Mutter lebte, in zweiter Ehe verheiratet mit einem
Deputy aus Plumas, der seinerseits freundschaftliche Kontakte zum chronisch
unterbesetzten Sheriff Department in Downieville unterhielt –
»Undersheriff?« Van Dyke mustert ihn besorgt. »Ist Ihnen nicht gut?«
Luther nimmt die Finger von der Fahrstuhlwand. Ein Gefühl des
Gewichtsverlusts zeigt an, dass die Kabine rasch abwärts sinkt.
»Alles okay.«
»Sie sind blass geworden.«
»Blass?« Gelächter kitzelt seinen Kehlkopf, bricht sich Bahn und entfaltet
befreiende Wirkung. »Mir hat tatsächlich noch nie jemand gesagt, dass ich
blass bin.«
»Nicht? Das sollten Sie als diskriminierend empfinden.«
»So?«
»Pardon.«
»Kein Problem, Mister van Dyke –«
»Hugo.«
»– schlimmer, als über meine Hautfarbe zu witzeln, ist es, sie mit
zusammengekniffenen Arschbacken zu ignorieren, bloß um sich nicht in die
Nesseln zu setzen. Mein Vater ist Ghanaer. Ich bin schwarz wie der leere
Weltraum, wie mein alter Herr zu sagen pflegte.«
»Sie haben sich nie erblassen sehen?«
»Polizisten sind eher fixiert auf das Erblassen anderer.«
»Nichts und niemand ist auf eine Farbe festgelegt«, sagt van Dyke.
»Daran ist viel Schönes und Wahres, Hugo. In Gegenden, wo man mich
nicht kennt, in meinem Privatwagen, in zivil, werde ich trotzdem dreimal so
oft angehalten wie Sie. Die wenigsten Schwarzen können dann einen
Sheriffausweis zücken.«
»Ja, leider. Was ich sagen will, ist, es gibt eine Blässe, die tiefer geht als
die der Haut.«

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